FreiLand

Hupf‘ in Gatsch!

Die strahlend schönen Wintertage nehmen heuer kein Ende. Tag für Tag wache ich auf und blicke schon wieder in wolkenloses Azur. Allerdings ist meine aktuelle Stimmung auch eher „blue“ – ich sehne mich nach einem ganz normalen Leben ohne diesen „Pandemie“-Irrsinn in der Welt. Also nahm ich mir am Wochenende vor, etwas für meine Seele zu tun und den Rufen des Waldes zu folgen.

Der kleine zweijährige Wichtelzwerg gehört ja zur spazierfreudigen Sorte Mensch und schafft dabei ganz beachtliche Strecken. Er war schnell zu motivieren. Die beiden nächstgrößeren Geschwister hatten auch richtig Lust auf Wald. Nur unser Teenager hatte dringenden Schlafbedarf und war auch am frühen Nachmittag noch nicht aus dem Bett zu bekommen.

Wir starteten unsere kleine Wanderung beim Heizwerk Villach Warmbad und trotteten Richtung Rehgehege. Die riesigen nassen Schneemengen des letzten Winters hatten ihre Spuren hinterlassen und einige dicke Äste der wunderschönen knorrigen Stieleichen abgebrochen. Mit dem Anstieg der Temperaturen nahm auch das Gezwitscher und Geflatter unserer gefiederten Freunde zu. Vor allem die Kohl- und Tannenmeisen setzten sich abwechselnd übermütig direkt auf die Äste über unseren Köpfen.

Am allerliebsten marschieren wir an dieser Gabelung Richtung Napoleonswiese – meinem persönlichen Kraftort mit seinen keltischen Hügelgräbern. Maja und Linus machten gleich „Inventur“ und sahen nach, welche „Lagalan“ aus dem letzten Jahr noch vorhanden waren. Merlin (2) waren die kleinen „Tipis“ aus Ästen, Blättern und Moos, in die ihn seine Geschwister hineinlockten, nicht ganz geheuer. Er zog die Weite vor und beschloss, zusätzlich an Höhe zu gewinnen zu wollen.

Nach geraumer Zeit zog es uns weiter – immer der Sonne nach. Die Wege waren regelrecht aufgeweicht und übten vielleicht genau deshalb eine schier endlose Anziehungskraft auf den Jüngsten aus. „Pitsch-Patsch“ stapfte er durch die Pfützen und die Großen machten es ihm natürlich nach.

Mittlerweile hatte der Zwerg das Kommando über unser Vierer-Rudel übernommen – mehr oder minder wortlos, denn Merlin besteht nach wie vor darauf, kein weiteres Wort lernen zu wollen (30 sind aber auch wirklich genug), sondern jegliche Kommunikation über hunderte Arten von Geschrei zu führen. Für unseren Spaziergang – so vermittelte er uns – gab es eigentlich nur zwei Regeln:

Regel Nr. 1: „Ich gehe immer voran.“

Wer auch immer es von seinen Geschwistern wagte, ihn zu überholen, erntete einen kurzen, lauten und recht hohen Warnschrei, woraufhin sich alle automatisch wieder hinten einordneten. Wir mutmaßten nur lachend, was passieren würde, wenn sie diesen ignorierten, entschieden uns aber, ihm die Rolle des „Alphatieres“ im Sinn des Wochenend-Friedens zu überlassen und riskierten keine Eskalationsstufe.

Regel Nr. 2: „Wenn Mama mir die Hand gibt, dann dürfen meine Geschwister ausnahmsweise auch vorauslaufen.“

Auf diese Art und Weise führte uns der Weg bis zum Eggerloch und zurück zur Napoleonswiese.

Die Kinder tobten sich noch einmal so richtig aus, während ich die trockenen Blätter im – durch das Licht der immer tiefer sinkenden Sonne glitzernden – Schnee betrachtete.

Der traumhafte Tag neigte sich langsam aber sicher dem Ende zu. Zwei Stunden noch und der Mond würde wieder die Oberhand über den Tag gewinnen (und bei mir die Müdigkeit und damit der Schlaf).

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