FreiGeist

Der Baum der Jugend

Ihre weiße Rinde dient der Menschheit schon seit tausenden Jahren. Dünne Streifen davon sind selbst in feuchtem Zustand mehr als brauchbarer Zunder für ein wärmendes Feuer. Als vielseitiger Werkstoff für die Herstellung unterschiedlicher Gefäße, Schuhe oder Messerscheiden wird sie seit jeher von vielen Kulturen geschätzt. Das aus der Rinde gewonnene Pech macht jedem modernen Sekundenkleber Konkurrenz. Seit dem Mittelalter ist sie außerdem als Naturheil- und Verbandmittel bekannt. Man kann mit ihr Dächer eindecken und Bögen bespannen. Die Rede ist von der Rinde der Birke, dem Baum des Neuanfangs und der Jugendlichkeit.

Wenn die Birkenblätter nach dem Winter in einem erfrischend hellen Grün zu sprießen beginnen und gleichzeitig das Licht fast ungehindert durch die Zweige hindurchfällt, läutet das für mich den Frühling ein. Leider war diese wunderschöne Jahreszeit in diesem Jahr gleich verregnet und kühl wie im letzten. Ein einziges Mal schaffte ich es heuer mit den Kindern auf die Napoleonswiese, um dort mit Freunden zu picknicken.

Da sich Linus (10) immer wieder mit den Tieren und Pflanzen des Waldes beschäftigt, regte sich in mir der Gedanke, dass wir die erfrischende Stimmung eines Birkenwaldes ja mit einem kleinen Kunstprojekt in unser Wohnzimmer bringen könnten. Damit die Idee auch von Erfolg gekrönt sein würde, schickte ich den Jungen erst einmal los, sich auf die Suche nach einer Birke zu machen.

Gemeinsam betrachteten wir lange den Baum sowohl in seiner Gesamtheit als auch im Detail.

Wieder zu Hause überlegten wir uns zuallererst, welche Lichtstimmung im Bild vorherrschen sollte. Linus schwankte zwischen den Varianten „Birke im Sonnenuntergang“, „Birke im Herbst“ und „Birke im Schein der Frühlingssonne“. Nachdem wir einige Bilder von unterschiedlichen Birkenwäldern betrachtet hatten, entschloss sich Linus für Letzteres und bereitete passende Farben vor.

Mit breiten Pinseln gestaltete er den Hintergrund seines Bildes.

Während das Zeichenblatt trocknete, schnitt Linus (10) aus stabilerem Karton ein kleines Rechteck aus, welches er für die Gestaltung der Birkenstämme benötigte. Zuerst übte er auf einem Stück Altpapier, welche Menge an Farbe die besten Ergebnisse brachte. Recht flott wagte er sich dann aber schon an die endgültige Arbeit.

Nun mussten die Baumstämme nur noch ausgeschnitten …

… und auf den vorbereiteten Hintergrund geklebt werden.

Und schon hatten wir die pure Frühlingslaune direkt im Haus, egal wie wolkenverhangen der Himmel tatsächlich war!

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