FreiGeist

Das Meer der Gefühle

Nachdem Linus (9) im Rahmen seines Projektes „Licht und Schatten“ ein Plakat gestaltet https://belinda.amplatz.today/freigeist/jetzt-geht-mir-ein-licht-auf/ und einer Bohne beim Wachsen zugesehen hatte https://belinda.amplatz.today/freigeist/linus-und-die-bohnenranke/, griff er noch eine Mal- und Zeichenidee auf, über die ich gestolpert war.

Obwohl unser Kunst- und Bastelfundus für einen Privathaushalt nach meinem Dafürhalten nahezu gigantische Ausmaße aufweist, musste ich dieses Mal tatsächlich zwei Dinge besorgen. Zum einen benötigten wir eine selbstklebende Folientasche mit einer Einschuböffnung auf der langen Seite, zum anderen Super-Duper-Ultra-Permanentmarker, die auch ganz sicher nicht auf der Folie verwischt werden konnten, selbst wenn eine Volksschülerhand versehentlich darüberstrich.

Eltern mit kleineren Kindern seien hinsichtlich dieser Stifte wirklich eindringlich vorgewarnt: Diese Marker lassen sich vermutlich nur mit Spiritus wieder abbekommen. Da unser Jüngster (3) ein Faible für Bodypainting hat, sind diese Marker daher unter strengstem Verschluss 😉

Wer Linus (9) kennt oder meinen Blog schon ein wenig länger verfolgt, der weiß, dass er sich oft schwer überwinden kann, mit dem Zeichnen überhaupt zu beginnen. Seine Erwartungshaltung an sich selbst ist enorm. Oft nimmt er die Hürde verzweifelt und frustriert gar nicht erst in Angriff, sondern erstarrt in einem kindlichen Das-Kann-Ich-Eh-Nicht-Gebaren. Doch gerade war seine Lust auf ein Kunstprojekt dieser Art so groß, dass er dem nicht verfiel. Er hatte um ein Unterwasser-Ausmalbild zum Abzeichnen beziehungsweise als Inspiration gebeten, das auch für ihn bereit lag. Natürlich versuchte er mit einem kecken Grinsen im Gesicht und den Blickkontakt zu mir haltend, wie ich wohl reagieren würde, wenn er das Bild zum Abpausen verwendete. Für einen kurzen Augenblick durchdachte ich die Situation. Ich finde Abpausen als Technik zwar absolut legitim, allerdings wusste ich als Mama meines Räuberjungen ganz genau, dass es sich – seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – eher um einen akuten Anflug von Faulheit gehandelt haben durfte. Also entschloss ich mich für den „liebevollen Tritt“ und entgegnete: „Ach, Linus, ich freu mich doch schon so, die Unterwasserwelt aus deiner Fantasie kennenzulernen! Vielleicht magst du danach noch ein Bild machen und das dann abpausen?“ Ich hatte mit einer längeren Diskussion und meiner Kapitulation gerechnet. Stattdessen war ich ganz perplex, dass das Thema für Linus damit erledigt war und er schon begann, die erste Unterwasserpflanze zu zeichnen.

Anregungen holte er sich nicht nur vom ausgedruckten Ausmalbild, sondern auch von seinen Schleichtieren, …

… wobei es ihm ganz besonders der Riesenkrake angetan hatte.

„Schau mal, Maja! Ich hab‘ hier schon verliebte Fische, einen traurigen Riesen-Oktopus und zwei sich streitende Fische. Erkennst du, worum es bei ihrem Streit geht?“, fragte er seine große Schwester. „Hmmmm, um das Mädchen darunter vielleicht?“ „Genau! Das ist das Meer der Gefühle!“ Bei diesem kurzen Gespräch und Linus‘ Idee wurde mir ganz warm ums Mama-Herz.

Schlussendlich entstand ein kunterbuntes und leidenschaftliches Unterwassercomic.

Was dieses Bild mit „Licht und Schatten“ zu tun hat? Nun, bekanntermaßen ist es ab einer Tiefe von 60 m unter der Meeresoberfläche dunkel 😉

Taschenlampe an!

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