FreiGepäck,  FreiLand

Auf uns’rer Wiese gehet was …

Die Flutung der Tiebelmündung im Bleistätter Moor östlich des Ossiacher Sees im Zeitraum 2016 – 2018 ist in meinen Augen eines der wertvollsten Projekte zur Wahrung und Verbesserung der Biodiversität in Kärnten seit der Jahrtausendwende. Das Moorgebiet war seinerzeit mit einer Ausdehnung von 600 ha das größte Kärntens. Kurz vor dem 2. Weltkrieg hatte man damit begonnen, das Gebiet zu entwässern und intensiv landwirtschaftlich zu nutzen, was in einer Verschlechterung der Wasserqualität im See und zu einem Rückgang der Artenvielfalt von Fauna und Flora resultierte. Das heutige Europaschutzgebiet mit seinen Flachwasserbereichen und Feuchtflächen ist rund 75 ha groß und wurde erfreulicherweise auch für den sanften Tourismus erschlossen, wodurch die allgemeine Akzeptanz solcher Renaturierungsmaßnahmen in der Bevölkerung steigen dürfte.

Für unsere Familie ist es jedenfalls immer wieder ein lohnenswertes Ausflugsziel. So nutzten wir auch den traumhaft schönen Ostersonntag, um den Rundweg erneut in Angriff zu nehmen.

Der „slow trail“ machte seinem Namen gleich von Anfang an alle Ehre. „Ah, Mist! Jetzt hab ich aus Versehen mein LTB mitgenommen. Das mag ich aber gar nicht die ganze Zeit über tragen“, teilte Linus (11) augenüberdrehend mit, schnappte sich den Autoschlüssel und rannte schnell wie der Blitz die vielleicht hundert Meter zum Wagen zurück, um es dort zu deponieren. Solltet ihr nicht zufällig selbst Angehörige von Comics-Muss-Man-Schon-Am-Frühstückstisch-Lesen-Menschen sein: LTB = Lustiges Taschenbuch (Donald Duck & Co.). Kaum war er – von dem Sprint völlig außer Puste, aber um etwa 250 g erleichtert – wieder bei uns, jammerte plötzlich Merlin (5): „Mamaaaaaa, i hab‘ meine Rucksack mit die Lego-Doppeldeckerbus vagessen.“ Man muss schon verstehen, dass das Mitführen seines Lieblings-Souvernirs absolut essentiell ist und über „Leben und Tod“ entscheiden kann. Eine Vernachlässigung dieses Bedürfnisses kann verheerende Folgen haben und irreversible Nervenschäden im Geduldsgerüst (meist der Mutter) verursachen. Linus erbarmte sich und begleitete ihn zurück zum Parkplatz.

Maja (14) und ich hatten in der Zwischenzeit fasziniert eine Schar Graugänse auf Futtersuche beobachtet. Bei früheren Spaziergängen war mir die doch recht beachtliche Kolonie noch gar nicht aufgefallen, obwohl sich die Graugans laut „Birdlife“ bereits seit dem Jahr 2020 wieder als Brutvogel im Gebiet rund um das Bleistätter Moor angesiedelt hatte.

Endlich wieder alle vereint trotteten wir wie so viele andere Sonntagsausflügler den Weg entlang. Im Röhricht knackte, rieselte, summte, plätscherte und zwitscherte es. Von einem Moment auf den anderen ertönte ein unfassbar lautes Konzert eines – für die Augen vorerst vollkommen unsichtbaren -Froschchores. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckten wir in einem Tümpel die Rücken zahlreicher, brauner, kaum handgroßer Frösche, die ihr Hochzeitslied angestimmt hatten, ein Gesang, der gleich schnell verstummte wie er begann.

Als wir die Köpfe hoben und damit mehr Farben wahrnahmen als die unterschiedlich nuancierten Brauntöne der sich uns vorher dargebotenen Teichszenerie, blitzte plötzlich etwas Rotes inmitten der Graugänse auf. Und: Nein, es war NICHT die Zipfelmütze von Nils Holgersson, sondern der markante Schnabel eines Weißstorches.

Im Jahr 2020 brütete auf der Storchenplattform am früheren Pumphaus erstmals ein Weißstorch-Pärchen. Seitdem kehren die schönen Vögel, die einem erfolgreichen Nistplatz in der Regel treu bleiben, regelmäßig zurück. Auch in diesem Jahr gibt es im Horst ein Gelege.

Am Aussichtsturm packten die Kinder die mitgebrachte Jause aus und stärkten sich erst einmal.

Nachwuchs-Fotografin mit meiner ausgedienten, aber noch funktionsfähigen früheren Spiegelreflexkamera

Um wenigstens vorübergehend den starken Böen zu entgehen, die zwischenzeitlich über dem Ossiacher See aufkamen, …

… bogen wir in einen kleinen (geheimen) Trampelpfad ein, den Linus entdeckte, kurz bevor wir das Örtchen Steindorf erreichten.

Die Zeit verging wie im Fluge. Wir genossen die vielfältigen Eindrücke und schärften dabei unsere Sinne. Dieses Mal hatten wir ganz andere Lebewesen beobachtet als zuletzt und nahmen auch das Gelände verändert wahr. Wie sich das Bleistätter Moor wohl in den nächsten Monaten wandeln wird?

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