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KROATIEN – Backbord ist links

Mein Mann bekam während unseres Aufenthalts auf Dugi Otok richtig Lust auf eine Bootsfahrt. Mangels eines eigenen Segelscheins geschweige denn eines Küstenpatents erkundigte er sich nach kleineren, privateren Ausflugsschiffen, die uns möglichst Richtung Kornaten schippern konnten. Eine Agentur in Sali, dem größten Ort der Insel, vermittelte uns eine passende Tour.

Der Schiffsführer hätte einem alten Seemannsroman entsprungen sein können. Ein brummiger, dicker, alter Kapitän mit einer endlos qualmenden Zigarette im Mund, einer abgetragenen Kapitänskappe am Kopf und einem Hund, der stundenlang seinem eigenen Schwanz nachjagen konnte, nahm am Steuerrad Platz. Er drückte zuerst einige Knöpfe am Kartenplotter und dann am Radio, sodass wir neben dem monotonen Geräusch des Schiffsmotors kroatische Volksmusik aus dem vielstimmigen Mund eines Männerchors zu hören bekamen.

Es war ein kleines Boot – etwa zwölf Passagiere waren an Bord. Dugi Otok hatten wir bald hinter uns gelassen und wurden zwischen zahlreichen kleinen Inselchen hindurch manövriert.

Die Insel „Aba Mala“ ist im Vordergrund zu sehen, dahinter der einzige eiserne Leuchtturm Leuchtturm Kroatiens auf der Insel „Vela Sestrica“

Die Kornaten bilden die größte Inselgruppe der kroatischen Adria. Karges, verkarstetes Ödland, trockene Graslandschaften und nur hie und da ein paar Sträucher inmitten von steilen Klippen und schroffen Felswänden zogen an uns vorbei.

Die Illyrer waren mutmaßlich die ersten menschlichen Bewohner der Kornaten. Sie dürften in dieser kargen Gegend als Hirten und vom Fischfang gelebt haben. Einige Ruinen kleiner, viereckiger Wohnhäuser zeugen heute noch von ihren Siedlungen.

Während Relikte aus der römischen Ära (beispielsweise eine Salzanlage in Šipnate) vor allem unter Wasser zu finden sind, sind die hoch gelegenen Überreste der Festung Tureta aus der byzantinischen Zeit – Zeugnis einer Epoche vermutlich recht starker Besiedelung des Inselarchipels – weithin sichtbar.

Ich kann mir nur mit Mühe vorstellen, welcher Art das Leben hier gewesen sein musste. Wie schafften es die Menschen, der fruchtlosen Landschaft ausreichend Nahrung und Wasser abzuringen, um überleben zu können? Diesen Gedanken hingen wir noch lange nach. Für uns ging die grandiose Zeit auf Dugi Otok damit zu Ende.

Mittlerweile befinden wir uns wieder seit vielen Wochen in Österreich, genossen zwischenzeitlich einen großartigen Sommer in der traumhaften Landschaft unserer Heimat mit mindestens genauso großartigen Menschen um uns herum. Zwei oder drei Rückblicke in diese Zeit werde ich euch in den nächsten Tagen gewähren. Der Rest der Ferien war vor allem meiner Familie gewidmet und blieb die Kamera daher auch des Öfteren verstaut. Aber seid euch gewiss, dass der Herbst naht und mit ihm wieder mehr von uns zu hören und sehen sein wird. Ich freue mich darauf!

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