Reise in die Vergangenheit – hallstattzeitliche Hügelgräber in Frög
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte ein Krieger mit seiner Frau in einer Siedlung nahe des wehrhaften Inselbergs von Rosegg, welcher die Drauschleife hundert Meter überragte. Auf der Kuppe des Bergs stehend überschaute der Krieger den reißenden Fluss in Richtung des Rosentals. Als berittener Schwertträger war der Krieger in seiner Sippe hochangesehen. Über dem kurzen Leibrock hing ein schwerer Lederpanzer, kostbare Fibeln aus Gold hielten den von seiner Frau gewebten Umhang auf den Schultern …
Ich liebe es, mich in längst vergangene Zeiten hineinzudenken und in meinem Kopf ganze Welten real werden zu lassen. Der Großraum Villach ist seit Jahrtausenden besiedelt. Obige Szene hätte sich durchaus vor 3.000 Jahren genauso abspielen können. Zwar wurden die Stätten und Siedlungen der Eisenzeit im Festungsdreieck Tscheltschnigkogel (Hügelgräberfeld Napoleonswiese) – Burgberg Landskron – Burgberg Rosegg (Hügelgräberfeld Frög) im Mittelalter massiv überbaut, dennoch fühle ich auch heute noch eine Art „keltischen Geist“ in all diesen Gebieten. Und diesen wollte ich mit einem Besuch der „Keltenwelt Frög“ ein wenig beschwören, sodass vielleicht auch meine Kinder von ihm berührt werden.
Mit Audioguides ausgestattet besuchten wir zuallererst die Ausstellung und beschafften uns Informationen über Kleidung, Schmuck und Lebensweise der Menschen von damals.
Im Ausstellungsbereich gab es auch Exponate (Replikas) späterer Epochen.
Gut informiert begaben wir uns dann auf den Rundweg durch das Hügelgräberfeld.
Das „Frauengrab“ erregte unsere besondere Aufmerksamkeit. Für die Öffentlichkeit wurde es an der Originalstätte, einem Ort, an dem sich mehrere energetische Linien kreuzen sollen, rekonstruiert. In der Hallstattzeit waren Urnenbestattungen üblich gewesen. An dieser Stätte war der Leichenbrand zweier Frauen gefunden worden – man geht davon aus, dass es sich um die Überreste einer reichen, höher gestellten Frau und ihrer Dienerin handelt. Gewandnadeln und Spindeln hatten die Urnen umstellt, in der Nordostecke der Grabkammer hatte man einen Webstuhl freigelegt. Zahlreiche Gefäße sowie die für das gesamte Fröger Hügelgräberfeld bekannten Bleifiguren wurden den Verstorbenen ebenso mitgegeben.
Vor allem Maja (12) befand die damaligen Lebensweisen und Riten für faszinierend und gruselig zugleich. Die „Witwentotenfolge“, die zur Hallstattzeit durchaus noch üblich war, war für die Kinder aber nur schwer zu begreifen. Die Vorstellung, dass Frau und Kinder (machmal sogar der ganze Hausstaat) dem verstorbenen Mann in den Tod folgten (folgen mussten?), mag barbarisch klingen. Über das Gedankengut dieser schriftlosen Zeit wissen wir so gut wie nichts. Die wenigen Figuren und Bilder geben keinen Aufschluss darüber, welcher Glaube alldem innewohnte und wie die Menschen selbst damit umgingen. Wurde Gewalt ausgeübt oder schlossen sie sich freiwillig, möglicherweise sogar voller Vorfreude, an? Vielleicht ergaben sie sich demütig und voller Glauben ihrem Schicksal und damit der keltischen Schutz- und Schicksalsgöttin „Noreia“?
Nun, Merlin (3) war von derlei Gedanken nicht betroffen. Unbekümmert warf er mit Steinen und hüpfte singend über Baumwurzeln. Von dieser Unbeschwertheit ließen wir uns dann alle wieder anstecken und begaben uns zurück zum Ausstellungsgelände, um dort noch einen Blick ins Rundhaus zu werfen.
Der Besuch der „Keltenwelt Frög“ machte Lust auf Geschichte.