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WIEN – Auf Hundertwassers Spuren

Nachdem wir – meine beiden mittleren Kinder Maja (13) und Linus (10) und meine Wenigkeit – den Erkundungspfad des Wiener Jugendstils verlassen hatten, vollzogen wir mit der Suche nach Spuren des bekannten Künstlers und Architekten Friedensreich Hundertwasser einen künstlerischen Epochensprung. Geboren als Friedrich Stowasser im Dezember 1928 erlebte er eine Kindheit voller politischer Umbrüche. Als Schüler einer privaten Montessorischule wurde ihm schon früh ein besonderer Sinn für Farben und Formen attestiert. Unter politischem Druck musste sich der junge Hundertwasser dann im Alter von zehn Jahren nicht nur im Rahmen der „Jugenddienstpflicht“ der Hitlerjugend anschließen, sondern wechselte auch auf Wunsch der Mutter an eine „unauffälligere“ staatliche Schule, an der er schlussendlich maturierte. In weiser Voraussicht hatte ihn seine Mutter im Jahr 1935 katholisch taufen lassen, sie selbst war – wie ihre ganze Verwandtschaft – Jüdin. Das darauf folgende Studium an der „Wiener Akadamie der bildenden Künste“ brach Hundertwasser aber – unzufrieden mit dem Unterricht – schon nach drei Monaten ab. Sein arbeitsreiches Leben verbrachte er überwiegend reisend, naturnahe und dabei äußerst genügsam.

Das „Kunsthaus Wien“ gewährte uns mit seinem „Museum Hundertwasser“ interessante Einblicke in das Schaffen Hundertwassers.

Hundertwasser baute die ehemalige Bugholzmöbelfabrik selbst um und verpasste dem ursprünglich unauffälligen Gebäude seinen typischen Stil. Gerade Linien und Ebenen wurden quasi abgeschafft und durch unregelmäßige Elemente aus Glas, Keramik, Ziegel und Holz in den unterschiedlichsten Farben ersetzt.

Für uns war es sofort ein Ort zum Wohlfühlen. Wir flanierten durch die Räumlichkeiten und betrachteten – jeder für sich – Bilder mit besonderer Anziehungskraft.

„Antipodische Insel“ – Es handelt sich dabei um „Motuarohia Island“, wo Hundertwasser seinen Freund Jim Cottier besuchte.
„Grüne Stadt“

Besonders beeindruckt war ich von Hundertwassers „Hügelwiesenland“ – dem Modell einer naturnahen Wohnanlage im 22. Wiener Bezirk, die leider nie realisiert wurde, weil eine Bürgerinitiative Störungen des Wohnumfeldes durch Touristenmassen befürchtete.

So grün wie Hundertwassers Vorstellungen artgerechter Siedlungen war auch die Ausstellung selbst.

Pflanzenkläranlage

Zehn Jahre lang verbrachte Friedensreich Hundertwasser auf seinem Schiff „Regentag“, das – mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt – aktuell in Niederösterreich an der Donau vor Anker liegt und instandgesetzt wird. Ein Modell war in der Ausstellung zu sehen.

Das letzte Ausstellungsstück, das meine Kinder und ich einer näheren Betrachtung unterzogen, war eine Tapesserie, die die Weberin Hilde Absalon für Hundertwasser gefertigt hatte.

Bevor wir das Hundertwasserhaus in Angriff nahmen, genehmigten wir uns jeweils ein Stück des köstlichen Topfenkuchens im gut besuchten Café des Museums. Minutenlang grübelten wir über der Frage, wie lange wohl die Bewässerung der vielen Pflanzen dauern würde und ob man dabei mit Leitern arbeiten müsse. Die Kellnerin konnte es nicht beantworten. Mit einem Grinsen meinte sie: „Das übernimmt Gott sei Dank eine Gärtnerei, von der die Pflanzen auch nur gemietet werden.“

Wir hatten nur etwa 400 Meter zurückzulegen, um zum „Hundertwasserhaus“ zu gelangen. Das bunte, ungewöhnliche Wohnhaus bietet seinen 52 Mietern eine Vielzahl bepflanzter Dachterrassen sowie die für Hundertwasser typischen unebenen Böden in den Gangbereichen.

Maja (13), Linus (10) und ich waren ganz schön müde, immerhin waren wir allein an diesem Tag über zwölf Kilometer marschiert. Wie gut, dass Wien über ein gut ausgebautes Netz an „Transportern“ verfügt, das uns in Nullkommanix zu unserer Unterkunft in Wien/Hietzing befördern konnte 😉

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