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    Samhain – Zugang zur Anderswelt

    Was heute kommerziell ausgeschlachtet wird und weltweit Milliardenumsätze in die Kassen großer Handelskonzerne spült, hat seinen Ursprung im Irland früherer Zeiten. Samhain [ˈsawəɲ] war eines der vier großen irisch-keltischen Feste und wurde lange als Beginn des keltischen Jahres betrachtet. Nach heidnischem Glauben waren an diesem Tag die Tore zur Anderswelt weit geöffnet und die Geister wandelten zwischen dem Reich der Toten und dem der Lebenden hin und her. Große Feuer wurden entzündet, um die Seelen der Toten zu wärmen. Man war davon überzeugt, dass es Schwellenzeiten und Schwellenorte gab, an denen ein Übergang oder eine Verbindung zur jeweils anderen Welt leichter möglich war, was Chancen und Risiken barg. Es wurde…

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    NIEDERÖSTERREICH – Burg Heidenreichstein (Wasserburg)

    Höhenburgen sind in unserem Land – vor allem der natürlichen Topographie geschuldet – weiter verbreitet als Niederungsburgen. Dennoch gibt es auch in Österreich die eine oder andere Schönheit aus zweiter Kategorie. Wie ich euch hier schon erzählte https://belinda.amplatz.today/freigeist/kaernten-burg-hochosterwitz-gipfelburg/ fassten wir kürzlich den Familienbeschluss, mit dem Knappen Linus von Amplatz unterschiedliche Arten von Burgen zu bereisen. Zur Zeit sind wir auf Besuch im Waldviertel in Niederösterreich, wo sich die größte mittelalterliche Wasserburg Österreichs befindet: Burg Heidenreichstein. Anfang des 12. Jahrhunderts entstand entlang zweier Fernstraßen nach Böhmen eine Siedlung, die vermutlich nach einem „Heidenreich“ aus der Familie der Burggrafen von Gars, Ministerialen der Babenberger, benannt worden sein dürfte. Der ebenso in dieser…

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    KÄRNTEN – Burg Hochosterwitz (Gipfelburg)

    Obwohl wir uns ja aktuell mit dreien unserer vier Kinder im Waldviertel in Niederösterreich befinden, möchte ich euch auf eine klitzekleine Reise durch Zeit und Raum mitnehmen. Begeben wir uns gemeinsam etwa zwei Wochen in die Vergangenheit zurück und denken uns von Amaliendorf nahe der tschechischen Grenze in die Gemeinde St. Georgen am Längsee. Grund für unsere gedankliche Exkursion ist ein Thema, für das sich viele Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessieren: „Ritter und Burgen“. Aktuell ist es bei uns vor allem Linus (9), der kaum einen Tag vergehen lässt, an dem er nicht mit Holzschwert und Schild gegen „berittene und unberittene Widersacher“ (also seine Geschwister) kämpft und Bücher über das…

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    NIEDERÖSTERREICH – O schaurig ist’s, über’s Moor zu gehn …

    Kaum jemand kommt heutzutage mehr in die Verlegenheit, die von Annette von Droste-Hülshoff 1842 beschriebene Stimmung beim Durchwandern einer Moorlandschaft in dieser Form zu erleben. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert wurden durch Entwässerung und Torfabbau Feuchtgebiete nutzbar gemacht, was als Triumph des Menschen über die widerspenstige Natur gefeiert wurde. Brenntorf zu stechen und zu trocknen war eine mühevolle Arbeit und meist der ärmeren Bevölkerung vorbehalten. Heute weiß man, welchen Wert und Nutzen der Erhalt von Feuchtgebieten hat. Und dennoch ist Europa wieder einmal Weltmeister der Heuchelei. Der hiesige Abbau von Torf ist in Verruf geraten und seit Jahren rückläufig. Der Verbrauch von Torf wächst aber gleichzeitig stetig. Als…

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    NIEDERÖSTERREICH – Fossilienwelt Stetten

    In der Nacht auf den 27. Oktober schüttete es wie aus Kübeln. Selbst am Morgen trommelten die Regentropfen noch so laut auf die Fensterscheiben, dass wir die dicken Bettdecken im Halbschlaf über die Köpfe zogen, um von den Geräuschen nicht vollständig aufgeweckt zu werden. Die dicken, grauen Wolken ließen nur wenig Sonnenlicht durch. Man hatte das Gefühl, dass es erst frühmorgens sein konnte, dabei war es schon nach neun. Nachdem wir gefrühstückt und unsere Koffer ins Auto verladen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Norden. In Stetten wollten Maja (13), Linus (9) und meine Wenigkeit das Wissen, das wir tags zuvor auf dem Geolehrpfad Bad Vöslau erworben hatten,…

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    NIEDERÖSTERREICH – Geld wie Heu

