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NIEDERÖSTERREICH – Fossilienwelt Stetten

In der Nacht auf den 27. Oktober schüttete es wie aus Kübeln. Selbst am Morgen trommelten die Regentropfen noch so laut auf die Fensterscheiben, dass wir die dicken Bettdecken im Halbschlaf über die Köpfe zogen, um von den Geräuschen nicht vollständig aufgeweckt zu werden. Die dicken, grauen Wolken ließen nur wenig Sonnenlicht durch. Man hatte das Gefühl, dass es erst frühmorgens sein konnte, dabei war es schon nach neun. Nachdem wir gefrühstückt und unsere Koffer ins Auto verladen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Norden.

In Stetten wollten Maja (13), Linus (9) und meine Wenigkeit das Wissen, das wir tags zuvor auf dem Geolehrpfad Bad Vöslau erworben hatten, noch ein kleines bisschen vertiefen und besuchten die Fossilienwelt im Weinviertel.

Wie das Wiener Becken vor 17 Millionen Jahren aussah, könnt ihr hier noch einmal nachlesen https://belinda.amplatz.today/freigeist/niederoesterreich-geolehrpfad-bad-voeslau/ Das Korneuburger Becken nördlich von Wien war Teil einer langgestreckten Flussmündung, in die das tropisch-warme Meer „Paratethys“ weit hineinreichte. Das ursprünglich flache Riff bei Stetten kippte durch tektonische Bewegungen um mehr als 20° und beheimatete abertausende Riesenaustern, deren Schalen bis zu einem Meter lang werden konnten. Nachdem bei aktuellen (Straßen-)Bauvorhaben immer wieder fossile Überreste dieser urzeitlichen Austern zu Tage traten, wuchs das wissenschaftliche Interesse daran. Im Jahre 2006 beschloss die Gemeinde Stetten, unter Leitung des Paläontologen Mathias Harzhauser vom Naturhistorischen Museum Wiens, einen Teil des Austernriffs freizulegen. Die 400 m² große Fläche wurde überdacht und das heutige Museum rundherum errichtet, um dieses großartige Relikt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

15.000 Riesenaustern wurden von etwa 20 Wissenschaftlern und 200 Helfern in mühevoller Kleinarbeit freigelegt. 5.000 Schubkarren Sand wurden dafür abtransportiert. Heute ist das weltweit größte freigelegte fossile Austernriff nur zu gewissen Zeiten in Begleitung des Museumspersonals zu besichtigen.

Im kleinen, aber feinen Museum gab es aber noch einiges mehr zu sehen.

Riesenammonit

Am interessantesten fanden die Kinder die Informationen über die Fauna, die hier einmal anzutreffen war.

Ichthyosaurus (180 Mio Jahre alt/Jura) aus Süddeutschland
Auch in Niederösterreich wurde dieser Fischsaurier nachgewiesen – leider nur anhand eines einzelnen Wirbels, der jedoch darauf schließen lässt, dass das hiesige Exemplar zehnmal so groß gewesen sein muss.

Viele Millionen Jahre später tummelten sich im heutigen Weinviertel Alligatoren, Seekühe, Rochen, Haie und – besonders erstaunlich – Urgangesdelfine.

Leider regnete es draußen nach wie vor. Somit konnten wir die zahlreichen interessanten Stationen im Außengelände inklusive der geschlossenen Sandbucht nicht besuchen. Den Aufstieg auf die 17 m hohe Turmschnecke ließ sich Linus (9) aber nicht nehmen.

Linus und ich bestiegen den Aussichtsturm der Fossilienwelt. Es handelt sich dabei um die 1.000fache Vergrößerung einer Turritella-Turmschnecke. Maja war das Unterfangen nicht geheuer. Sie wartete lieber unten auf uns.

Zum Abschluss unseres Besuches marschierten wir noch durch einen multimedial aufbereiteten Stollen, in dem die Beschaffenheit der unterschiedlichen Sedimente mit seinen eingeschlossenen Fossilien Aufschluss über Alter und Lebewesen des verschwundenen Meeres gab.

Damit verabschiedeten wir uns aus dem Weinviertel. Wohin es uns im Anschluss daran verschlug, wollt ihr wissen? Schaut in den nächsten Tagen einfach wieder einmal vorbei und lasst euch überraschen 😉

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