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STEIERMARK – Friedenskircherl am Stoderzinken

Als wir heute Augen reibend frühmorgens aus dem Fenster blickten, sahen wir es endlich: ein klitzekleines Fleckerl blau zwischen den grauen Wolken. Endlich wollten wir einen Tagesausflug in die Berge wagen. Das Ziel hatte mein Mann ausgewählt. Vorsichtshalber packten wir trotzdem unsere Regenjacken in den Kofferraum – sicher ist sicher.

Die Mautstraße auf den Stoderzinken ist kurvenreich. Als wir auf einer Höhe von ca. 1.500 m Seehöhe in die Wolkendecke eintauchten, wurde mir persönlich echt mulmig zumute. Man konnte keine fünf Meter weit sehen. In meinem Kopf spielten sich schon Szenen mit entgegenkommenden Reisebussen ab. War ich froh, dass mein Mann am Steuer saß.

Ausgangsort unserer heutigen Tour war das Steinerhaus auf über 1.800 m Seehöhe. Unser Ziel war das „Friedenskircherl“, eine einfache und kurze Wanderung, die auch der 2Jährige problemlos schaffen kann. Immerhin geht er ja am liebsten selbst, worauf wir stets Rücksicht nehmen.

Natürlich bleiben unsere Wanderungen dadurch von der Strecke und den machbaren Höhenmetern begrenzt, dafür ist das Erlebnis auch für die Kleinen garantiert. Michael und ich halten allerdings immer die Augen offen und merken uns entdeckte schwierigere Herausforderungen für die Zukunft vor.

Die alte Stoderstraße wie auch der Klettersteigpark am Stoderzinken reizten uns – beides sollte in etwa fünf Jahren schon machbar sein.

Bis dahin lassen wir alle Kinder ihre Muskeln in Popeye-Der-Seemann-Manier aufbauen. Statt Spinat aus Dosen gibt es in den Bergen eben Schwarzbeeren und Granten vom Wegesrand.

Am liebsten gehen unsere Kinder kleine Steige, Trampelpfade und Waldwege, durchsetzt von Wurzeln und Steinen, je holpriger desto besser, unterbrochen von Holzgattern und begleitet von kleinen Rinnsalen oder Bächen. Bloß keine langweiligen Forststraßen – zumindest nicht auf Dauer. Ist der Weg abwechslungsreich und herausfordernd genug, lässt es sich mit der Viererbande im Gelände schon aushalten.

Mit fortschreitender Stunde klarte auch das Wetter mehr und mehr auf und gab einen Blick auf das Ennstal Richtung Westen frei.

Am Wegesrand blühte der Feldkranz-Enzian in wunderschönen Lilatönen …

… und Lilatöne dürften sich auch in meinem Gesicht breitgemacht haben, als Linus wie ein Zappelphilipp knapp neben den Steilhängen herumhüpfte statt konzentriert zu bleiben und mich damit nahe an den Nervenzusammenbruch brachte während Merlin in bester Kleinkindmanier losbrüllte, als wir nach einer halben Stunde den Weitermarsch anordneten und er somit sein bestes Granteneck hinter sich lassen musste (an dem ohnedies keine einzige reife Frucht mehr zu finden war, weil sich die besten schon in seinem Magen befanden).

Auch das Friedenskircherl konnte dann den Hausfrieden nicht ganz herstellen, aber der Anfang war wenigstens gemacht – wie sonst auch bei diesem einzigartigen Anblick?

Und als meine Lieben ein paar Schritte voraus den Rückweg antraten und ich noch einmal Zeit und Muse hatte, die frische Bergluft in absoluter Ruhe einzuatmen, waren die Stressmomente auch schon wieder vergessen.

Die drei großen Kinder wanderten überhaupt voraus, wir trafen sie erst wieder beim Steinerhaus – Linus selig schlemmend inmitten eines Schwarzbeerhains und Maja und Laurin kichernd und plaudernd beim Selfiemachen. Selige Eintracht also wieder. Da geht doch ein Almhüttenbesuch für’s Mittagessen, nicht wahr?

An diesem Tag blieb sogar noch ausreichend Zeit für das Brettspiel „Concordia“ mit dem Großen – viel zu oft müssen wir solche Stunden auf den Urlaub verschieben. Denn ein taktisches Spiel, das zumindest zwei bis drei Stunden in Anspruch nimmt, ist nicht eben schnell neben drei kleineren Kindern durchführbar. Für diesen Tag war es jedoch perfekt.

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