KÄRNTEN – Burg Hochosterwitz (Gipfelburg)
Obwohl wir uns ja aktuell mit dreien unserer vier Kinder im Waldviertel in Niederösterreich befinden, möchte ich euch auf eine klitzekleine Reise durch Zeit und Raum mitnehmen. Begeben wir uns gemeinsam etwa zwei Wochen in die Vergangenheit zurück und denken uns von Amaliendorf nahe der tschechischen Grenze in die Gemeinde St. Georgen am Längsee. Grund für unsere gedankliche Exkursion ist ein Thema, für das sich viele Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessieren: „Ritter und Burgen“. Aktuell ist es bei uns vor allem Linus (9), der kaum einen Tag vergehen lässt, an dem er nicht mit Holzschwert und Schild gegen „berittene und unberittene Widersacher“ (also seine Geschwister) kämpft und Bücher über das Mittelalter verschlingt. Natürlich fesseln ihn in diesem Kontext auch Ruinen, Burgen, Festungen und Schlösser. Welche verschiedenen Arten von Burgen es anno dazumal überhaupt gab, wozu all diese Anlagen genutzt wurden und wie sich das Leben dort für Arm und Reich gestaltete, erarbeiten wir seit dem Spätsommer bis zum heutigen Tag und wird es gewiss bald einen eigenen Beitrag dazu geben. Vorgenommen hatten wir uns gleichwohl, je einen Vertreter einer Gipfel-, einer Wasser- und einer Höhlenburg zu besichtigen. Den Anfang unserer Exkursionsreihe sollte die Hochosterwitz als Felsenburg (Sonderform einer Gipfelburg) machen.
Auf einem imposanten Dolomitfelsen ragt die Burg Hochosterwitz inmitten des Krappfeldes zwischen den Gurktaler Alpen im Westen und der Saualpe im Osten imposant und weithin sichtbar in die Höhe. Der Burgweg führt durch felsiges Terrain über 14 Tore bis zur Kernburg.
Die Burgkirche liegt tiefer als die Hochburg und war für die Bevölkerung – im Gegensatz zur Kernburg – immer zugänglich. 926 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt wurde sie zur Zeit der Reformation komplett neu gebaut.
Linus war Feuer und Flamme. Wir hatten den Weg gemeinsam mit zwei befreundeten Familien und deren Kindern zurückgelegt, von unserem Nachwuchs war aber die meiste Zeit nichts zu hören und nichts zu sehen. Es dürften sich „Clans“ ausgebildet haben, die fortan damit beschäftigt waren, ihre Fehden auszutragen, Gefangene zu machen und diese in die Kerker zu verfrachten oder geheime Gänge auszukundschaften.
Dennoch hatten die Kinder Interesse am Besuch des Burgmuseums, wenngleich auch die Ritterrüstungen mehr Aufmerksamkeit erhielten als die zahlreichen Gemälde.
Besonders die vergleichsweise riesige Rüstung des über zwei Meter großen Burghauptmanns Reinhard Schenck beeindruckte die lieben Kleinen. Schenck soll derjenige gewesen sein, der in der Sage um Margarete Maultasch die List ersann, welche die Belagerung der Hochosterwitz beendet hatte („Kärntner Chronik“ von Jakob Unrest).
Im Anschluss an unseren Besuch des kleinen Museums tobten sich die Kinder noch einmal ausgiebig draußen aus. Die Burg erschien im Lichte der immer tiefer stehenden Sonne wie das Schloss aus „Dornröschen“. Mehlschwalben segelten rund um die steinernen Türme und Zinnen, rote Rosen rankten an den alten Mauern empor und die Schmiede verpasste der ganzen Kulisse einen Hauch von Rauheit.
Langsam aber sicher war es Zeit, ans Heimkehren zu denken. Wir ließen letzte Blicke über die Landschaft streichen, bevor wir unsere Sachen zusammenpackten und die Kinder zum Aufbruch riefen. Die Burg Hochosterwitz war und ist wahrlich ein großartiges Beispiel einer Gipfelburg.
In der Zwischenzeit haben wir eine weitere Burgart besucht. Ihr erinnert euch, dass wir uns ja eigentlich gerade in Niederösterreich befinden? In Kürze gibt es hier meinen Bericht über unseren Ausflug zur größten mittelalterlichen Wasserburg Österreichs. Bleibt gespannt!