Bärentalgrillerei
Wenn sich im Frühling die ersten richtig warmen Tage durchsetzen, frühmorgens schon ganze Heerscharen von Singvögeln ihre Lieder trällern und Bäume und Sträucher hellgrüne Knospen und weiße Blüten treiben, schreit es uns regelrecht an: „Lasst all die Arbeit liegen und geht raus in die Natur!“ Wenn dann auch noch Freunde demselben Ruf folgen, macht es natürlich doppelt Spaß.
Unseren gewohnten Grillplatz fanden wir in veränderter Form wieder. Ein Felssturz aus dem ohnedies eher lockeren Konglomerat hatte den Bachlauf verlegt und den Uferbereich umgestaltet. Unsere Freunde warteten schon am Wasser. Merlin (4) war leider gestürzt, als er allzu enthusiastisch den Schotterweg abwärts lief. Mit blutüberströmtem Knie schlief er Minuten nach unserer Ankunft auf einer Decke im Halbschatten einer Pappel ein.
Linus (10) und seine Freundin suchten traditionsgemäß ein Stück Holzkohle für passende Körperbemalung. Die beiden sehen wir in so einem Tom-Sawyer-Und-Huckleberry-Finn-Kontext oft stundenlang überhaupt nicht. Üblicherweise bauen sie irgendeinen Unterschlupf. Manchmal sehen wir sie Felsen oder Baumstämme schleppend, meistens sind sie aber in den Weiten der Wildnis verschollen, bis der Hunger sie übermannt.
Damit sowohl die beiden jungen Abenteurer als auch die Altvorderen mit den jüngsten Kindern zu einem späteren Zeitpunkt ihre knurrenden Bäuche füllen können, braucht es idealerweise ein Lagerfeuer. Während wir Frauen Treibholz und Rinde sammelten, übte mein Lieblingsmann Michael den Umgang mit Feuerstein.
„Ist das Essens schon fertig?“, erkundigte sich unser kleiner Waldläufer, inspizierte das Feuer, war dann aber bald wieder verschwunden, als er feststellte, dass wir uns noch mitten in den Vorbereitungen fanden.
Immerhin mussten zuvor auch noch passende „Rindenteller“ gefunden werden.
Nachdem unser Vierjähriger aus seinem Erschöpfungsschlaf erwacht war, stürzte er sich unverzüglich über das Essen und hatte danach jeglichen Schmerz vergessen. Sein Entdeckergeist war erneut geweckt und fröhlich stolzierte er durch das Gehölz.
Über das Wasser – hin zu den großen Kindern – traute er sich dann aber doch nicht. Zu stark war die Strömung und zu eisig das Wasser, sodass er sich kaum weiter als einen Meter in den Bach hineinwagte.
Als ich nach langen, tiefgründigen Gesprächen mit unseren Freunden eine Weile meinen Gedanken nachhing, hatte ich plötzlich selbst das Bedürfnis, wieder einmal auf einen Baum zu klettern. Höher und höher erklomm ich den alten Riesen, fühlte die Struktur seiner mit Moos bewachsenen Rinde auf den Händen, schürfte mir die Knie auf und genoss den Ausblick in luftiger Höhe. Was für ein tolles Gefühl!
Bevor die Sonne hinter dem Berg verschwand und sich der Schatten über die Klamm legte, betrachteten wir noch die Schätze, die wir zusammengetragen hatten. Ein traumhafter Tag neigte sich dem Ende zu und wartet auf baldige Wiederholung! Wer von euch will dabei sein?