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LONDON – Wingardium leviosa!

Habt ihr auch Kinder, die die übernatürliche Welt der Hexen und Zauberer des Harry-Potter-Universums lieben? In unserem Muggelhaushalt gibt es große Fans von anmutigen Schneeeulen, hüpfenden Schokofröschen und magischen Rumtreiberkarten. Da ich nicht willens war, hunderte Euros für Tickets und Transfer zu den Warner-Bros-Studios in London auszugeben, hatte ich stattdessen eine themenbezogenen Tour durch die Stadt vorbereitet, auf die ich die Kinder mitnehmen wollte.

Den Beginn machte das „House of MinaLima“ in Soho. Das sagt euch nichts? Die Theaterdesignerin Miraphora Mina und der Grafiker Eduardo Lima konzipierten und erschufen die Grafiken der Harry-Potter-Welt für das Filmstudio und setzten ihre Arbeit im Rahmen vieler Designaufträge für das Franchise nach Fertigstellung der Filme fort.

Im Film „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1“ sind Harry, Hermine und Ron auf der Flucht vor den Todessern und werden am Piccadilly Cirus beinahe von einem roten Doppeldeckerbus überfahren.

Piccadilly Circus

Am nahe gelegenen Leicester Square war der kleine Zauberer mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn nicht nur als Bronzefigur fliegend auf dem Hexenbesen „Nimbus 2000“ zu finden, …

… sondern auch als überdimensioniertes Lego-Kunstwerk.

Gleichwohl Fanartikel in aller Regel eher minderwertig produziert und zu erhöhten Preisen verkauft werden, macht es Spaß, in Merchandise-Geschäften ein wenig herumzukramen. Das „House of Spells“ ließ unsere Harry-Potter-Herzen höher schlagen. Hier fand man wirklich alles, was das Zaubererherz begehrte, und mehr.

In einschlägigen Foren wird viel darüber spekuliert, welche Londoner Gassen und Ecken die Autorin J. K. Rowling bei ihrer Beschreibung der verborgenen Winkelgasse, der Einkaufsmeile für Hogwarts-Schüler, wohl inspiriert haben mögen. Der Schlurf, über den man „Goodwin’s Court“ betritt, ist nicht gleich auf den ersten Blick ersichtlich. Sobald man sich allerdings in dieser schmalen Passage befindet, fühlt man sich tatsächlich in die Filmszene versetzt, in der Harry mit Hagrid seine Einkaufsliste für den Schulbeginn abarbeitet.

„Goodwin’s Court“

Als heißer Tipp hinsichtlich möglicher Inspirationsquellen gilt weiters die mit 38 cm engste Gasse Londons: „Brydges Place“.

„Brydges Place“

In diversen Reiseführern und Blogs spricht man ferner davon, dass die Fußgängerzone „Cecil Court“ Rowling beflügelt haben könnte. Vor Ort ist man sich dessen nicht so sicher.

„Harry Potter has nothing to do with this street. J. K. Rowling did not get inspiration from this street. Ask your tour guide for your money back.“

Laut einem Interview mit „Forbes“ vom Mai 2020 kannte die britische Schriftstellerin lustigerweise keinen einzigen dieser Orte, als sie die Harry-Potter-Bücher schrieb 😉 Doch spricht in meinen Augen nichts dagegen, einfach seinen Tagträumen nachzuhängen. Unter Umständen wurden wir ja als Muggel vom einen oder anderen Zauberer skeptisch beäugt, als wir an den märchenhaften viktorianischen Gebäuden entlangschlenderten?

Fakt ist, dass die Szene, in der Hagrid mit Harry Potter im Film „Harry Potter und der Stein der Weisen“ den Pub „The Leaky Cauldron“ („Zum tropfenden Kessel“) betrat, um über dessen Innenhof in die Winkelgasse zu gelangen, im Londoner „Leadenhall Market“ gedreht worden war.

Der Gemüse-, Fleisch- und Wildmarkt aus dem 14. Jahrhundert wurde mehrfach neu gestaltet und beherbergt heute zahlreiche Restaurants und Boutiquen. Wir benötigten ein wenig Zeit, um den Drehort zu finden, konnten ihn aber schließlich entdecken.

Unser Spaziergang hatte uns zuvor zur „Millenium Bridge“ geführt, einer Fußgängerbrücke, die aufgrund von sehr realen anfänglichen Konstruktionsfehlern auch „wobbly bridge“ (Wackelbrücke) genannt worden war. Dieses Schwank-Klischee behielt die Brücke auch in „Harry Potter und der Halbblutprinz“ bei, als die Todesser spiralförmig um den Brückensteg flogen, die Tragseile nach einigen abgefeuerten Salven rissen und sie schlussendlich vollständig zusammenbrach.

„Millenium Bridge“

Während sich die Kinder auf die Suche nach „chewing gum art“ von Ben Wilson auf der Brücke machten, nutzte ich die „blaue Stunde“, um noch ein paar Bilder zu knipsen.

Um unsere Tour erfolgreich abschließen zu können, fehlte uns nur noch DER Harry-Potter-Ort schlechthin. Ich hatte insgeheim gehofft, dass abends vielleicht nicht so viele Touristen am Bahnhof „King’s Cross“ anstehen, um sich – mit wehendem Schal und einem Gepäckwagen voller alter Lederkoffer Anlauf auf die magische Mauer zum Bahnsteig 9 3/4 nehmend – fotografieren zu lassen. Weit gefehlt! Die Kinder und ich waren uns einig, dass wir keine Lust hatten, uns für ein Foto gefühlt auf Platz 239 in die lange Warteschlange zu stellen. Wir waren hungrig und müde und begnügten uns mit dem leeren Wagen und unserer Fantasie!

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