FreiGeist

Gips gibt’s in der Gipsfabrik …

Auf der Suche nach Ideen zur künstlerischen Betätigung mit meinen Kindern bemühe ich ja regelmäßig die Weiten des Internet. Doch manchmal ereilt mich ein Geistesblitz auch, während ich mit banalen Alltagsarbeiten beschäftigt bin. So geschehen an einem Tag Anfang April diesen Jahres, als ich bis zu den Zähnen mit Teenager-Müll „bewaffnet“ die Kellerstiege runterwankte und feststellen musste, dass der „Gelbe Sack“ voll war und ich wegen der gefühlt meterhohen Wäscheberge keinen Zugang zu den Reservesäcken hatte. Abwechselnd fluchend und vor mich hinstolpernd schleppte ich das Zeug also wieder hoch, als mir der Gedanke an Skulpturen aus Müll kam – sicher keine Pionierleistung und vermutlich tausendfach vor meinem Gedanken von anderen umgesetzt, dennoch aber mit Aussicht auf Abwechslung, was uns selbst betrifft.

Maja (11) und Linus (8) waren von meiner Idee sofort Feuer und Flamme.

Ich besorgte indes Gipsbinden und schon konnten wir uns ins Abenteuer stürzen.

Auf alle Fälle – so der O-Ton der Kinder – sollten Tiere entstehen. Oder Fantasietiere? Nach langem Grübeln begannen beide zaghaft, einzelne Teile aneinanderzulegen oder ineinanderzustecken. Linus erkannte in einem Becher und einer leeren Bänderrolle die Schnauze eines Schafs.

Maja schnitt und sägte an der Fluke eines Narwals.

Linus hatte währenddessen sein Schaf – mit nur wenig Hilfe meinerseits beim Befestigen des Paketklebebandes – fertiggestellt.

Maja brachte da viel mehr Geduld auf. Basteln ist wirklich eine Leidenschaft unseres Mädels.

Für das Horn des Narwals schnitt sie sich eine Klopapierrolle zurecht, für die Seitenflossen musste ein leeres Orangensaft-TetraPak herhalten.

Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich. Mit den Gipsbinden und kleinen Wannen ausgestattet, verlegten wir unser „Atelier“ ins Badezimmer.

Ich hatte gut daran getan, den Boden zusätzlich mit alten Leintüchern abzudecken. Ich bin mir nicht sicher, ob andernfalls die Fliesenfugen gut von den Gipsresten zu befreien gewesen wären.

Wie immer, wenn es um haptische Neuerfahrungen geht, war Linus der zaghaftere von beiden und ließ seiner großen Schwester den Vortritt beim Ausprobieren.

Maja hingegen liebt es einfach, Dinge zu fühlen. Es brauchte ein wenig Zeit, bis sie sich an die Verarbeitung gewöhnte. Die Gipsbinden mussten in lauwarmes Wasser getaucht werden – nicht zu kurz, da sonst der Gips krümelig wird und nicht mehr gut verarbeitet werden kann, aber auch nicht zu lang, da er sonst komplett ausgewaschen und somit ebenso unbrauchbar wird.

Nachdem Linus seiner Schwester eine Zeitlang zugesehen hatte, wagte auch er sich an das Material. Es war gar nicht so leicht für ihn, alle Teile einzuwickeln. An so mancher Stelle nahm er dankbar meine Hilfe an. Er hatte die Schnauze seines Schafs beim Wickeln ein wenig eingedrückt, ignorierte aber die Vorschläge seiner älteren Geschwister (Laurin hatte kurz seinen Kopf zur Türe hineingestreckt), aus dem Schaf ein Schwein zu machen.

Die beiden Gipsskulpturen wanderten erst einmal zum Trocknen in den Keller. Tja, und ich verbrachte die nächste Stunde damit, das Badezimmer und alle Arbeitsmittel zu putzen. Überlegt es euch gut, ob ihr auch irgendwann solche Skulpturen basteln möchtet. Ich putzte länger als die Kinder bis hierhin gebastelt hatten.

Ein paar Tage später folgt dann der letzte Schritt: das Anmalen mit Temperafarbe!

Beide hatten keine Ambitionen in Richtung „Fantasietier“, sondern wollten ihre Tiere möglichst realitätstreu bemalen.

Maja recherchierte dazu sogar, wie ein Narwal in Wirklichkeit aussieht.

Und fertig waren unsere beiden neuen Haustiere!

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