Farbexplosion
Der Winter glänzt heuer vor allem mit seiner Abwesenheit. Die Temperaturen sind viel zu mild und liegen in aller Regel weit über dem Gefrierpunkt. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern nieselt es nur allzu nass vom trüben Himmel. Dazu beginnt jedes Mal bei einem Familienmitglied eine Erkältung, wenn ein anderes sie gerade erfolgreich los geworden war. Perfekte Voraussetzungen also, um sich mit dicken Socken und einer dampfenden Tasse heißen Tees in eine Decke zu kuscheln und bunte Farben hervorzukramen.
Linus (9) hatte Lust auf ein kreatives Feuerwerk, um dem tristen Wetter draußen zu trotzen und dem Alltag einen gehörigen Farbklecks zu verpassen. Gesagt, getan! Von den vielen Möglichkeiten, die Explosion bunter Raketen auf Papier zu bringen, wählten wir eine Variante ohne Zellstoff. Ich hatte im Keller noch dicke, verstaubte Mobile-Folie herumliegen, die ich irgendwann von irgendwem vererbt bekommen hatte. Sie ließ sich wunderbar reinigen und trocknen und sollte zur Ausgangsbasis für Linus‘ Kreativprojekt werden. Die „Raketen“-Pinsel wollte mein Junior aber nicht selber herstellen. Er war noch mit dem Basteln seiner Geburtstags-Einladungskarten beschäftigt und bat mich, die Pinselproduktion zu übernehmen.
Ob handelsübliche Acrylfarben auf Folie haften würden, war zu Beginn noch nicht ganz klar. Nach einer kleinen Versuchsreihe entschieden wir uns aber, dass es keiner speziellen Vorbehandlung bedurfte, sondern wir unmittelbar in medias res gehen konnten.
Linus malte also frisch fröhlich einen tiefschwarzen „Himmel“ auf die Folie – keine Hexerei.
Der Junge wollte zuerst die Farben „gold“ und „silber“ verwenden und dann in einer darüberliegenden Schicht Farbakzente setzen.
Bei diesem Arbeitsschritt variierte er also weniger mit den Farben, sondern vielmehr mit Größe und Form der Himmelslichter.
Erst nach diesem ersten Schritt kamen dann die bunten Farben ins Spiel. Wir unterhielten uns ein wenig über Farbtheorie, über warme und kalte Farben und über Farbkompositionen. Linus (9) war aber vor allem nach Experimentieren zumute.
Tja, und wenn das Herumklecksen dermaßen lustig war, dass das Kind nach Fertigstellung seines Kunstwerks gleich mit einem zweiten beginnt, weißt du als Mama, dass du alles richtig gemacht hast 🙂