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    Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.

    Bedenkt man, dass die im Pazifik schwimmende Plastikinsel mittlerweile dreimal so groß sein soll wie Frankreich, muss man beschämt seine Augen senken. Welche Welt hinterlassen wir da bloß unseren Kindern? Wir bemühen uns seit mittlerweile drei Jahrzehnten, es zumindest ein klein wenig besser zu machen, ein Vorbild zu sein, ohne in eine moralische Hybris zu verfallen. In der Hoffnung, dass wenigstens unsere eigenen Kinder erkennen, dass uns ihr Heimatplanet zu keiner Zeit egal war, thematisieren wir immer wieder, warum wir Möbeln aus Massivholz, Kleidung aus Naturfasern, unverpackten Lebensmitteln und Getränken in Glasflaschen den Vorzug geben. Trotzdem gibt es noch immer viele Bereiche, in denen wir uns verbessern könnten, kämen uns…

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    Die Prinzessin auf der Erbse

    Immer wieder kramen unsere Sprösslinge meine verstaubten Grimm- und Andersen-Märchenbücher aus Kindertagen hervor und lassen sich daraus vorlesen. Manchmal wird aus den Lesestunden auch mehr. Je nach Alter und Verständnis der Kinder diskutieren wir dann über geschichtliche Hintergründe oder auch einfach nur über die Merkmale der Textgattung. Ich selbst fand „Sprachbetrachtung“ in der Schule wahnsinnig langweilig und bemühe mich daher umso mehr, die Begeisterung unserer Kinder dafür zu wecken. Linus (10) findet zum Beispiel dieses Legematerial von „HexeLotta“ total ansprechend, das gleich nach dem ersten Ausprobieren einen dauerhaften Platz auf unserem Kühlschrank bekam: Einen Lieblingsmärchen-Podestplatz belegt „Die Prinzessin auf der Erbse“. Kein Wunder also, dass Linus sofort Feuer und Flamme…

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    Oleum Lini – Ein natürlicher Fußbodenbelag als Druckträger

    Die Erfindung des Linoleums Ende des 19. Jahrhunderts war einem Zufall geschuldet. Dass die Leinölmasse auf Jutegewebe in weiterer Folge nicht nur als Bodenbelag reißenden Absatz finden, sondern auch im Kunstsektor Einzug halten sollte, war für den englischen Chemiker Sir Frederick Walton nicht erwartbar. Die konservativen Hochdruckkünstler hielten vorerst am traditionellen Material „Holz“ fest, lobten die Möglichkeiten, dessen Maserung in das Kunstwerk miteinbeziehen zu können und öffneten sich nur zögerlich und mit viel Kritik dem neuen Werkstoff. Vor allem an Schulen aber erfreute sich Linoleum als leicht zu bearbeitender Bilddruckträger im Kunstunterricht wachsender Beliebtheit. Schon als sich unser ältester Sohn Laurin vor einigen Jahren zum ersten Mal dem Linolschnitt widmete,…

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    TIROL – Schloss Ambras

    „Die schöne Welserin“ war namensgebend für die Straße, in der sich unser Hotel in Innsbruck befand. Philippine Welser, gebildete Tochter einer reichen Augsburger Patrizierfamilie, hatte unstandesgemäß Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, den Lieblingssohn des Kaisers, geheiratet – ein Fauxpas im 16. Jahrhundert ganz allgemein, umso mehr noch, weil es die engste kaiserliche Familie betraf. „Und schon hat er sie erspähetHinter der Gardinen Flor,Zu dem Fenster, wo sie stehet,Fliegt sein heißer Blick empor;Denn, die keinen Rang erkennet,Liebe reißt ihn zu ihr hin,Und der Sohn des Kaisers brennetFür die schöne Welserin.„Auszug aus „Philippine Welserin“ (Karoline Pichler 1769-1843) Vor dem Hintergrund dieser Liebesgeschichte, um die sich zahlreiche Mythen ranken, ließ Erzherzog Ferdinand die…

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    TIROL – Mein schönes Innsbruck am grünen Inn

    Pünktlich um sieben Uhr am Morgen weckten uns die Glocken der Pfarrkirche Amras. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte, dass Innsbruck noch in tiefen Nebel gehüllt war, woraufhin wir allesamt die warmen Decken über unsere Köpfe zogen und das Aufstehen noch hinauszögerten. Um acht Uhr saßen wir dennoch im Frühstücksraum, schlürften Orangensaft und knabberten an unserem Frühstücksgebäck. Wenig später fuhren wir schon mit der Straßenbahnlinie „T“ Richtung Altstadt. Geplant war, das zu tun, was richtige Touristen eben so tun. Wir wollten uns zu den kitschigsten Plätzen der Alpenstadt begeben, ein Paar Fotos machen und an einer Stadtführung teilnehmen. Die Mondsichelmadonna der Annasäule in der Maria-Theresien-Straße war die erste Sehenswürdigkeit, die…

