„Lass uns Indianer spielen!“
Was für eine böse, rassistische, abwertende Überschrift! Gendergerecht müsste man ja zumindest „IndianerInnen“ schreiben. Und wollte man die kindlich-naive Aufforderung zum simplen Spiel „Verstecken-Zielen-Abschießen-Marterpfahl-Befreiung-Friedenspfeife“ auch noch gemäß dem Zeitgeist politisch korrekt formulieren, hieße es vermutlich: „Lass uns das Leben nordamerikanischer IndigenerInnen für einen beschränkten Zeitraum nachahmen!“ Aber Vorsicht! Dauert das Spiel allzu lange, könnte man den Eindruck kultureller Aneignung erwecken. Und aufpassen! Ja nicht das böse „I-Wort“ im Spiel verwenden! Ihr seht: Es fällt mir schwer, bei all dem Irrsinn, der sich (vor allem) medial abspielt, die angemessene Ruhe zu bewahren. Stundenlang könnte ich mich über die Vergewaltigung unserer Sprache echauffieren. Wie sich durch Sprechverbote, Kultur-Zensur und krampfhaft aufoktroyierte Genderlinguistik tiefer liegende gesellschaftliche Probleme lösen lassen sollen, erschließt sich mir einfach nicht. Ich fühle mich, als wollte man mir meine Fähigkeit absprechen, mich – angeregt durch Musik, Theater, Film oder einen Roman – selbständig mit einem dem zugrundeliegenden Thema kritisch auseinanderzusetzen.
Fast ein wenig trotzig schnappe ich daher immer wieder meinen Bogen, ausreichend Pfeile, nenne mich „Tanzendes Eichhörnchen“ und gehe in den Wald, zuletzt gemeinsam mit meiner Tochter „Feder im Mondlicht“.
Ziel unseres rebellischen Sonntagsausfluges war der 3D-Bogenparcours „Lug ins Land“ bei Spittal/Drau.
Nach dem Einschießen, dem leider versehentlich eine Feldgrille zum Opfer fiel (Maja war den Tränen nahe, denn es war ihr Pfeil), machten wir uns auf den Weg ins Gelände. Den Blick ließen wir über die Wälder „Montanas“ schweifen und hielten Ausschau nach feindlichen Stämmen.
Wir verloren uns in der Vorstellung, unser eigenes Dorf vor Hunger bewahren zu müssen. Aus diesem Grund hatten wir auch beschlossen, im „Hunter-Modus“ zu schießen: ein Ziel, ein Pfeil. Nachdem ich glorreich eine Schnecke erlegt hatte, war wieder „Feder im Mondlicht“ an der Reihe.
Der von ihr erlegte Bär würde Pemmikan für viele Monde liefern. Und natürlich stand das Fell dem Jäger zu. Unser ganzer Stolz war aber der Abschuss von „Dodo & Waran“. Leise hatten wir uns an unsere Beute herangepirscht und uns wortlos signalisiert, welcher Pfeil für welches Tier bestimmt war.
Zuguterletzt erlegte ich noch einen Berggorilla, den Maja verfehlt hatte. Unser Indianer-Dorf war versorgt! „Hugh! Ich habe gesprochen!“