
KÄRNTEN – Osterfeuer der Villacher Oberdörfer
Wenn trockenes Reisig von der lodernden Flamme einer Fackel geküsst wird und melodisch zu knistern und knacken beginnt, leise wie Regentropfen auf einem Schindeldach, starren seit Menschengedenken die Augen von Kindern und Alten gleichermaßen fasziniert in die Geburtsstätte eines neuen Feuers. Für heidnische Frühlingsfeste gibt es zwar keine handfesten historischen Belege, allein aber die Tatsache, dass heute – in weniger spirituellen Zeiten – dem weichenden Winter noch immer an vielen Orten der Welt, in unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Tag- und Nachtgleiche mit einem Fest begegnet wird, macht derlei rituelle Feierlichkeiten in vorchristlicher Zeit einleuchtend.
Welchen Stellenwert unsere regionalen Osterfeuer für den Otto Normalbürger heutzutage noch haben, ist wohl fraglich. Für die meisten dürften sie schlicht eine willkommene Gelegenheit zum Biertrinken geselligen Beisammensein sein. Für andere mag der christliche Gedanke an die Wiederauferstehung Jesu Christi zentral sein. Wieder andere – dazu zähle ich mich auch selbst – zelebrieren das Wiedererwachen der Natur.
Nachdem der Großteil des gestrigen Karsamstags dem Backen für unseren traditionellen Ostersonntags-Brunch gewidmet war …

… schnappten wir uns am Abend unseren jüngsten Spross und machten uns auf den Weg in die Oberdörfer. Die „Oberdörfer Zech“ hatte auf der „Pontlwiese“ in Pogöriach wieder einen ansehnlichen Scheiterhaufen vorbereitet.

Merlin (5) genoss wie immer das quirlige Treiben der vielen Menschen und seine pädagogisch nicht wertvolle Coca-Cola, die ihm der Osterhase einfach so in die Hand gedrückt hatte.

Nachdem die Abenddämmerung herangebrochen war, beobachtete ich minutenlang einen Falken im Rüttelflug direkt über der baldigen Feuerstelle, als ob er ahnte, dass die Mäuschen, die sich im Gehölz versteckten, bald das Weite suchen mussten.



Als gegen halb neun Uhr abends endlich der Fackelträger strammen Schrittes über die Wiese marschierte, fand das nicht nur unser Fünfjähriger beeindruckend. Anerkennende „Ooooohs“ und „Aaaaahs“ begleiteten den guten Mann, der mit der Flamme just hinter dem Scheiterhaufen verschwand.

Die Menge reagierte durchmischt mit Lachen und mit leisem Aufschrei, als ein lautes Puffgeräusch ertönte, das so gar nicht zur vorher beobachteten sanften Fackel passen wollte. Wer weiß, welches explosive Mittel die Pyromanen unter den anwesenden Feuerwehrmännern dort deponiert hatten? Egal, was es war, es erhöhte jedenfalls die Stimmung unter dem Jubelvolk.
Bestimmt eine Stunde betrachteten wir das Feuer, den Funkenflug, hörten der Musik der Flammen zu. Wie gebannt waren unsere Augen auf die mächtigen Stämme gerichtet, die sich auf beinahe kunstvolle Art und Weise in filigrane Kohlegebilde verwandelten.




Spät war die Stunde, als wir den Heimweg antraten. Kurz war die Nacht, denn es galt, alles rechtzeitig für den Ostersonntag vorzubereiten. Für uns war es heuer wieder ein gelungenes Osterfest! Erzählt doch, welche Bräuche und Traditionen ihr liebt und warum?


