Husch, husch, ins Körbchen …
Seit tausenden Jahren stellen die Menschen Körbe her. Der älteste vollständige Korb, der jemals gefunden wurde, soll ein Alter von über 10.000 Jahren haben und wurde von Archäologen in Israel entdeckt. Bereits in der Jungsteinzeit waren die Menschen mit diesem wundervollen Handwerk vertraut, heute gerät der Beruf des Korbmachers mehr und mehr in Vergessenheit.
Oberhalb des Seisser Sees in Kärnten lebt Daniel mit seiner Familie und gibt altes Wissen rund um die Korbflechterei mit klassischen Weidenruten in seinen Kursen weiter https://www.waldverbunden.at/korbflechten.html
Tags zuvor machte ich mich auf den Weg zur Gail, um die benötigten stärkeren Weidenruten frisch zu ernten, die wir für den Korbboden benötigen würden.
Nicht weit von der Gailmündung im Osten Villachs entfernt säumen viele Weiden den Fluss und es war nicht schwer, die gewünschten Ruten zu finden.
Zusätzlich sollten wir einen flachen, abgerundeten Stein mitbringen. Da es in den letzten Wochen recht wenig Niederschlag gegeben hatte, waren die Bachbetten des Seitenarms der Gail auf Höhe der Grillwiese ausgetrocknet. Dort konnte ich zahlreiche geeignete Steine vorfinden.
Am Samstagmorgen ging es direkt in medias res. Gemeinsam mit zwei weiteren wundervollen Frauen und unter der fürsorglichen Anleitung Daniels machten wir uns Schritt für Schritt mit Werkzeug und Material vertraut. Seine Werkstatt bot eine unglaublich ansprechende Atmosphäre für die Korbflechterei.
Aus den mitgebrachten stärkeren Weidenruten wurden zu Beginn sechs 30-cm-Stücke geschnitten. Aus ihnen sollte das Bodenkreuz entstehen.
Knospen und Unebenheiten wurden mit einem scharfen Messer entfernt und die Hälfte der Weidenstücke in der Mitte ein Stück weit aufgeschlitzt, sodass die verbliebenen Stücke hindurchgefädelt werden konnten.
Die Weidenruten, die wir zum Flechten verwenden sollten, hatte Daniel schon eingeweicht und feucht eingewickelt. Bei der Fitze leitete er uns noch sehr intensiv an und ich muss gestehen: Ich hatte in Wahrheit keine Ahnung, was ich tat bzw. was ich der Weide zumuten konnte. Irgendwie entstand dann wie von Zauberhand der Boden meines Korbes.
Daniel wies mehrmals auf den Wert einer Bodenkimme hin, die wir dann auch tatsächlich umsetzten. Dabei handelt es sich um eine Art Verschleißkante am Boden, die nach starker Abnutzung gegebenenfalls auch ausgetauscht werden kann.
Im Anschluss daran wurden 24 Weidenruten je zur Hälfte an der Spitze rechts und an der Spitze links abgeflacht respektive angespitzt. Diese sogenannten Staken wurden unmittelbar rechts und links von jeder Speiche in das Geflecht geschoben.
Mithilfe eines Pfriems wurden die Staken dann nach oben gerichtet und festgebunden.
Nachdem wir dieses Gerüst mit den mitgebrachten Steinen beschwert hatten, ging es an die Fertigung der Fußkimme. Wiederum erklärte uns Daniel mit Engelsgeduld jeden kleinen handwerklichen Schritt, sodass sich auch sicher nichts lösen konnte.
Die daraufhin eingeflochtete Korbwand war für meine Hände die reinste Erholung. Dieser Arbeitsschritt ging nach kurzer Einführung tatsächlich sehr leicht von der Hand und bot uns Gelegenheit, den Fokus auf das soziale Miteinander zu lenken und das gemeinsame Tun einfach zu genießen.
Den ersten Kurstag schloss ich mit einer weiteren Kimme ab, womit meinem Korb Stabilität für die Nacht verliehen wurde.
In ein feuchtes Leintuch eingewickelt überstand mein halbfertiger Korb die nächtlichen Stunden auch wirklich sehr gut und konnte ich anderntags fröhlich daran gehen, eine weitere Wand und eine letzte Kimme herzustellen. Mehr und mehr lernte ich die Weidenruten dabei kennen, erkannte Fehler, die ich bisher gemacht hatte, Stellen, an denen ich zu wenig Zug oder Druck ausgeübt hatte und genoss es sehr, in meinen Händen etwas entstehen zu sehen.
Für den Abschluss wurde das Band gelöst, das die Staken zusammengehalten hatte.
Der „Zuschlag“ erforderte wiederum ziemlich viel Kraft in den Händen. Die allerletzte der Staken war mir leider gebrochen, konnte aber mit Daniels Unterstützung repariert werden und verlieh meinem Korb noch mehr Persönlichkeit und Charisma.
„Der erste Korb muss verbrannt oder verschenkt werden“, bläute uns Daniel über die beiden Tage ein. Dies sei so Tradition unter Korbmachern. Mein Korb hat schon einen neuen Besitzer gefunden. Und ich selbst bin bereit für Nummer zwei.