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KROATIEN – „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ (J. W. von Goethe)
Sobald man, mit dem Entschluss im Kopf, eine Wanderung zu beginnen, den ersten Schritt tut, lichten sich peu à peu die oft trüben Gedanken und lähmenden Sorgen, die einen – hoffentlich nur gelegentlich – im Leben begleiten. Je beschwerlicher dabei der Weg ist, desto freier wird der Kopf – so zumindest nach meiner Erfahrung. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass ein Fußmarsch nicht von Anfang an mit seelischer Leichtigkeit einhergehen kann. Ganz egal, wie die mentale Verfassung auch beim Losgehen sein mag, mit Gewissheit ist sie am Ende des Weges nicht schlechter als beim Aufbruch. Als wir oberhalb des Städtchens Baška auf der Insel Krk unser Auto parkten und noch einmal…
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KROATIEN – Eichenlaub
In einem früheren Leben muss ich Druidin gewesen sein, so sehr fühle ich mich den Eichen verbunden. Berühre ich ihre knorrigen Stämme und fahre sanft mit den Fingern über ihre tiefen Furchen, so ist es, als erzählten sie mir persönlich von der Vergangenheit, von stürmischer Liebe und brutalem Krieg, von Sommer und Winter, von üppiger Fülle und erbarmungsloser Dürre, von trauriger Einsamkeit und schierer Lebensfreude. Stundenlang könnte ich in ihrem Schatten verweilen und über das Leben nachdenken. Da ich jedoch die Präsenz von Stiel- und Traubeneichen intensiver und kraftvoller wahrnehme als jene von Rot- oder Steineichen, vermute ich eine banalere Erklärung als ein ehemaliges keltisch-heidnisches Alter-Ego. Wahrscheinlich mag ich Eichen,…
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KROATIEN – Schusters Rappen und Drahtesel
Eine Reise zu planen und schon Wochen oder sogar Monate vor der Abreise tief in das Land einzutauchen, das man besuchen möchte, bedeutet für mich eine kostenlose Ausweitung des Urlaubsgefühls. Es bereitet mir Vergnügen, mich mit fremder Geschichte und Kultur auseinanderzusetzen, Karten, Bücher und Berichte Einheimischer zu studieren, Reiserouten zu erstellen und dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Mitreisenden und jede erdenkliche Wetter-, Stimmungs- und Versorgungslage zu bedenken. Mein Mann geht gänzlich anders, aber um keinen Deut schlechter, an das Reisen heran. Er ist die Spontanität in Person, fährt erst einmal ohne großartige Vorbereitung in das Zielland, streckt tagtäglich nach dem Frühstück die Nase in die Luft und entscheidet aus dem…








