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Dem Himmel sei Dank!

Als ich am Sonntag aufwachte, dachte ich an die Eltern des am 15. Februar in Villach ermordeten 14jährigen Jungen. Ich fühlte mich an den 9. Juli 2017 zurückversetzt, jenen Tag, als unser Sohn tags zuvor gestorben war. Die Leere, die Erschöpfung, die Zweifel über die Echtheit des Erlebten, das Gefühl der Unvollständigkeit, all das ploppte einen Sekundenbruchteil lang als schmerzhafte Erinnerung auf. Ich empfand Mitleid mit der Familie, dessen Kind so grausam aus dem Leben gerissen worden war, und hatte gleichzeitig den Anhauch schlechten Gewissens, weil es gottlob nicht eines unserer Kinder gewesen war und ich deshalb gleichzeitig tiefe Dankbarkeit in mir spürte.

In unserem gesamten Umfeld brodelte es. Trauer und Wut waren vorherrschend. Der 23jährige syrische Attentäter, der mit einem Messer wahllos auf Passanten eingestochen hatte, soll sich innerhalb weniger Wochen auf der Plattform „TikTok“ radikalisiert haben. Peter R. Neumann, Politikwissenschaftler, Journalist und Professor für „security studies“ am King’s College in London habe in dem Anschlag den Teil einer jihadistischen Welle gesehen, die sich seit Monaten angekündigt habe, schrieb „Die Presse“. Die Politik bewegt sich seither in einem Feld zwischen Beschwichtigung und der Ankündigung „härterer Maßnahmen“ gegen straffällig gewordene „Aufenthaltsberechtigte mit Migrationshintergrund“. Doch viele sind es leid, bloße Worte zu hören und in weiterer Folge einer unausgegorenen, anlassbezogenen Gesetzgebung ausgeliefert zu sein, die am Ende des Tages doch wieder nur die unbescholtenen Bürger trifft – egal, ob Stammösterreicher oder „Zuag’raster“. „Anlasslose Massenüberwachung“ oder ein „allgemeines Messertrageverbot“ lassen sich vor dem Hintergrund einer verängstigten Bevölkerung eben leichter durchsetzen. Die Ursachen gefühlt steigender Gewaltexzesse mit fanatisch-religiösem Hintergrund werden durch derlei Symbolpolitik zweifellos nicht gefunden, die Probleme auch nicht gelöst.

Voller Demut und Glück über meine unversehrten Kinder genossen wir das bei uns übliche „große Sonntagsfrühstück“ und das quirlige Lachen und Schnattern, das den ganzen Raum erfüllte. Unseren Rodelausflug auf den Dobratsch hatten wir schon vorher geplant. Die Vorkommnisse der letzten Stunden bestärkten mich aber in dem Wunsch, Zeit mit meinen Lieben zu verbringen und zu genießen, was wir haben. Niemand kann sagen, wann das Leben eines geliebten Menschen endet. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass noch zahlreiche Glücksmomente unser Leben bereichern werden!

Unbeschwerte Momente

Die Karawanken blitzten zeitweise zwischen der unteren und oberen Wolkenschicht hervor.

Von Zeit zu Zeit zogen Nebelschwaden über die Rosstratten.

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