TIROL – Schloss Ambras
„Die schöne Welserin“ war namensgebend für die Straße, in der sich unser Hotel in Innsbruck befand. Philippine Welser, gebildete Tochter einer reichen Augsburger Patrizierfamilie, hatte unstandesgemäß Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, den Lieblingssohn des Kaisers, geheiratet – ein Fauxpas im 16. Jahrhundert ganz allgemein, umso mehr noch, weil es die engste kaiserliche Familie betraf.
„Und schon hat er sie erspähet
Hinter der Gardinen Flor,
Zu dem Fenster, wo sie stehet,
Fliegt sein heißer Blick empor;
Denn, die keinen Rang erkennet,
Liebe reißt ihn zu ihr hin,
Und der Sohn des Kaisers brennet
Für die schöne Welserin.„
Auszug aus „Philippine Welserin“ (Karoline Pichler 1769-1843)
Vor dem Hintergrund dieser Liebesgeschichte, um die sich zahlreiche Mythen ranken, ließ Erzherzog Ferdinand die einst mittelalterliche Burg Ambras am südlichen Stadtrand Innsbrucks zum prunkvollen Renaissance-Schloss ausbauen, das Philippine Welser zum Zentrum höfischen Lebens gereichte.
Nachdem wir die Innsbrucker Altstadt besichtigt hatten, machten wir uns mit einer gesunden Jause der Tiroler Traditionsbäckerei „Ruetz“ auf den Weg zum einstigen Herrschaftssitz. Der ursprüngliche Schlossgarten reichte bis zum Ambraser See, wurde aber unter den Herrschern, die Erzherzog Ferdinand II. nachfolgten, wieder verkleinert. Der weitläufige Wildpark und die zahlreichen Belustigungsanlagen wie die Bacchusgrotte oder die umlaufende Tafel wichen einem reinen Nutzgarten.
Heute dient der Schlosspark wieder der Erholung. Weiß und violett blühende Krokusse sprießten auf den Hügeln der Anlage. An einer windgeschützten Stelle unter einer knorrigen Eiche packten wir unser Essen aus und genossen den Ausblick, um anschließend satt und ausgeruht das Schloss zu besichtigen.
Leider waren das Hochschloss und Teile der Parkanlage wegen Restaurierungsmaßnahmen nicht zugänglich. Einen kurzen Blick auf die beeindruckende Grisaillemalerei im Innenhof des Hochschlosses konnten wir aber erhaschen.
Erzherzog Ferdinand II gilt als bedeutsamer Sammler der Habsburgerdynastie und begründete am heutigen Standort selbst ein Museum, das schon zu seiner Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Exotische, spektakuläre und wertvolle Exponate präsentierte er honorigen Gästen in der „Kunst- und Wunderkammer“ sowie der „Rüstkammer“.
Ein Stück, das mich persönlich ganz besonders beeindruckte, war ein filigran gearbeiteter Kabinettschrank aus dem 16. Jahrhundert. An einem der Türme befindet sich am Sockel ein Schloss. Durch Aufsperren des Schlosses kann der Turm abgenommen werden und legt man einen Zylinder mit 6 mal 28 übereinanderliegenden Laden für Schmuck und Münzen frei.
Den krönenden Abschluss unseres Besuches bildete der „Spanische Saal“. Man mag sich gar nicht vorstellen, dass diese repräsentative Halle im auslaufenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert zuerst als Kaserne, später als Lazarett genutzt worden war. Von den dadurch entstandenen Schäden an der Bausubstanz ist heute nichts mehr zu sehen, Schmerz und Leid jener Tage sind längst verhallt
„Mama, wenn die Restaurierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, müssen wir unbedingt noch einmal herkommen“, meinte Maja (13). Ich glaube beinahe, sie küsste heimlich den Frosch die Kröte, die uns über den Weg lief 😉
Andererseits: Wer ist durch diese inspirierende Umgebung nicht verzaubert?