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KÄRNTEN – Osterfeuer der Villacher Oberdörfer
Wenn trockenes Reisig von der lodernden Flamme einer Fackel geküsst wird und melodisch zu knistern und knacken beginnt, leise wie Regentropfen auf einem Schindeldach, starren seit Menschengedenken die Augen von Kindern und Alten gleichermaßen fasziniert in die Geburtsstätte eines neuen Feuers. Für heidnische Frühlingsfeste gibt es zwar keine handfesten historischen Belege, allein aber die Tatsache, dass heute – in weniger spirituellen Zeiten – dem weichenden Winter noch immer an vielen Orten der Welt, in unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Tag- und Nachtgleiche mit einem Fest begegnet wird, macht derlei rituelle Feierlichkeiten in vorchristlicher Zeit einleuchtend. Welchen Stellenwert unsere regionalen Osterfeuer für den Otto Normalbürger heutzutage noch haben, ist wohl fraglich.…
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Eins, zwei, Blei …
Ob als Lot, Rammbock-Verkleidung oder Schleuderblei, als Urne, Kessel oder Rohr, als Anker, zur Münzfälschung oder zur Reparatur von Keramiken – Blei zählt zu den sieben klassischen Metallen der Antike und prägte als solches auch noch im Mittelalter den Alltag der Menschen. Die Vorkommen im „Pleyberg“ bei Villach finden in einer Verpfändungsurkunde des Jahres 1311 erstmals Erwähnung. Doch gilt es als gesichert, dass in Kärnten schon Jahrhunderte zuvor Blei abgebaut und verwertet worden war, wie der beeindruckende Fund zahlreicher kleiner Bleifiguren im hallstattzeitlichen Gräberfeld von Frög zeigt. Nachdem ganz Mitteleuropa im Zeitraum 1338 bis 1341 von riesigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht und damit die Ernten großer Regionen vernichtet worden waren, verursachte ein…
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Pipalan
„Beharrlichkeit, Arbeitsfreude, Freiheitsliebe zeichnen den Kärntner aus, behäbig und traulich ist sein Wesen, seine Sprache – er liebt die Verkleinerungsformen über alles; zärtlich und treuherzig, wie man zu seinem Schatz, zu seinem Kind zu sprechen pflegt, spricht er im behaglichen Redefluss, diesen noch verlangsamend, sinnlicher machend durch eine Unmenge von kleinen Füllwörtern…“ (Peter Rosegger, „Der Kärntner“, 1879) „Kinda, wollt’s ane Pipalan ausbruatn?“, fragte ich in den Raum, als unsere liebe Bekannte Anita angeboten hatte, ihren Brüter samt befruchteten Eiern zur Verfügung zu stellen. „Oba mia miass’n se wieda z’ruckbringan, wenn se g’schlupft san.“ Je älter unsere Kinder werden, umso stärker erkennt man ihre Vorbilder im Außen. Unsere Teenager zieht es…
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Das Brot der Pfahlbauer
Kennt ihr, meine geschätzten Leser, die UNESCO-Welterbestätte am Keutschacher See? Sichtbar ist sie heute nur für jene, die gut Luft anhalten können und namentlich über eine Ausnahmegenehmigung für die Tauchverbotszone verfügen, denn sie befindet sich geschützt unter Wasser auf einer Untiefe des Sees, die vor etwa 6.000 Jahren eine Insel gewesen sein dürfte. Entdeckt wurde sie vor über 160 Jahren: eine jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlung. In Linus‘ approbiertem Sachunterrichtsbuch geht man mit diesem verborgenen Schatz Kärntens eher stiefmütterlich um: ein einzelner Satz inklusive Falschinformation (das Alter der Siedlung wurde falsch angegeben) neben einem einzelnen Bild. Wie hoch stehen die Chancen, dass sich ein zehn- oder elfjähriges Kind nachhaltig DARAN erinnert? Linus (11)…
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KÄRNTEN – Acoustic Lakeside Festival
Ganze zwanzig Jahre sind seit unserem letzten Festival ins Land gezogen. Damals hatte ich noch kein einziges graues Haar am Haupt, dafür das eine oder andere Kilogramm weniger auf den Rippen und war noch nicht Mutter von vier so großartigen Kindern. Unverändert blieben der Mann an meiner Seite und unser gemeinsames Leben als Unternehmer. Die Geburtstagstorte unseres jüngsten Sprösslings war kaum weggemampft, als wir gleich nach der Arbeit unser Zelt, die Schlafsäcke, eine große Portion unbändiger Vorfreude und die drei jüngeren Kinder ins Auto packten. Unser Wiedereinstieg in das Festivalleben war naturgemäß familienfreundlicher und nicht ganz so exzentrisch. Geplant war der Besuch des „Acoustic Lakeside Festivals“ am Sonnegger See in…
