FreiGeist

Ein Zwölftel Zebrakuchen

Meine Tochter ist unverkennbar die Schwester dreier Brüder. Aber hie und da erfüllt sie auch ein echtes Mädchenklischee, beispielsweise im Bereich „mathematischer Logik“. Sie kann allein auf unserer Wiese fünfzig Pflanzen mitsamt ihrer Verwendung treffsicher benennen und minikleine Bastelarbeiten durchführen, bei denen mir alle Finger brechen würden, scheitert aber regelmäßig an mathematischen Aufgabenstellungen, WENN, ja wenn man sie ihr in Schulbuchmanier serviert.

Nun ist es aber gerade das Wesen freier Bildung, die Aufgabenstellung frei zu bilden. So manches Mal stolpere ich dabei auf fertige Materialien, die ich als perfekt für meine Kinder erachte. Und in den allermeisten Fällen liege ich mit meiner Einschätzung richtig.

Langweilige Arbeitsblätter mit zig Wiederholungen eintöniger Aufgaben zum Bruchrechnen ohne jeglichen Bezug zum echten Leben finden vermutlich nicht nur bei meinen Kindern keinen Anklang. Verpackt man das Bruchrechnen aber in ein Kuchenrezept https://eduki.com/de/material/72761/brueche-im-kuchenrezept?utm_source=pinterest&utm_medium=referral&utm_campaign=s15_c513_sk194_tyb&pin_datetime=2020-06-28-12-11&epik=dj0yJnU9a2RFNll0RVQydXRsSXBXODR4VlV5NUNIYndOd1diZFkmcD0wJm49R0ZOUkdUYTVrQ3lVNEpkOUd3ZXNCUSZ0PUFBQUFBR0ZRSV9F , sieht die Sache schon anders aus:

So richtig, richtig, richtig interessant wird es aber natürlich erst, wenn man den Kuchen natürlich auch backen darf.

Tja, und wenn dabei Fehler unterlaufen, kann das nur der größte Lehrmeister sein. Denn auch wenn Maja die Brüche am Papier richtig umgerechnet hatte, war sie nicht davor gefeit, sich bei der praktischen Umsetzung in der Zeile zu verschauen und irrtümlich 250 ml Wasser statt 125 ml zu den Eidottern zu geben. Ich fühlte mich sofort in meine Kindheit zurückversetzt. Mein erster Ölkuchen, den ich als Überraschung für meine Eltern alleine backen wollte, beinhaltete nämlich mehr als 2,5 l Öl und landete ungebacken heimlich am Maisacker (dort wurde zu einem anderen Zeitpunkt auch ein misslungener Germteig begraben) – und das, obwohl ich in Mathematik à la Schulsystem eine Einserkandidatin war 😉

Viel wichtiger fand ich daher bei Majas Zebra-Brüche-Kuchen einfach das Gespräch darüber, dass die Mengen der Zutaten plausibel sein müssen, wie so ein Kuchenteig üblicherweise aussieht und welche Lösungsmöglichkeiten bleiben, wenn doch einmal etwas schiefgeht. Denn schlussendlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Zum Sonntagsfrühstück gab es dann heute für jeden von uns 2/12 Zebrakuchen. Null Rest.

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