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Meister Adebar
Als wir am Ostersonntag die Weißstörche am Bleistätter Moor beobachten durften, erinnerte ich mich an ein flottes Kunstprojekt vom letzten Frühjahr, von dem ich euch noch gar nicht berichtet hatte. Vielleicht haben eure Kinder ja Lust, auch so ein Bild zu gestalten? Linus – damals zehn Jahre jung – begann damit, sein Zeichenblatt vollständig mit blauer Wachsmalkreide zu bemalen, … … und schnippelte daraufhin „Ziegelsteine“ aus dunkelrotem Tonpapier. Damit „mauerte“ er ein weiteres Blatt Papier versetzt zu, … … und schnitt einen Schornstein aus, der auf sein blau bemaltes Hintergrundblatt geklebt wurde. Das Storchennest gestaltete er mit Naturbast und sollte die Kinderstube zweier hungriger Jungstörche werden. Mithilfe eines Glases zeichnete…
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Auf uns’rer Wiese gehet was …
Die Flutung der Tiebelmündung im Bleistätter Moor östlich des Ossiacher Sees im Zeitraum 2016 – 2018 ist in meinen Augen eines der wertvollsten Projekte zur Wahrung und Verbesserung der Biodiversität in Kärnten seit der Jahrtausendwende. Das Moorgebiet war seinerzeit mit einer Ausdehnung von 600 ha das größte Kärntens. Kurz vor dem 2. Weltkrieg hatte man damit begonnen, das Gebiet zu entwässern und intensiv landwirtschaftlich zu nutzen, was in einer Verschlechterung der Wasserqualität im See und zu einem Rückgang der Artenvielfalt von Fauna und Flora resultierte. Das heutige Europaschutzgebiet mit seinen Flachwasserbereichen und Feuchtflächen ist rund 75 ha groß und wurde erfreulicherweise auch für den sanften Tourismus erschlossen, wodurch die allgemeine…
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Hühner-Konvoi
Irgendwie stand Ostern heuer bei uns ganz im Zeichen der Hühner. Ich nehme an, dass das mit dem Ausbrüten unserer „eigenen“ Küken zu tun hat. Vergessen waren Osterhase und Osterlamm. Das Federvieh hatte eindeutig die Nase den Schnabel vorn und war auch zweifelloser Favorit in Bastel- und Malangelegenheiten unserer beiden Jüngsten. Inspiriert von Arbeiten der „La maestra valentina“ – einer bloggenden Kindergärtnerin aus Genua – hatte Linus (11) sich entschieden, einen Hühner-Konvoi zu basteln. Das Material kramte er sich aus unserem Fundus zusammen. Dabei stolperte er unter anderem über Reste sonnengelber Wellpappe, die er gleich zwischen anderen Papieren hervorzog. „Das werden die Küken, Mama!“, meinte er inbrünstig. Um gleichmäßige Formen…
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KÄRNTEN – Osterfeuer der Villacher Oberdörfer
Wenn trockenes Reisig von der lodernden Flamme einer Fackel geküsst wird und melodisch zu knistern und knacken beginnt, leise wie Regentropfen auf einem Schindeldach, starren seit Menschengedenken die Augen von Kindern und Alten gleichermaßen fasziniert in die Geburtsstätte eines neuen Feuers. Für heidnische Frühlingsfeste gibt es zwar keine handfesten historischen Belege, allein aber die Tatsache, dass heute – in weniger spirituellen Zeiten – dem weichenden Winter noch immer an vielen Orten der Welt, in unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Tag- und Nachtgleiche mit einem Fest begegnet wird, macht derlei rituelle Feierlichkeiten in vorchristlicher Zeit einleuchtend. Welchen Stellenwert unsere regionalen Osterfeuer für den Otto Normalbürger heutzutage noch haben, ist wohl fraglich.…
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Eins, zwei, Blei …
Ob als Lot, Rammbock-Verkleidung oder Schleuderblei, als Urne, Kessel oder Rohr, als Anker, zur Münzfälschung oder zur Reparatur von Keramiken – Blei zählt zu den sieben klassischen Metallen der Antike und prägte als solches auch noch im Mittelalter den Alltag der Menschen. Die Vorkommen im „Pleyberg“ bei Villach finden in einer Verpfändungsurkunde des Jahres 1311 erstmals Erwähnung. Doch gilt es als gesichert, dass in Kärnten schon Jahrhunderte zuvor Blei abgebaut und verwertet worden war, wie der beeindruckende Fund zahlreicher kleiner Bleifiguren im hallstattzeitlichen Gräberfeld von Frög zeigt. Nachdem ganz Mitteleuropa im Zeitraum 1338 bis 1341 von riesigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht und damit die Ernten großer Regionen vernichtet worden waren, verursachte ein…
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In einem Garten in Ferney …
„Ma très chère amie, je me promène dans mon jardin de Ferney, où les fleurs du printemps commencent à montrer leur éclat. Les muguets, avec leur humble douceur, me font oublier les querelles des hommes et les vanités de Paris. Ces petites clochettes blanches ont plus de philosophie que nos docteurs, car elles se contentent d’être et de parfumer l’air.“ „Meine sehr liebe Freundin, ich spaziere durch meinen Garten in Ferney, wo die Frühlingsblumen beginnen, ihre Pracht zu zeigen. Die Maiglöckchen, mit ihrer bescheidenen Sanftheit, lassen mich die Streitereien der Menschen und die Oberflächlichkeiten von Paris vergessen. In diesen kleinen weißen Glöckchen steckt mehr Philosophie als in unseren Gelehrten, denn…
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Es ist alles Gold, was glänzt.
Menschen als wertvolle Individuen mit ihren jeweiligen höchstpersönlichen Stärken zu betrachten, fördert ein gedeihliches Zusammenleben. Bei einer differenzierten Betrachtungsweise über den Wert jedes Einzelnen in einer Gesellschaft darf man sich seines eigenen Platzes bewusst werden, ohne in anmaßende Hybris zu verfallen. Gleichzeitig darf man erkennen, dass einem die Talente der anderen nicht nur nützlich sind, sondern diese das eigene Leben vielfältig bereichern und sei es nur, weil sie einen Perspektivenwechsel auf die Dinge und Angelegenheiten des Alltags ermöglichen. Für mich persönlich kristallisierte sich im Laufe meines Lebens heraus, dass die Ausgewogenheit zwischen dem Dienst an der Gesellschaft (respektive dem Partner und der Familie) und dem Dienst an sich selbst die…