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KROATIEN – Vier Strände und ein Hallelujah

Als wir vor zwei Jahren erstmals unsere Füße auf Dugi Otok in Dalmatien setzten, war es Liebe auf den ersten Blick. Die „Lange Insel“ haben die meisten Urlauber nicht so sehr am Radar wie beispielsweise die gut ausgebauten Destinationen Krk oder Cres. Die rund 1.700 Einwohner der Insel leben vom Fischfang und vom Tourismus. Wer hier seine Ferien verbringt, muss auf einige Annehmlichkeiten verzichten. Entschleunigung ist auf dem Eiland nicht nur ein modernes Schlagwort, sondern gelebter Alltag, außer vielleicht für die vielen Rauchschwalbeneltern, die die hungrigen Schnäbel ihrer Brut zu stopfen haben.

Unser Zeltplatz befand sich im beschaulichen „Camp Kargita“ in Veli Rat an der Nordspitze der Insel. Von hier aus wollten wir uns während eines etwa zehntägigen Aufenthalts auf die Suche nach den schönsten Stränden und Buchten der Insel machen, die ohne Boot erreichbar waren.

Gewiss liegt „Schönheit“ stets im Auge des Betrachters. In aller Regel bevorzugen wir ruhige Orte inmitten der Natur und nehmen dafür gerne auch etwas längere Fußmärsche in Kauf.

Die Entfernungen, die wir bereit sind zurückzulegen, werden in aller Regel von der Ausdauer der Kinder und vom Umfang des nötigen Gepäcks (Wasservorräte, Sonnenschirm, Verpflegung) bestimmt.

Die erste Bucht, die wir besuchten, war eigentlich ein Zufallsfund. Mitten im Naturpark Telašćica unweit der „Pyramiden von Sali“ parkten wir unser Auto am Ende einer wahren Rumpelpiste im Schatten eines Nadelbaumes mit tief hängenden und schwer mit Zapfen beladenen Zweigen und wanderten zur Bucht Cušćica an der Südspitze der Insel.

„Uvala Cušćica“: Blick auf die Kornaten (rechts hinten am Bild) und kleinere, davor liegende Inseln

Nur selten legte dort ein Boot am Steg an oder ankerte etwas weiter draußen in der Bucht, ansonsten gehörte sie mehr oder weniger uns allein. Wir genossen die einsamen Stunden, planschten, schwammen und schnorchelten mit den Kindern und ließen ungestört die Seele baumeln.

Der berühmteste Strand von Dugi Otok ist wohl der als „weißer Sandstrand“ beworbene „Plaža Sakarun“. Hier ging es ungleich wuseliger zu. Gleich drei Strandbars verpflegten die Besucher mit kühlen Erfrischungen und beschallten die Bucht mit flotten Rhythmen. Am Schatten der Pinien fanden vor allem Familien und ihre tierischen Begleiter Gefallen.

Den vielgepriesenen weißen Sand suchte man am Strand selbst aber vergeblich. Sehr wohl war er im Wasser überall dort unter den Füßen zu spüren, wo kein Seegras die Sohlen kitzelte. Das türkisblaue Nass war bis weit hinaus sehr seicht, ideal also für Wasserballspiele aller Art sowie für kleine Nichtschwimmer wie unseren jüngsten Spross.

„Plaža Sakarun“

Gleichwohl die Bucht ein beliebter Ankerplatz für Motoryachten und Segelboote ist, …

… zum Schnorcheln ist „Sakarun“ eher ungeeignet.

Nicht nur einmal nutzten wir die unglaublich saubere Bucht direkt am Campingplatz in Veli Rat. Zwar musste man sich mit Abschürfungen an Armen und Beinen ob der allgegenwärtigen scharfkantigen Felsen ein wenig arrangieren, wurde dafür aber mit kristallklarem Wasser und einer regen Unterwasserwelt belohnt.

Unter dieser Kiefer nahe des Leuchtturms in Veli Rat verbrachten wir viele kurzweilige Stunden.

Schon bald hatten wir einen schattigen Platz unter Bäumen ausfindig gemacht, in dessen Nähe sich ein vergleichsweise sanfter Einstiegsort ins Meer befand.

Wir verzichten bei unseren Kindern üblicherweise auf jegliche Schwimmhilfen, da wir der Überzeugung sind, dass das Spüren der Schwerkraft, der Strömungen sowie des Auftriebs essentiell für einen langfristig sicheren Umgang mit dem Element Wasser ist. Das bedeutet natürlich, dass man als Elternteil immer einen Blick auf jene Kinder hat, die noch nicht sicher schwimmen können, und sich die Art von Ablenkung eben nicht erlaubt, die man heutzutage bedauerlicherweise allerorts wahrnimmt. Gemeint ist der vornehmliche Blick auf das stets mitgeführte Smartphone.

Mein Mann nimmt nicht selten den Jüngsten beim Schnorcheln in Küstennähe am Rücken mit, der dieses Abenteuer regelmäßig mit laut-fröhlichem Jauchzen quittiert.

Bucht direkt am Campingplatz in „Veli Rat“

Im Dörfchen Dragove, dessen Einwohnerzahl in den letzten hundert Jahren von 400 auf nur noch 18 gesunken ist, machten wir gleich mehrfach Halt. Einerseits bot die Anhöhe eine halbwegs stabile Telefonverbindung, sodass wir mit unseren beiden älteren Kindern, die in der Heimat die sturmfreie Zeit genossen, Kontakt halten konnten, andererseits hatte unser vierjähriger Sohn einen Narren an diesem Ort gefressen.

Kleopatra-Falter

Der kleine Friedhof übte eine magische Anziehungskraft auf Merlin (4) aus. Auf den Bänken vor der Kirche „St. Leonard“ aus dem 12./13. Jahrhundert sitzend ließen sich die Jungs „Die kleine Hexe geht auf Reisen“ vorlesen.

Kirche „St. Leonard“ in Dragove

Unweit des Dörfchens befand sich der vierte und somit letzte Strand, den ich euch in diesem Beitrag vorstellen möchte: „Veli Žal Plaža“, ein nicht allzu breiter Kiesstrand, von dem aus man die einzige Insel vor der Westküste Dugi Otoks, „Mežanj“, sehen kann.

„Veli Žal Plaža“ mit Blick Richtung Nordwesten – Die Insel „Mežanj“ ist dadurch am Bild nicht zu erkennen.

Und wer – wie wir – Freude daran hat, sich abseits der offiziellen Touristenwege herumzutummeln, kann unweit des „Veli Žal Plaža“ traumhafte Plätze entdecken, an denen man sich mit Campingkocher & Co. selbst ein Abendessen zubereiten und dasselbe im Licht des ausklingenden Tages genießen kann.

Spaghetti garniert mit frisch gepflücktem Salbei aus der hiesigen „Pampa“

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