Lei-Lei!
So sehr ich den Trubel und die Geräuschkulisse einer Großfamilie mit vier Kindern liebe, so sehr kann ich es auch genießen, wenn einmal nicht die volle Mannschaft im Haus ist. Kürzlich war ich tatsächlich „nur“ mit den zwei kleineren Jungs (3 und 9) daheim – mein Mann und Maja (12) hatten sich frühmorgens warm eingepackt und sich zum Schilaufen (Maja) und Snowboarden (Michael) auf den Weg zum Dreiländereck gemacht.
Linus (9) hatte bereits tags zuvor seine nigelnagelneue Füllfeder ausprobiert und Faschingssätze abgeschrieben.
Clowns machen sich in der fünften Jahreszeit auch immer ganz gut – besonders in Hampelmannform 😉
Die Gelegenheit seiner Faschingslaune beim Schopf gepackt unterhielten wir uns darüber, ob er sich vorstellen könne, dass Fasching in anderen Ländern der Welt womöglich ganz anders gefeiert würde.
Dass es in Rio de Janeiro zur Karnevalszeit so heiß ist, dass die Sambatänzerinnen nur ganz leicht bekleidet sind, faszinierte ihn sehr. „Samba? Am Klavier gibt es einen gespeicherten Rhythmus dazu“, meinte er aufgeregt und spielte diesen gleich vor.
Wir sahen uns gemeinsam ein kurzes Video an und konsultierten den Atlas, um die Frage zu klären, wo Rio de Janeiro denn eigentlich ist.
Ganz anders – so stellten wir fest – geht es an „Mardis gras“ in New Orleans (USA) zu. Die grün-violett-goldenen Perlenketten („beads“) gefielen Linus besonders gut.
Den Karneval in Venedig nahm er zwar als sehr elegant, aber auch als schwerfällig wahr. Kein Wunder: Die prunkvollen Kostüme lassen dem Träger bestimmt nicht allzu viel Bewegungsfreiheit.
Richtig begeistert war Linus hingegen vom Karneval in Québec (Kanada). Auch wenn sich die Menschen dort gar nicht verkleiden, so treffen die Aktivitäten in der Eiseskälte der Faschingszeit (bis zu – 30°C) offenbar genau seinen Geschmack: Eisskulpturen schnitzen und Hundeschlitten fahren.
Von den vielen Eindrücken aus aller Welt waren wir drei ganz hungrig geworden. „Wollen wir Faschingskrapfen backen?“, warf ich in den Raum. „Die kann man selbst machen?“, antwortete Linus erstaunt. „Klar doch! Ich brauche nur einen Helfer. Vor allem einen, der sich in Mathematik auskennt“, entgegnete ich zwinkernd und ließ ihn gleich alle Zutaten abwiegen und vorbereiten.
Aus den vorbereiteten Ingredienzien …
… wurde ein köstlicher Germteig.
Das Rausbacken in siedendem Fett übernahm ich selbst, während die Jungs aus sicherer Entfernung zuschauten, wie die Teigkugeln ihre schöne, braune Farbe bekamen. Leider wurde das Öl ein wenig zu heiß, was dazu führte, dass wir randlose Krapfen erhielten. (Das passiert mir nicht noch einmal. Noch am selben Tag bestellte ich ein ordentliches Küchenthermometer, was beinahe eine Ehekrise auslöste. Aber das ist eine andere Geschichte.) Noch warm füllten wir sie mit Marillenmarmelade und stellten den Teller gerade auf den Tisch, als es am Fenster klopfte. Michael und Maja waren von ihrem Ausflug im Schnee zurückgekehrt. Zeitgleich kam Laurin mit dem Fahrrad um die Ecke gebogen. Und da soll noch jemand behaupten, es gäbe keine Gedankenübertragung unter Familienmitgliedern!
Mahlzeit und Lei-Lei!