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ITALIEN/TOSKANA – Im mittelalterlichen Manhattan der Toskana

Wer an berühmt-protzige Skylines der Welt denkt, hat wohl kaum die Toskana im Sinn. Und dennoch – versetzt man sich ein paar hundert Jahre in die Vergangenheit zurück – gab es auch in Mittelitalien so manch einflussreiche und wohlhabende Familie, die ihrem Reichtum durch Höhe Ausdruck verleihen wollte. „Geschlechtertürme“ waren aber nicht nur Statussymbol, sondern hatten durchaus auch Wehrfunktion – in den oberen Stockwerken wurden Bögen, Pfeile, Armbrüste, Pech, Wasser und Vorräte für den Belagerungsfall vorrätig gehalten. Die meisten dieser Türme wurden in Italien um das Jahr 1200 herum gebaut.

Die italienische Stadt mit den meisten noch in voller Höhe erhaltenen Türmen ist San Gimignano.

Von den einst 72 Türmen stehen noch 13. Der höchste unter ihnen ist mit 54 m der „Torre Grossa“. Sein Bau begann am 21. August 1300 und dauerte elf Jahre. Diese Geduld könnte heutzutage kein Nullachtfünfzehn-Beton-Baumeister mehr aufbringen. Und wohl könnte auch kein Bauherr mehr die Kosten für ein derartiges Langzeitprojekt stemmen. Herrschaftlich thront der „Torre Grossa“ neben dem nicht minder eindrucksvollen Rathaus San Gimignanos. Den Turm kann man besteigen, wenn man möchte. Wir hatten die Nerven dazu mit einem Vierjährigen im Schlepptau nicht und begnügten uns mit dem grandiosen Anblick von unten.

„Torre Grossa“ in San Gimignano

Linus (9) hatte einen Puppenspieler entdeckt und beobachtete fasziniert dessen Treiben …

… während wir die Altstadt auf uns wirken ließen.

„Piazza della Cisterna“

Da durch ein urbanes Dekret bestimmt worden war, dass kein Turm höher als der „Torre Grossa“ sein durfte, verliehen die wichtigsten Adelsfamilien „Ardinghelli“ und „Salvucci“ ihrem Status auf andere Art und Weise Ausdruck. Sie bauten anstatt eines Turms eben zwei. In einem der Salvucci-Türme kann der betuchte Reisende sogar heute noch recht komfortabel nächtigen https://www.torresalvucci.it/en/

Die Stadt der Türme hat aber noch mehr zu bieten. Vor allem die pittoresken Gassen abseits der von strömenden Touristenmassen gefluteten einzigen größeren Einkaufsstraße San Gimignanos bieten mediterranes Flair mit Mafiosi-Aura.

Mauergecko

Als Abschluss einer Stadtbesichtigung bietet sich jedenfalls noch die „Passeggiata delle Mura“ an. Bei einem gemütlichen Spaziergang entlang der Stadtmauer konnten wir jedenfalls die vergangenen Stunden noch einmal Revue passieren lassen und „Bella Italia“ mit allen Sinnen einsaugen.

„Passeggiata delle Mura“

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