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Benebelt

Für mich sind die frühen Morgenstunden Träger einer ganz besonderen Kraft. Frisch erholt aufzuwachen und rundherum zu spüren und zu sehen, wie die Stunden der Regeneration durch die frischen Knospen des neuen Tages durchbrochen werden, beseelt mich.

In dieser Stimmung in der Natur und zudem noch von mehreren wunderbaren Frauen begleitet zu sein, ist schon etwas ganz Besonderes.

Elisabeth hatte die Nacht vor unserer Sonnenaufgangswanderung auf den Tschiernock gleich direkt bei uns verbracht, Michaela fuhr kurz vor halb vier morgens am Parkplatz vor und gemeinsam sammelten wir die Letzte im Bunde – Sarah – am Vassacher See auf. Wir machten uns gut gelaunt auf den Weg nach Seeboden am Millstätter See, wo in Treffling unsere Bergführerin Nina dazustoßen sollte. Trotz Mobiltelefon-Navigations-Boykotts meinerseits brauchte es nur zwei kleine Ehrenrunden, um den vereinbarten Treffpunkt zu finden 😉

Der Weg über die Mautstraße zog sich. Schlussendlich kamen wir aber wohlbehalten am Ausgangspunkt unserer Wanderung an. Es war klamm und anfangs noch stockdunkel, aber weniger kühl als erwartet. Je mehr Licht der angehende Tag preisgab, umso mehr Nebel offenbarte sich.

Es war erst Anfang August, jedoch erinnerte alles in der Umgebung an einen Herbsttag. Die Wanderung war gemütlich. Wir plauderten, staunten, genossen, marschierten und hielten inne. Wissend, dass meine Kinder allesamt noch friedlich im Land der Träume verweilten, kostete ich diese seltenen Stunden ohne sie intensiv aus. So sehr ich es auch liebe, wenn dieser entzückende Haufen um mich ist, so sehr schätze ich es auch, zwischendurch immer wieder einmal in meine ganz persönliche Energie zu kommen.

Vor uns blitzte das Gipelkreuz am Tschiernock (2.088 m) bereits durch die Nebelschwaden. Der Sonnenaufgang war auf diese Art und Weise zwar wie von weißen Seidentüchern bedeckt, aber dennoch in seiner Gesamtheit wahrnehmbar.

Erst als uns der Wind uns um die Ohren pfiff und unsere aufgeheizten Körper unangenehm abkühlte, beschlossen wir, die Rundwanderung abzuschließen.

Die Sonne kämpfte gnadenlos um ihre Vorherrschaft, …

… doch wollten Wolken und Nebel nicht widerstandslos aufgeben.

Sowohl der Rosennock als auch der Millstätter See verbargen sich konsequent vor unseren Blicken, als wollten sie uns ermahnen, gedanklich nicht so sehr in die Ferne zu schweifen und vielmehr den Boden direkt vor unseren Füßen genauer in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich lohnte es sich, es so wie Beppo, der Straßenkehrer in Michael Endes „Momo“, zu halten. Andernfalls wären wir an den vielen reifen Schwarzbeeren wohl vorbeimarschiert, die die Nockberge für uns bereit hielten, und hätten möglicherweise auch die Perlenketten aus Tautropfen nicht bemerkt, die die Spinnennetze zwischen den Stauden schmückten.

Erst als wir an der Sommeregger Hütte angekommen waren und unser wohlverdientes Frühstück genossen, wichen die Wolken einem azurblauen Himmel. Ob das als Einladung zur nächsten Wanderung interpretiert werden durfte?

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