Postimpressionismus à la Van Gogh – Teil 1
Inmitten des alljährlichen nervenaufreibenden Externistenprüfungsvorbereitungstrubels unserer Tochter (12) muss natürlich nichtsdestotrotz Zeit für ihre beiden großen Vorlieben sein: Kunst und Musik. Van Goghs „Sternennacht“ liebt sie ganz besonders und möchte dieses grandiose Gemälde schon bald in Öl auf Leinwand nachmalen. Natürlich werde ich sie dabei wieder fotografisch begleiten – bleibt gespannt!
Um ein wenig in das Thema des Postimpressionismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts einzutauchen, setzten wir uns gemeinsam mit dieser Kunstepoche auseinander, diskutierten über die schwierigen Lebensumstände Van Goghs, seine Malerkollegen, denen zu Lebzeiten mehr Erfolg beschert war, und über einige seiner bekanntesten Kunstwerke.
Da die Anlieferung der Leinwand ein paar Tage in Anspruch nehmen würde, beschloss Maja, noch ein weiteres Bild desselben Künstlers zum Vorbild zu nehmen und sich ein wenig in den Malstil einzuarbeiten, allerdings nicht mit Ölfarben, sondern mit Wachspastellkreiden (wir verwenden dabei jene von „Jaxon“).
Anfangs grundierte sie das Bild deckend mit ganz normaler Wasserfarbe.
Es war nicht Majas Plan, Van Gogh bis ins letzte Detail zu kopieren. Sie wollte vielmehr seinen Stil nachahmen, orientierte sich aber dabei sehr wohl am Werk „Grünes Weizenfeld“. Der Feldweg bereitete ihr sehr viel Spaß. Er hatte sowohl von der Farbzusammenstellung als auch von der Linienführung ein ganz anderes Aussehen als Van Goghs Variante. Auf mich wirkte Majas Weg lebendiger, so als werbe er darum, auf ihm flott dahin zu marschieren, während ich das Original als Einladung verstand, zu verweilen.
Als Maja den Feldweg fertiggestellt hatte, betrachteten wir erneut das Originalgemälde und machten einen klitzekleinen Exkurs in die Kunsttheorie. Wo liegt der Schwerpunkt des Bildes? Wie kann man farblich weiter entfernte Bereiche darstellen? Doch schon bald zuckte es wieder in Majas Fingern. Die Ausarbeitung des Himmels war an der Reihe.
„So müssen Künstlerhände aussehen, Mama!“
Das Weizenfeld empfand Maja als große Herausforderung. Während sie mit den vorderen Bereichen sowie dem Feldrain noch absolut zufrieden war, …
… plagte sie sich regelrecht mit dem Landstrich im Bildhintergrund. Erst als sie diesem noch einmal horizontaler verlaufende Linien verpasst und die einzelnen Weizenhalme stärker hervorgehoben hatte, konnte sie ihr Bild zum Abschluss bringen.
Beim Gedanken an die Arbeit mit den Ölfarben bekam sie leuchtende Augen. „Weißt du, da kann ich dann in Schichten arbeiten. Das wird soooo viel einfach werden!“