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KÄRNTEN – Katschberger Adventweg

Wer die Vorweihnachtszeit gerne besinnlich und ohne Hektik, aber dennoch in Gesellschaft verbringen möchte, hat es ganz schön schwer. Die kommerzielle Vermarktung des schönsten Festes im Jahr hat das Erscheinungsbild vieler Kärntner Städte und Dörfer nach wie vor fest im Griff. Übergroße Weihnachtsmannpullis aus 100 % Polyester, Bratwurst-Christbaumkugeln und Rentier-Pups-Marshmallows sind auch hierzulande nichts Ungewöhnliches – je urbaner das Umfeld, umso größer das Angebot an derlei Kitsch. Überteuerte Weihnachts-Zimt-Zuckerwatte in Regenbogenfarben und wenig aromatischer, mit zu viel Zitronensäure versetzter Punsch aus dem Tetrapack runden das Drama und füllen den Besucher erfolgreich ab.

Aber: Menschen sind ja lernfähig. Und so nehmen wir wohlwollend wahr, dass seit einigen Jahren eine Rückbesinnung auf ein traditionelleres Weihnachtsfest stattfindet, zumindest im Sinn der Nachhaltigkeit (das mit der Konsumreduktion insgesamt müssen wir wohl noch ein bisschen üben). Mundgeblasene Christbaumkugeln, kunstvolle Kerzen aus echtem Bienenwachs, handgestrickte Socken und Schals, selbst getöpferter Christbaumbehang und Kekse aus Omas Weihnachtsbäckerei finden mehr und mehr Anklang.

Eine Steigerung des Weihnachten-Wie-Früher-Gedankens findet sich auf über 1.700 m Seehöhe am Katschberg. Obwohl das dortige Skigebiet nicht gerade wegen seiner Ursprünglichkeit bekannt und vielbesucht ist, landeten sie meines Erachtens mit dem „Katschberger Adventweg“ einen Volltreffer.

Unseren Besuch begannen wir mit einem ausgiebigen Mittagessen im Alpengasthof „Bacher“.

Spinatpalatschinken mit Käse überbacken

Wir hatten vor, den zweieinhalb Kilometer langen „Wichtelweg“ mit der Pferdekutsche zu fahren, sodass vor allem unser jüngster Spross (4) nur den eigentlichen Adventweg zu Fuß gehen musste, der noch einmal zwei Kilometer lang war.

Obwohl es die Tage zuvor mit bis zu minus 13 °C eisig kalt am Katschberg gewesen war, wehten nun starke, vergleichsweise warme Böen durch das Gontal, die Frau Holle das Zepter an Regentrude übergeben ließen.

An der Pritzhütte angekommen wurden wir bereits von drei urigen Alphornbläsern mit ihren Weisen willkommen geheißen.

Ein lockeres Wort hatten vor allem die beiden älteren Semester auf den Lippen, jedoch wurden ihre großspurigen Ammenmärchen mit einem frechen Grinsen meinerseits sofort enttarnt. Mein schlagfertiges Kontern machte uns sofort zu verbundenen Landsleuten: „Geh! De Gschichtln kennts am deitsch’n Tourist’n azöhln, åba nit uns“ brachte mir lautes Lachen und zustimmendes Kopfnicken ein (Deutsche Touristen waren übrigens in diesem Moment nicht anwesend 😉 ).

Am Eingang zum Adventweg erhielten wir dann unsere Thermoskannen, die man entlang des Pfades an jeder Teestation auffüllen lassen konnte. Jeder Teekoch holte dabei seinen persönlich bevorzugten Rum hervor, wenn sein an die erwachsenen Besucher gerichtetes Augenzwinkern auf die Frage „Mit oder ohne Geschmack?“ freundlich erwidert wurde.

Regen und Sturmböen waren zwar grundsätzlich fordernd, jedoch waren wir alle gut und warm angezogen. So konnte uns das Wetter erst einmal nicht viel anhaben.

Schon bald war aus der blauen Stunde dunkle Nacht geworden.

In den einzelnen Hütten wurde vor allem gemeinsam musiziert, man konnte aber auch den Worten einer Garn spinnenden Märchenerzählerin lauschen, Esel und Schafe streicheln und mit frischem Heu füttern, während man noch warme, gebrannte Mandeln knabberte.

„Wo im Stall finde ich denn nun das Christkind?“

Erst als unsere Kleidung ob des regnerischen Wetters nach stundenlangem Aufenthalt irgendwann doch die Feuchtigkeit durchließ und die letzte Pferdekutsche für die Rückfahrt ins Dorf bereit gemacht wurde, verabschiedeten wir uns schweren Herzens von diesem stimmungsvollen Ambiente. Möglich, dass an sonnigen Wochenenden, die näher an Weihnachten liegen, der „Katschberger Adventweg“ ebenso von Touristenhorden überrannt wird. Für uns war es jedenfalls tatsächlich ruhig, besinnlich und sehr familiär. In diesem Sinne wünschen wir euch einen wunderschönen ersten Adventsonntag. Nehmt euch vor allem Zeit, die Wochen bis Weihnachten so richtig zu genießen!

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