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„Soziale Maßanfertigung“ statt „mass formation“

Die Natur ist ein Wunder. Ein ewiger Balanceakt zwischen Mikro- und Makrokosmos, zwischen Jägern und Gejagten, zwischen Organischem und Anorganischem. Zersetzung und Wachstum, Tod und Geburt, fressen und gefressen werden. Egal wohin man den Blick wendet, überall begegnen einem die großen und kleinen Kunstwerke des Lebens.

Mitten in dieser Idylle verbrachten wir philosophische Stunden mit neu gewonnenen Freunden.

Maja (11), Linus (8) und ich waren tags zuvor beim Bogenschießen auf der Taborhöhe gewesen. Als „Feder im Mondlicht“, „Raschelnder Luchs“ und „Tanzendes Eichhörnchen“ hatten wir unseren Blick geschärft und uns mit dem Wald verbunden. Diese Eindrücke wirkten noch nach. Die Kinder waren nach wie vor im Kriegermodus, schnitzten, bauten Rindenschiffe, kontrollierten ihre anderntags gebauten Lager und bemalten sich zur Tarnung mit Holzkohle.

Die Gedanken von uns Erwachsenen kreisten um allerlei Themen – von Möglichkeiten der wirtschaftlichen und emotionalen Selbstverwirklichung bis hin zum Entstehen einer neuen gesellschaftlichen Kultur, vom politischen Versagen von oben bis hin zu Lösungsansätzen von unten, vom aktiven Widerstand bis hin zur aktiven Verweigerung eines solchen, vom Feuermachen bis hin zu Wie-Hole-Ich-Die-Verfluchte-Kartoffel-Aus-Der-Glut, von Bedrohungen durch regionale Bürgerkriege und geopolitische internationale Konflikte bis hin zu Bedrohungen durch gut gefüllte, aromatisierte Babywindeln.

Und es ging um die Lösung aller Probleme der Welt durch Kaffee.

Das Fällen eines Baumes, seine Entrindung und Umgestaltung zur Sitzbank, das Trinken von eiskaltem (im Feistritzbach eingekühltem) Bier und der männliche Mittagsschlaf vor dem plätschernden Hintergrund des kleinen Wasserfalls oberhalb unseres Lagers führten auch bei den Silberrücken der Runde zu wohligem Grunzen.

Die Kinder kamen mit fortschreitender Stunde auch einmal für kurze Zeit zur Ruhe und bemalten Steine oder zeichneten Skizzen der Umgebung.

Ein Tag voller interessanter Menschen, voller bewegender Gedanken, ging zu Ende. Niemals ging es um mehr oder weniger als um die Verbindung mit Gleichgesinnten. Und dafür sind wir zutiefst dankbar.

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