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STEIERMARK – Auf den Spuren der steirischen Vulkane

Lange habt ihr nichts mehr von uns gehört. Die Externistenprüfungen des letzten Schuljahres kosteten uns allen viel Kraft und Energie. Dank der politisch motivierten und initiierten Verschärfungen der letzten drei Jahre empfanden wir sie mehr als sonst als Belastung – gottlob mit Ablaufdatum. Nun sind sie geschafft und zwei weitere Zettel mit Altpapierwert und nichtsaussagenden Beurteilungen für die Obrigkeit lagern im dunklen Keller. Nach einigen Wochen der Ruhe und Entspannung kehren unterdessen schön langsam die Lebensgeister zu uns zurück.

Admiral am Parkplatz des Schlosses Kapfenstein

Bevor sich der Sommer endgültig zu Ende neigt und die meisten Festungen der steirischen Schlösserstraße in den winterlichen Dornröschenschlaf fallen, wollte ich mit Maja (13) noch einen kurzen, zweitägigen Ausflug in das steirische Vulkanland unternehmen. Im Großen und Ganzen möchten wir uns mit erdgeschichtlichen Themen und der Geologie in dieser Region sowie historisch mit den Hexenverfolgungen rund um den Feldbacher Hexenprozess des 17. Jahrhunderts beschäftigen.

Nach einer ruhigen Autofahrt durch den Kärntner Nebel hindurch in den steirischen Sonnenaufgang hinein, überraschte ich unsere Tochter mit einem Schlossfrühstück im Schloss Kapfenstein.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie entspannend ein Frühstück ist, bei dem meine Kleidung nicht mit klitzekleinen Marmeladenfingern beschmiert, mein schön angerichtetes Käsebrot nicht von unsichtbaren Dieben vom Teller geklaut, nicht nach immer noch mehr frisch gepresstem Orangensaft gerufen und mir nicht ununterbrochen ins Wort gefallen wird. Na gut. Ihr könnt es euch doch vorstellen. Kurzum: Es war herrlich!

Großer Frühstückssaal

Wir hatten einen kleinen Tisch am Fenster mit herrlichem Ausblick auf das Oststeirische Riedelland.

Flachwellige Hügelzüge werden hier „Riedel“ genannt.

Vom Schlosspersonal wurden wir rundum verwöhnt.

Prosecco mit Quittensirup und (wegen angekündigten Stromausfalls) am Feuer gebrühter Kaffee

Frisch gestärkt und guter Laune begaben wir uns nach unserem herrlichen Frühstück zum Startpunkt des „Geotrails Kapfenstein“ direkt am Schloss.

Schloss Kapfenstein ist seit 1918 im Besitz der Familie Winkler-Hermaden, die auf den Ländereien rund um das Schloss in biologisch-organischer Weise Weinbau betreibt. 21 Rebsorten gedeihen auf den vulkanischen Basalttuffen des Gutes.

Man kann sich nur schwer vorstellen, dass der Felsen, auf dem Schloss Kapfenstein heute thront, durch vulkanische Aktivitäten entstanden war, die vor 2-4 Millionen Jahren stattgefunden hatten. Der Geo-Trail führte uns bald in einen schattigen Mischwald, der uns beinahe wie verzaubert erschien. Ein Eichhörnchen blieb wenige Armlängen von uns entfernt neugierig stehen, bevor es wieder im dichten Blätterwerk verschwand. Und zwei Mäusebussarde zogen ihre Kreise so knapp über unseren Köpfen, dass ihre Rufe ungewohnt laut ertönten. https://www.deutsche-vogelstimmen.de/mausebussard/

Die Infotafeln der einzelnen Stationen gewährten uns detaillierte Einblicke in die heiße, qualmende Vorzeit der Steiermark.

Für uns war es nur schwer vorstellbar, dass der Weg uns direkt am einstigen Vulkankegel entlang führte. Der Explosionskrater fügt sich heute so unscheinbar in seine Umgebung, dass ohne die fachkundige Auskunft der Schautafeln entlang des Geo-Trails keinerlei Einordnung von uns als geologische Laien hätte erfolgen können.

Tuff besteht zu 75 % aus Asche.

Schon bald erreichten wir den Kapfensteiner Kogel, der schon vor zweitausend Jahren ob seiner günstigen Lage Zufluchtsort der Menschen war. Im Jahr 1701 wurde an der heidnischen Kultstätte die Herz-Christi-Kapelle errichtet – zum Dank für die Rettung der Familie von Lengheim vor einem gewaltigen Gewitter. Vom Plateau aus hatte man nicht nur einen traumhaften Blick auf die umliegenden Weingärten, sondern auch auf die etwas entfernt liegende Riegersburg, die unser morgiges Ausflugsziel sein wird und ebenso auf einem erloschenen Vulkan errichtet worden war.

In großer Entfernung ist die Riegersburg zu erkennen.
Herz-Christi-Kapelle am Kapfensteiner Kogel

Besonders mystisch wird dieser Ort durch die Grabstätte einer früheren Gutsherrin unter einer imposanten Fichte. Sie war bereits in jungen Jahren gestorben und hatte sich diesen Ort als letzte Ruhestätte erwählt.

Obwohl wir die Augen offen hielten und nicht mehr viel gefehlt hätte, uns für Hunde zu halten – so nah hatten wir unsere Nasen am Boden – konnten wir leider keine der weithin bekannten Kapfensteiner Olivin-Bomben finden. Olivin ist ein sehr seltenes Mineral, das während eines Vulkanausbruchs gemeinsam mit dem Magma innerhalb weniger Stunden aus einer Tiefe von 60.000 Metern an die Erdoberfläche gelangt. So mancher Steinkundige ist hier schon fündig geworden. Ich denke, wir werden uns an solch einen Glücklichen wenden, um ein Anschauungsstück eben käuflich zu erwerben.

Zuguterletzt passierten wir noch eine sehr beeindruckende Wand aus acht Tuff-Schichten, die durch braune Sande getrennt sind. Die Ablagerungen zeugen noch heute von den gewaltigen Kräften der Eruptionen.

Nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir unseren Ausgangspunkt.

Nur wenig weiter – im Museum des Gemeindeamtes Kapfenstein – ließ sich das Gesehene noch einmal vertiefen.

Vor allem die 11,5 Millionen Jahre alte Wasserfichte, die aus der Tongrube Mataschen geborgen, gesäubert und konserviert wurde, hinterließ bei uns einen bleibenden Eindruck.

Maja (13) sammelte im Laufe des heutigen Tages zahlreiche Informationen, machte sich Notizen und dokumentierte vieles sowohl schriftlich als auch bildlich. Wer weiß? Möglicherweise darf daraus noch ein Plakat oder ähnliches entstehen? Ihr werdet es erfahren!

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