FreiGeist

Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.

Bedenkt man, dass die im Pazifik schwimmende Plastikinsel mittlerweile dreimal so groß sein soll wie Frankreich, muss man beschämt seine Augen senken. Welche Welt hinterlassen wir da bloß unseren Kindern? Wir bemühen uns seit mittlerweile drei Jahrzehnten, es zumindest ein klein wenig besser zu machen, ein Vorbild zu sein, ohne in eine moralische Hybris zu verfallen. In der Hoffnung, dass wenigstens unsere eigenen Kinder erkennen, dass uns ihr Heimatplanet zu keiner Zeit egal war, thematisieren wir immer wieder, warum wir Möbeln aus Massivholz, Kleidung aus Naturfasern, unverpackten Lebensmitteln und Getränken in Glasflaschen den Vorzug geben. Trotzdem gibt es noch immer viele Bereiche, in denen wir uns verbessern könnten, kämen uns da nicht Gewohnheit und Bequemlichkeit in die Quere.

Zu erfahren, wie lange unterschiedliche Verpackungen brauchen, um zu zerfallen bzw. zu verrotten, erstaunte Linus (10).

„Was passiert überhaupt mit dem ganzen Abfall, nachdem er von der Müllabfuhr abgeholt wurde?“ Als diese Frage im Raum stand, kam mir erstmals die Idee, einen Ausflug zu einer Mülldeponie zu planen. Einige andere Familien mit sich frei(er) bildenden Kindern bekundeten ihr Interesse an einer solchen Exkursion.

Mitte März war es dann endlich so weit. Der Abfallwirtschaftsverband Spittal/Drau erklärte sich bereit, uns Einblicke in den letzten Lebensabschnitt unseres Mülls zu gewähren.

Die theoretische Einführung in das Thema allgemein und den Abfallwirtschaftsverband im Besonderen war zwar wohl eher auf interessierte Erwachsene ausgelegt, jedoch bemühten sich alle Kinder, aufmerksam zu bleiben. Die angebotene Fruchtmolke und die beiden Videos am Ende des einleitenden Vortrags halfen dabei 😉 Unserem Jungen blieb auch die gezeigte „Konsum-Pyramide“ in besonderer Erinnerung.

Spannender wurde es jedenfalls, als alle ihre grellen Warnwesten erhielten und wir auf das Gelände geführt wurden. Im abgeschlossenen Problemstoffraum wurde die fachgerechte Entsorgung von Lacken und Batterien besprochen.

„Bewacht“ wurde diese Sonderzone von „Ritter Rabe Rost“.

Beim Blick in den Elektronikschrott wurde der Bastler- und Sammlertrieb einiger Kinder besonders angeregt. „Schau mal, Mama! Die Lichter bei den Kopfhörern funktionieren ja sogar noch!“

Was alles zum „alten Eisen“ zählen kann, wurde beim angrenzenden Metallhaufen sichtbar.

Nur wenige Meter weiter rümpften die allermeisten Kinder dann ihre empfindlichen Stupsnasen ob des eigentümlichen, aber auch charakteristischen Geruchs vermodernder Bioabfälle.

Dabei ist das Prinzip der Verrottung respektive der mikrobiellen Zersetzung organischen Materials zu wundervoller frischer Erde ein Sinnbild für die faszinierenden Kreisläufe der Natur.

Mittlerweile war die Zeit schon ordentlich vorangeschritten und die Mägen begannen nach und nach zu knurren. Wir verabschiedeten uns aus Spittal/Drau und machten im Kinocafé Millstatt Station, wo wir vom Inhaber Max und seinem Team kulinarisch verwöhnt wurden. Wer einmal von euch in der Nähe ist, dem sei nicht nur das familiäre Kulturkino, sondern auch die Tortentheke wärmstens ans Herz gelegt.

Gestärkt und guter Laune führte uns unser Weg weiter nach Villach. Im Technologiepark St. Magdalen erwartete uns der zweite Teil unserer Exkursion am Betriebsgelände des Altpapierspezialisten „Papyrus“.

„Papyrus“ setzt nach wie vor vorbildlich auf den Schienenverkehr.

Hier wird nicht nur das Altpapier der Villacher Bürger gesammelt, sondern auch jenes aus allen anderen Kärntner Gemeinden sowie aus Osttirol.

Wir erfuhren im einleitenden Teil viele interessante Details, doch auch die Praxis geriet nicht zu kurz. In einem aufschlussreichen Mülltrennspiel war die eine oder andere „Stolperfalle“ eingebaut. Wusstet ihr beispielsweise, dass ein verunreinigter Pizzakarton nicht im Altpapier entsorgt wird? Ein pfiffiges Kind unserer Runde kam auf die Idee, den verschmutzten Bereich mit der Schere auszuschneiden, um ihn im Restmüll zu entsorgen. Der saubere Rest dürfe dann in die Altpapiertonne wandern. Ich liebe unkonventionelle Ansätze!

Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung und der erneuten Ausstattung mit Signalwesten wurden wir in die eigentlichen Werkshallen geführt.

Dort sorgten die sympathischen Arbeiter des Betriebes („Schepfa“ auf gut kärntnerisch) für den Höhepunkt des Tages, indem sie den Kindern auf eindrucksvolle Art und Weise vorführten, wie viel Papier in so einen Müllwagen dank der Hydraulikpresse eigentlich reinpasst.

Als darüber hinaus auch noch der große Radlader in die Halle beordert wurde, um den neu hinzugekommenen Papierhügel auf die bereits vorhandenen Berge zu schippen, standen die Münder aller Exkursionsteilnehmer fasziniert offen.

Mit Hilfe einer kostspieligen Nah-Infrarot-Sortierstraße wird das Papier in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, ein verschwindend geringer Anteil wird manuell nachsortiert.

Auf diese Art und Weise vorbereitet kann das Altpapier in weiterer Folge der jeweils passenden Wiederverwertungsvariante zugeführt werden.

Zuguterletzt zeigte man unserer Gruppe noch den „Aktenvernichtungsbereich“.

Wer die geliebte „Karina“ ist oder war, konnte uns niemand beantworten 😉

Nachdem wir zum Abschluss noch im Kollektiv auf der Brückenwaage gewogen worden waren, erhielten alle Kinder eine kleine mit Süßkram gefüllte Mülltonne zur Erinnerung.

Ein großartiger Tag mit bleibenden Eindrücken neigte sich dem Ende zu. Und nicht vergessen: Vermeiden ist noch besser als verwerten!

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