
STEIERMARK – Die Kraft des Wassers
Die mediale Diskussion darüber, welche Stromgewinnungsvariante aus dem Pool der „erneuerbaren Energien“ einer anderen für den „unausweichlich erforderlichen Ausbau“ vorzuziehen ist, ist in meinen Augen müßig. Vielmehr könnte man die Zeit dafür verwenden, Überlegungen anzustellen, wie der Stromverbrauch wieder reduziert werden kann, genauso wie es meines Erachtens insgesamt lohnenswert ist, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Seit dem Jahr 1990 ist der Pro-Kopf-Stromverbrauch im Haushalt um über 60 % gestiegen. Den größten Anteil daran haben einerseits Heizungssysteme sowie andererseits Kühl- und Gefrierschränke, gefolgt von Beleuchtung und Warmwasseraufbereitung. Die Kärntner Wasserkraftwerke produzierten 2023 rund 5 TWh Strom und somit mehr als fünf Mal so viel, wie die Kärntner Haushalte verbrauchen (250.000 Haushalte mit einem aktuellen Verbrauch von ca. 3.500 kWh/Jahr ohne Warmwasseraufbereitung).
Linus (11) beschäftigte sich im vergangenen Schuljahr bereits mit dem Thema „Strom“. Den Unterschied zwischen Lauf- und Speicherkraftwerk hatten wir schon besprochen und vereinbart, dass wir so bald wie möglich die Kölnbreinsperre – Österreichs größte Staumauer – besichtigen wollen. Beim letzten Mal war der Junge noch kein Jahr alt, infolgedessen fehlt ihm die Erinnerung daran. Im Rahmen meiner Suche nach thematisch passenden Ausflugszielen und der praktischen Untermauerung unserer Gespräche in diesem Zusammenhang stieß ich unter anderem auch auf die Kraftwerksführungen des „Energieforums Steiermark“. Eine Tagesreise in das benachbarte Bundesland erschien mir unter anderem auch vor dem Hintergrund sinnvoll, dass bei der letztjährigen Externistenprüfung „Kärntner Landeskunde“ im Zentrum stehen würde. Die Anreise würde uns Gelegenheit geben, Seen, Gebirgszüge, Verkehrswege, Bezirkshauptstädte und Pässe quasi im „Vorbeifahren“ zu wiederholen.
Nachdem wir uns am Vormittag gemeinsam mit anderen Kärntner Familien das Glasmuseum in Bärnbach angesehen und noch einen kurzen Abstecher zur Hundertwasserkirche des kleinen Städtchens unternommen hatten, begaben wir uns ohne Eile zum Packer Stausee.

Die Wolken hingen unverändert tief am Himmel, doch Gott sei Dank blieb es trocken und wir konnten allesamt unsere Regenschirme verstaut lassen. Der direkt am See gelegene Gasthof hatte geschlossen.

So kam es, dass die Wartezeit bis zum Beginn der Führung mit „Brot und Spielen“ zwischen Parkplatz und Staumauer zugebracht wurde.


Bereits die Vorgespräche mit DI Dr. Rudolf Schwarz hatten sehr verheißungsvoll geklungen. Er selbst wollte die Führung übernehmen und war pünktlich in Begleitung seiner Ehefrau vor Ort.


Schon in den ersten Minuten zeigte sich, dass er einen guten Draht zu den Kindern hatte. In altersgerechten Worten erklärte und fragte er, band die Kinder unmittelbar ein und zauberte aus seinem Koffer allerlei anschauliche Modelle hervor, um das Gesprochene erlebbarer zu machen.

Es gelang ihm auf wunderbare Weise, die Neugierde der Kinder zu wecken und immer wieder den Bogen vom Modell zur Wirklichkeit zu spannen.

Als wir dann gemeinsam die steilen Stufen hinab zum eigentlichen Kraftwerk stapften, war die Aufregung natürlich groß.

Erst nach Ausstattung der ganzen Truppe mit Schutzhelmen durften wir weiter in das Innere des Kraftwerkgebäudes vordringen.


Turbine und Generator in natura zu sehen, war zweifellos auch etwas ganz Besonderes. Den absoluten Höhepunkt der Führung stellte aber die angekündigte Begehung der Staumauer selbst dar. Der Gang, der soeben noch kohlrabenschwarz vor uns gelegen war und den Eindruck erweckt hatte, als reichte er gerade einmal drei Meter weit, offenbarte sich nach Betätigung des Lichtschalters als langgezogener, geheimnisvoller Korridor.

Wir erfuhren, dass wir uns im neuen Kontrollgang bewegten. Tatsächlich war vor die alte Staumauer eine neue gesetzt worden.


Den senkrechten Ausstieg am Ende des Kontrollgangs hätten wir zwar liebend gerne erklommen, jedoch blieb uns das verwehrt. So musste ein Blick nach oben ausreichen, bevor wir wieder umkehrten.

Dass die Kinder von den Eheleuten Schwarz nach der Staumauerführung sogar noch mit einer Jause versorgt wurden, war weder geplant noch besprochen, zeigte aber einmal mehr, wie bemüht sie waren, der Jugend einen Tag zu ermöglichen, den sie sicher noch lange in bester Erinnerung behalten werden.


