FreiGeist

Das … ist … das … Haus … vom … Ni- … -ko- … -laus.

Wer kennt nicht die zahlreichen Legenden, die sich um den Heiligen Nikolaus von Myra ranken? Güte, Barmherzigkeit, Großmut, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe prägen bis zum heutigen Tag das Bild des altehrwürdigen Bischofs. Und egal, welche Tradition in den einzelnen Familien gelebt wird – vom blitzblank geputzten Stiefel vor der Türe über den Hausbesuch des bärtigen Nikolaus samt Krampus bis hin zum reich gefüllten Nikolaussackerl am Kopfkissen eines sauber bezogenen Bettes -, eines haben alle Bräuche gemein: Den Kindern werden Nüsse und Mandarinen (und heutzutage meistens auch ein Nikolaus aus Schokolade) geschenkt.

Als ich gestern beim Einkaufen von einem Mann mit Bart und einem kleinen Jungen an der Hand angesprochen und um ein wenig Geld für Essen gebeten wurde, erteilte ich ihm eine Absage. „Wer weiß, wem er das Geld am Ende des Tages abliefern muss?“, fragte ich mich in Gedanken. „Geld kann ich Ihnen keines geben. Wenn Sie aber etwas zu essen möchten, dann sagen Sie mir doch, womit Sie oder der Junge eine Freude hätten. Ich bringe es Ihnen mit raus.“ „Vielleicht nur ein kleines bisschen Salami. Der Junge mag gern Salami, wissen Sie?“, antwortete er in gebrochenem Deutsch. Gesagt, getan. Er bekam ein wenig mehr als ein bisschen Salami. Und einen Nikolaus aus Schokolade, der dem Jungen – er mag vielleicht fünf Jahre alt gewesen sein – ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte und ihm sofort in seine Patschhändchen glitt.

Wieder zu Hause angekommen betrachtete ich unsere vier Kinder und war dankbar, dass sie ohne Hunger und finanzielle Not aufwachsen dürfen. Ganz leise im Hintergrund hörte ich Merlins Lieblingsadventlied https://www.youtube.com/watch?v=AhCa17AljI8&ab_channel=RolfZuckowskiFan-YouTubeKanal. Schnell verräumte ich den Einkauf und verdrehte die Augen. Unser Haus ist zwar schon weihnachtlich geschmückt, aber irgendwelche frechen Weihnachtswichtel räumen gefühlt hunderte Spielsachen innerhalb einer Minute aus den Schränken und verteilen wahllos Schmutzwäsche und leere Klopapierrollen auf dem Fußboden. Klopapierrollen. „Linus! Brauchst du die noch zum Basteln?“ No na ned. Unser Drittgeborener braucht ja ganz grundsätzlich immer alles zum Basteln. Die Wortgruppe „Jäger und Sammler“ entfaltet vor dem Hintergrund seines Wesens erst ihre eigentliche Bedeutung.

Der Junge schnappte sich sogleich eine der herumliegenden Klopapierrollen und holte passendes Papier in Rot- und Goldtönen sowie Watte aus unserem Bastelmaterial-Fundus. An dieser Stelle schicke ich ein herzliches Dankeschön an unsere Freundin Helga aus Wien, die uns ihren Wattebestand vermachte.

Linus (9) begann mit dem Krummstab und skizzierte ihn auf die rückwärtige Seite dicken Glitzerkartons.

Das Ausschneiden hatte er sich leichter vorgestellt. Die geraden, langen Seiten sowie die gebogene Außenkante schaffte er ohne Hilfe. Beim inneren Teil der Schnecke des Stabes geriet er ob der Papierstärke und der schmalen Kurven allerdings ins Schwitzen und überredete mich mit einem herzzerreißenden Hundeblick, diesen Part doch für ihn zu übernehmen. Ich erbarmte mich seiner. Immerhin feiern wir Nikolaus, da sind Güte und Hilfsbereitschaft durchaus angebracht.

Währenddessen entwarf Linus Umhang und Mitra und setzte beides auch gleich in die Praxis um.

Nikolaus mit Stupsnase und Mitra

So ein warmer Umhang hilft bei bitterer Kälte.

Zu guter Letzt erhielt Linus‘ Nikolaus noch Haare und einen weißen Rauschebart. Fertig ist der Heilige Nikolaus von Myra! Wir wünschen euch ein frohes Fest!

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