KROATIEN – Die ewigen Konflikte der Menschheit am bildhaften Beispiel des Jugoslawienkrieges
Vor dem Hintergrund steigender Armut, einem immer größer werdenden Auseinanderklaffen des wohlhabenden Nordens zum armen Süden, Ängsten vor der Zukunft und allgemeiner Verunsicherung in der Bevölkerung war die Politik Jugoslawiens vor allem seit der Einführung der sozialistischen Marktwirtschaft in den 1960er Jahren eine äußerst fragile Angelegenheit. Der Zerfall Jugoslawiens befeuerte auch den Zwiespalt zwischen den ethnischen Gruppen der Bosnier, Kroaten und Serben, doch lag die Ursache des zunehmenden Hasses aufeinander in den zuvor angeführten Entwicklungen. Jede Bevölkerungsgruppe fühlte sich in ihren Augen zurecht benachteiligt und bedroht. Parolen waren auf allen Seiten schnell gefunden und in aller Regel von politischen Emporkömmlingen befeuert. Konflikte entstehen in meinen Augen stets durch fehlende Empathie sowie durch mangelnde Bereitschaft, den anderen Argumenten Gehör zu schenken.
Was bleibt, sind private, familiäre Dramen, Tod und Zerstörung. Wir haben unsere Ferienunterkunft in Škabrnja, dem Ort eines blutigen Massakers radikaler Serben an kroatischen Zivilisten vom 18. November 1991. Wir besuchten eine Gedenkstätte, die zum 20. Jahrestag des Massakers an jenem Ort errichtet wurde, an dem so viele kroatische Menschen auf grausame Art ihr Leben lassen mussten.
Im Umkreis von nur wenigen Kilometern erinnern aber auch noch zahlreiche andere Erinnerungsmale an die kriegerischen Auseinandersetzungen der 90er Jahre.
Heute ist die Gegend gezeichnet von Ruinen, Verfall, leerstehenden Gebäuden vertriebener Serben – die Kroaten hatten zurückgeschlagen. Serbische Rückkehrer sind hier auch heute noch nicht sehr willkommen. Die wenigen, die hier leben, fürchten nicht selten die Aggression der kroatischen Bevölkerung. https://www.spiegel.de/politik/ausland/kroatische-nationalisten-tod-steine-scherben-a-468020.html
Die Kroaten selbst wollen vor allem nicht reden. Serben trifft man gar nicht erst an. So bleibt nur Schweigen und das traurige Bild verlassener Lebensträume in einer fiktiven Welt, in der Kroaten und Serben hilfsbereite Nachbarn sein könnten.