Hinter den Kulissen
Vorlesestunden aus guten Büchern mögen nicht nur für den Zuhörer ein Gewinn sein, sondern auch dem Rezitator Vergnügen bereiten. So kommt es, dass dafür bei uns nicht nur Bilderbücher aufgeschlagen werden, sondern auch anspruchsvollere Werke, die dennoch immer ihr kleines Publikum finden. Wissend, dass das Stadttheater Klagenfurt in der Vorweihnachtszeit Michael Endes Klassiker „Momo“ aufführen würde, begann ich im Herbst, aus dem Buch vorzulesen – zur Einstimmung sozusagen, denn die Karten für das Theater hatte ich natürlich frühzeitig besorgt.
Am Abend vor der Darbietung gestattete das Theater – unabhängig vom Schauspiel – wieder einmal einen Blick hinter die Kulissen. Vor Jahren war ich bereits einmal mit unserem ältesten Sohn Gast des quartalsweise stattfindenden „Theater backstage“ gewesen. Seine jüngeren Geschwister zeigten nicht minder Interesse am Arbeitsalltag hinter dem Vorhang. Wir wollten gemeinsam Antworten auf die Frage finden, welche Zauberhände wohl im Hintergrund dafür sorgen, ein großes Spektakel auf die Bühne zu bringen.
Die Gruppe Neugieriger war überraschend groß. Bestimmt dreißig Erwachsene und eine Handvoll Kinder ließen sich nach ein paar einleitenden Worten zur ersten Station – der Schneiderei – führen. Eindrucksvoll wurde der aufwändige Weg von der Idee bis zum fertigen, maßgeschneiderten Kostüm erläutert. Anekdoten über schnelle Kostümwechsel, hunderte Schuhpaare im Fundus und außergewöhnliche Stoffe machten den Aufenthalt in der Nähwerkstatt sehr kurzweilig.
Die nächste Abteilung – die Bühnenmalerei und -bildnerei – begeisterte vor allem Maja (14). Immerhin könnte sie sich auch eine berufliche Zukunft an einem Theater vorstellen und sog daher eine Vielzahl an Informationen wissbegierig auf.
Dass und warum nach wie vor Perücken an Theatern individuell und von Hand hergestellt werden, ist für mich gleichermaßen faszinierend wie plausibel.
Der Gang auf die Bühne bot uns zum Abschluss noch ganz besondere Einblicke in das Stück „Momo“, das wir uns ja tags darauf ansehen wollten. Vor allem Linus (10) vergeudete keine Zeit (welch‘ Redewendung vor dem Hintergrund genau DIESER Geschichte) und tauchte unmittelbar in die fantastische Welt rund um Momos Amphitheater ein.
Sogar die „Hupe“ des roten Autos durfte er ausprobieren.
An dieser Stelle war unsere Führung zu Ende, der Vorhang fiel. „Wo werden wir morgen sitzen, Mama?“