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NIEDERÖSTERREICH – Pecherlehrpfad Hernstein

Wenn Behördentermine meinen Mann nach Wien führen, warum dann nicht gleich einen Kurzurlaub für die ganze Familie daraus machen? Dass wir just wieder einmal an einem Halloween-Wochenende in Niederösterreich sind, hat beinahe schon gruselige Tradition. Zuletzt war ich auch an Halloween mit den Kindern im Norden – damals, um im Wolf-Science-Center in Ernstbrunn mit Mayonnaise gefüllte Kürbisse an die Wölfe zu verfüttern 😉

Da menschliche Kleinkinder bekanntermaßen ja beliebte Beutetiere von Wölfen sind (zumindest in Halloween-Gruselgeschichten), entschieden wir uns diesmal für ein gemäßigteres Ausflugsziel.

Ausgehend von unserer Unterbringung in Niemtal (Bezirk Baden) machten wir uns auf den Weg nach Hernstein, 20 Autominuten von dort.

Hätte ich mich nicht zuvor ein wenig über die Gegend erkundigt, wäre uns vermutlich gar nicht ins Auge gefallen, dass es hier recht häufig ganze Schwarzföhrenwälder gibt. Die Harzgewinnung („Pecherei“) aus dieser Kiefernart hat eine lange Tradition, welche im letzten Jahrhundert jedoch von Rohölprodukten und Billig-Importware quasi in die Bedeutungslosigkeit verdrängt wurde. Nur noch einige wenige kleine Handwerksbetriebe pflegen dieses Handwerk für die Herstellung ausgewählter Produkte (zB den „Alpengummi“ https://www.alpengummi.at/produkt/).

Mit den Kindern begaben wir uns heute auf die Spuren der „Pecherei“.

Dem zähen Hochnebel in Kärnten waren wir schon bei der gestrigen Fahrt über die Pack entkommen. Auf dem Hart erwartete uns strahlender Sonnenschein und somit ein goldener Herbsttag.

Die Infotafeln entlang des Pfades gewährten uns interessante Einblicke in den Traditionsberuf des Pechers.

An der modernen Vinzenzkapelle luden Tische und Bänke zum Verweilen ein.

Besonders beeindruckend war es aber, die Vorgänge der Harzgewinnung am praktischen Beispiel zu sehen. Damit ein Pecher anno dazumal sich und seiner Familie ein bescheidenes Leben ermöglichen konnte, musste er 2.500 bis 3.000 Bäume harzen.

Heutzutage wird die Föhre zwar nicht mehr so lange geharzt, bis sie komplett zerstört ist (allerdings hängt auch nicht das Überleben ganzer Regionen und ihrer Bewohner vom Ertrag ab), dennoch nimmt der Baum in gewissem Maße Schaden und wächst nach der Bewirtschaftung natürlich langsamer als zuvor. Wenn man bedenkt, dass die Schwarzföhre erst 90 – 120 Jahre alt werden muss, um für die Pechgewinnung geeignet zu sein, wird klar, wie wichtig hier nachhaltiges Agieren und konsequentes Wiederaufforsten ist.

Natürlich fanden unsere Kinder auch wieder Essbares im Wald – essbar zumindest in Kinderaugen (ich hätte niemals diese steinharten, sauren, noch roten Brombeeren in diesem Ausmaß gefuttert). Mein Mann und ich informierten uns in der Zwischenzeit über die „Pecherhütte“, einer der letzten Originale ihrer Art.

Auf den letzten Metern des Lehrpfads genossen wir Erwachsenen noch – so gut es neben Merlins Ich-Will-An-Den-Stillbusen-Quengelei und den mehr und mehr werdenden Geschwisterliebe-Differenzen ging – Herbstsonne und Waldduft. Mit dem Sammeln von „Tschurtschalan“ (für alle Nichtkärntner: Zapfen) und am Boden liegenden Baumrindenstücken für unsere Weihnachtsdeko konnten wir die Bande dann aber noch gut beschäftigen.

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