    „Wenn man genug Geld hat, stellt sich der gute Ruf ganz von selbst ein“, bemerkte einst der deutsche Schriftsteller Erich Kästner. Wird man in eine vermögende Familie hineingeboren, spart man sich zudem die mühsame und zeitaufwendige Arbeit des sich Vernetzens, ganz abgesehen von eigener körperlicher Betätigung. Liest man über die verwandtschaftlichen Hintergründe und den Werdegang Richard Schoellers, so drängt sich einem das Bild von der „Butterseite“ auf. Als Kind einer erfolgreichen Industriellenfamilie, die ihr Geld mit Zucker, Bier, dem Bergbau, Papier und Textilien sowie Banken (Schoellerbank) machte, flogen ihm lukrative Geschäfte wohl Zeit seines Lebens zu. Ich bin diesem Mann nichts neidig. Der niederländische Universalgelehrte Erasmus von Rotterdam erkannte schon…

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    NIEDERÖSTERREICH – Geolehrpfad Bad Vöslau

    Wer von meinen Lesern, die zumindest über einen Pflichtschulabschluss verfügen, kennt die Namen der fünf Großlandschaften Österreichs? Wer kann erklären, was die Flyschzone ist? Wer erinnert sich noch daran, welche Edelsteine in den Kärntner Alpen zu finden sind? Keiner?*) Geologie wird in der Sekundarstufe behandelt und alles, was Erwachsene später mit diesem Begriff in Zusammenhang bringen, ist: „Steine?“ Zugegeben: Man kann sich ja nicht für alles interessieren. Hie und da lohnt es sich aber meines Erachtens, den Blick über den Tellerrand zu wagen und den Stein im wahrsten Sinn des Wortes ins Rollen zu bringen. *) Ich wusste all das übrigens bis zu meiner ersten Wiederholung gemeinsam mit unserem ältesten…

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    Auf dich hab‘ ich ein Auge geworfen

    Noch nie zuvor waren unsere Kinder in einer dermaßen ausgeprägten Halloween-Laune wie in diesem Jahr. Sogar unser Adoleszenzius ist auf den Zug aufgesprungen. Während ich verzweifelt versuche, dem kommerzialisierten und stark amerikanisiertem Fest zurück zum Ursprung zu verhelfen, sind unsere Kinder der einhelligen Ansicht, dass „Halloween“ viel lässiger klingt als „Samhain“. Gut. Ich komme ja auch aus dem letzten Jahrtausend. Vor diesem Hintergrund sehen mir meine Kinder so einiges nach. Während sich im Haus also ohnedies schon alles um (fast) kopflose Gespenster, picksüße Gräber-Muffins, romantische Glitzervampire und die perfekte Schürfwunden-Schminke drehte, schnappte sich Maja (13) eine meiner Häkelnadeln, plünderte meinen Wollfundus und schmökerte im Internet nach passenden Häkelanleitungen. Bei „Holzmühle“…

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    Frankensteins Kreatur trifft Pablo Picasso …

    … Monster trifft Genie. Oder anders herum? Wer Mary Shelleys Roman aus dem 19. Jahrhundert kennt, der weiß, dass sich hinter dem unansehnlichen, äußeren Erscheinungsbild des Wesens, das vom ambitionierten Medizinstudenten Victor Frankenstein am Dachboden erschaffen worden war, in Wahrheit ein empfindsamer und sensibler Kern verbarg. Pablo Picasso schaffte es umgekehrt, dass der Glanz seines künstlerischen Schaffens die inneren charakterlichen Schattenseiten seiner Persönlichkeit, die seine zahlreichen Frauen in den Selbstmord oder zu psychischen Zusammenbrüchen trieben, weitestgehend überdeckte. Linus (9) fand jedenfalls einfach die Idee witzig, in der Zeit vor Halloween einen Frankensteinkopf im Picasso-Stil zu kreieren. Nachdem wir uns einige Bilder Picassos angesehen und darüber diskutiert hatten, welche Besonderheiten zu…

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    Schwarze Katze von rechts

    Wenn unsere Kinder enthusiastisch mit nassen Farben egal welcher Art daherkommen, ergreift mein Mann regelmäßig die Flucht. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Szenen sich da in seinem Kopf abspielen, doch müssen es beängstigende sein, die ihn dazu veranlassen, das Weite zu suchen. Ich bekomme zwar bei Kombinationen wie „Permanentmarker und Vierjährigem“ oder „Goldspray und Neunjährigem“ auch hie und da weiche Knie, Wasserfarben können aber meinen Puls nicht nach oben treiben. Linus (9) war schon seit einigen Tagen in Halloween-Laune. In Ermangelung ausreichend großer Schnitzkürbisse, die ich erst noch zu besorgen hatte, beschloss er, etwas zu malen, um sein Zimmer passend dekorieren zu können. Es sollte aber nichts allzu…