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    TIROL – Süßer die Glocken nie klingen …

    Nach unserer Anreise aus Kärnten und mit gefüllten Bäuchen waren wir pünktlich in der größten Glockengießerei Österreichs, dem Traditionsbetrieb „Grassmayr“, im Innsbrucker Stadtteil „Wilten“ angekommen. Die ersten Glocken des Familienbetriebes wurden in einer Zeit gegossen, in der Handwerksgesellen noch in ihrer typischen Kluft auf die Walz gingen, einer mindestens drei Jahre und einen Tag dauernden Fortbildungsreise, in der die ledigen, kinderlosen und schuldenfreien Gesellen im Umkreis von maximal fünfzig Kilometern zu ihrem Heimatort die Arbeitstechniken und Abläufe ihrer Berufskollegen erlernten. Im Jahr 1599 goss Bartlmä Grassmayr nach achtjähriger „Tippelei“ die erste Glocke für seinen Heimatweiler Habichen und legte damit den Grundstein für das bis heute bestehende Unternehmen. Nach einem kurzen…

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    Gebrannter Staub

    Mit Ton zu arbeiten bedeutet allem voran, in die Fußstapfen unserer Urururahnen zu treten. Seit tausenden Jahren stellen Menschen überall auf der Erde Alltags- und Gebrauchsgegenstände, Schmuck und Dekoration aus diesem zu Staub verwitterten Gestein her. Die besondere Haptik des Rohstoffs macht Ton zu einem wahren Magneten für Jung und Alt. Kühl, glatt und geschmeidig fühlt er sich an. Wunderbar leicht lässt er sich formen, glätten, schneiden und bedrucken. Die zweite Jännerhälfte war der Töpferei gewidmet. Bereits im Herbst hatten wir mit Petra Fiedler von der Töpferwerkstatt „Albus“ in Wernberg Vorgespräche geführt und schlussendlich mehrere Workshops für frei(er) sich bildende Kinder in Kärnten geplant und organisiert und nun – nach…

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    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

    Maja (13) liebt es zu malen. Am allerliebsten packt sie seit Monaten ihre Aquarellfarben aus und lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Hie und da versuche ich sie zu ermuntern, auch einmal andere Techniken anzuwenden und auszuprobieren. Der Dezember stand daher ganz im Zeichen der „Rastermalerei“ und der „Perspektive“. Ich verrate offen und ehrlich gleich vorneweg, dass beides Frust und Lust verursachte, ersteres aber immer wieder durchaus Oberhand gewann. Über das „Rasterbild“ werde ich in einem eigenen Beitrag berichten. Heute soll es um die ersten Versuche unserer Tochter gehen, Perspektiven nicht nur nach dem Prinzip „Daumen mal Pi“ zu berücksichtigen, sondern zu wissen, was man tut. Nun kommt aber bei heranwachsenden…

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    Farbexplosion

    Der Winter glänzt heuer vor allem mit seiner Abwesenheit. Die Temperaturen sind viel zu mild und liegen in aller Regel weit über dem Gefrierpunkt. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern nieselt es nur allzu nass vom trüben Himmel. Dazu beginnt jedes Mal bei einem Familienmitglied eine Erkältung, wenn ein anderes sie gerade erfolgreich los geworden war. Perfekte Voraussetzungen also, um sich mit dicken Socken und einer dampfenden Tasse heißen Tees in eine Decke zu kuscheln und bunte Farben hervorzukramen. Linus (9) hatte Lust auf ein kreatives Feuerwerk, um dem tristen Wetter draußen zu trotzen und dem Alltag einen gehörigen Farbklecks zu verpassen. Gesagt, getan! Von den vielen Möglichkeiten, die Explosion…

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    Von Wackeltürmen und Rechensternen

    Sich das grundlegende mathematische Verständnis für das kleine Einmaleins spielerisch anzueignen, machte eigentlich allen unseren Kindern viel Spaß. Ob es für den Alltag europäischer Bürger zwingend erforderlich ist, die Aufgaben auch zu automatisieren und entsprechend schnell abrufen zu können, darf diskutiert werden. Allemal ist das rasche Lösen von Einmaleinsaufgaben für die meisten erwachsenen Zeitgenossen in Europa zumindest praktikabel, gewiss aber nicht essentiell. Man bedenke, dass beispielsweise die Warlpiri (ein Volk der australischen Aborigines) keine Zahlwörter außer „eins“, „zwei“, „wenige“ und „viele“ kennen und dennoch einfache Rechenaufgaben schätzend lösen können, ohne es gelernt zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2007 kam vor diesem Hintergrund zum Schluss, dass Menschen über ein…