April, April, der macht was er will …
Neuschnee noch am letzten Samstag, mollige Frühsommertemperaturen am heutigen Dienstag – der April macht seinem Namen alle Ehre.
Wenn im Haus die Terrassentüre regelmäßig offen stehen bleibt, sodass die Fliegen wieder ihren Weg in die Stube finden, die Sandkiste von bunten Schaufeln und Eimern durchsetzt schon von weitem „Hier!“ ruft, zehn Gänseblümchen unter einen Fuß passen und die Spatzen im Sand zwischen den Lavendelsträuchern baden, dann beginnt der Frühling in Kärnten.
Und so war es nicht verwunderlich, dass ich mein übliches, häufig ohnedies allzu sehr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein über den Haufen warf, meinen Nachmittagsdienst abgab und beschloss, stattdessen die Sonne mit den Kindern so richtig auszukosten, bevor die April’schen Wetterkapriolen möglicherweise wieder zuschlugen.
An einem traumhaften Ort am See waren wir umgeben von ebenso traumhaften Menschen, einer Ansammlung jener, die auch in den letzten beiden Jahren Empathie und soziale Nähe über staatliche Regularien gestellt hatten und dabei auch dem zivilen Ungehorsam gehorsam waren, wenn sie dies für moralisch erforderlich hielten. Hier hatte sich niemand jemals für den Staat verbogen. Auch die Gastwirtin nicht.
Von der Kinderschar war nicht viel zu spüren. Hie und da nahmen wir sie aus dem Augenwinkel wahr, wie sie bis zu den Knien im Wasser standen, mit Stöcken „bewaffnet“ ihren Revier-Rangeleien nachgingen, im Gebüsch herumkletterten oder in der Sonne liegend über die große, weite Welt und über die im Café zur Auswahl stehenden Eis-Am-Stiel-Sorten sinnierten.
Sogar unser Großer hatte uns heute begleitet (was absoluten Seltenheitswert hat), um in seiner Computerzeitschrift zu lesen, Coca-Cola zu trinken und die ersten fünfzig Nachkommastellen von π auswendig zu lernen (Kein Witz! Ich schaffe gerade mal fünf Nachkommastellen …)
Als am Nebentisch auch noch Milena Preradovic https://punkt-preradovic.com/ Platz nahm, war das „Widerstandsnest“ kaum mehr zu verheimlichen.
Frühling. Irgendwie auch immer ein klein wenig Aufbruch. Mal sehen, wohin er uns dieses Mal führen wird.