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KÄRNTEN – Katschberger Adventweg
Wer die Vorweihnachtszeit gerne besinnlich und ohne Hektik, aber dennoch in Gesellschaft verbringen möchte, hat es ganz schön schwer. Die kommerzielle Vermarktung des schönsten Festes im Jahr hat das Erscheinungsbild vieler Kärntner Städte und Dörfer nach wie vor fest im Griff. Übergroße Weihnachtsmannpullis aus 100 % Polyester, Bratwurst-Christbaumkugeln und Rentier-Pups-Marshmallows sind auch hierzulande nichts Ungewöhnliches – je urbaner das Umfeld, umso größer das Angebot an derlei Kitsch. Überteuerte Weihnachts-Zimt-Zuckerwatte in Regenbogenfarben und wenig aromatischer, mit zu viel Zitronensäure versetzter Punsch aus dem Tetrapack runden das Drama und füllen den Besucher erfolgreich ab. Aber: Menschen sind ja lernfähig. Und so nehmen wir wohlwollend wahr, dass seit einigen Jahren eine Rückbesinnung auf…
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KÄRNTEN – Am Villacher Hausberg
Während im Villacher Becken langsam aber sicher der Frühling Einzug hält und die Spatzen um die Wette zwitschern, liegt auf der Rosstratt’n noch Schnee. Strahlender Sonnenschein und ein Temperaturunterschied von fast zehn Grad Celsius schrien am vergangenen Wochenende regelrecht nach unseren Schlitten: „Kommt raus! Kommt raus! Sonst schmelze ich!“ Gesagt, getan! Als wir am späten Vormittag die Villacher Alpenstraße hinauf fuhren, kamen uns die Autos früher Tourengeher schon entgegen. Perfekt! Somit hatten wir gute Aussichten, einen Parkplatz zu bekommen, denn dieser ist – trotz neu eingeführter Parkgebühren und Naturparkbus – zumindest an den Wochenenden nach wie vor sehr voll. Auf der präparierten Rodelpiste merkte man vom Ansturm auf den Dobratsch…
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KÄRNTEN – St. Urbaner See
Nur wenige Kilometer nordöstlich von Feldkirchen liegt – eingebettet in die Gurktaler Alpen – das kleine Dörfchen St. Urban mit seinem idyllischen, kleinen See. Rundherum führt ein Naturerlebnispfad, der uns bereits in der Vergangenheit das eine oder andere Mal zum Spaziergang eingeladen hatte. Zur Zeit ist es auf der Schattseite noch harsch, teilweise vereist – die Überbleibsel des Winters wollen sich noch nicht vollends den immer wärmer werdenden Sonnenstrahlen beugen und den Weg für frisches Grün frei machen. Nur hie und da zwängt sich ein frischer Trieb, eine Knospe oder ein junges Blatt an die Oberfläche und fordert den Frühling ein. Der Rundweg ist nicht besonders lang (nicht einmal zwei…
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KÄRNTEN – Zwergohreulen-Lehrpfad am Plöschenberg
Der Ostersonntag startet bei uns traditionell mit dem Suchen der Osternester und anschließendem Osterbrunch – ganz gemütlich also. Und wenn das Wetter schön ist – wie heute – zieht es uns im Anschluss meistens raus ins Freie. Die Temperaturen konnte man durchaus als frisch bezeichnen, doch ein wunderschönes Azurblau am Himmel machte das wieder wett. Wir fuhren – begleitet von den 80er-Lieblingshits meines Mannes – über Wernberg und St. Egyden zum Plöschenberg. Seitdem sich Maja mit Eulen beschäftigt hatte, schwirrte mir der Zwergohreulen-Lehrpfad im Kopf herum und heute bot sich die ideale Gelegenheit dazu. Ausgehend vom Landgasthof Plöschenberg marschierten wir Richtung Westen. Überhaupt wurden wir die ganze Wanderung hindurch von…
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April, April, der macht was er will …
Neuschnee noch am letzten Samstag, mollige Frühsommertemperaturen am heutigen Dienstag – der April macht seinem Namen alle Ehre. Wenn im Haus die Terrassentüre regelmäßig offen stehen bleibt, sodass die Fliegen wieder ihren Weg in die Stube finden, die Sandkiste von bunten Schaufeln und Eimern durchsetzt schon von weitem „Hier!“ ruft, zehn Gänseblümchen unter einen Fuß passen und die Spatzen im Sand zwischen den Lavendelsträuchern baden, dann beginnt der Frühling in Kärnten. Und so war es nicht verwunderlich, dass ich mein übliches, häufig ohnedies allzu sehr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein über den Haufen warf, meinen Nachmittagsdienst abgab und beschloss, stattdessen die Sonne mit den Kindern so richtig auszukosten, bevor die April’schen Wetterkapriolen möglicherweise…