FreiLand

Morgenstund‘ hat Gold im Mund

Gehört ihr zur Kategorie „Lerche“ oder „Nachteule“? Für mich sind die frühen Morgenstunden die schönsten des Tages. Wenn die Stille der Nacht nach und nach einer sich langsam steigernden Betriebsamkeit weicht und sich die „Blaue Stunde“ golden und rot verfärbt, bin ich ganz in meiner Mitte. Gerne erinnere ich mich an die Zeiten zurück, in denen ich meinen Dienst um acht Uhr morgens frisch geduscht nach einer Mountainbiketour auf die „Rosstratten“ des Villacher Hausbergs „Dobratsch“ begann: 18 km Bergstrecke und 18 km retour.

Blick Richtung Dobratsch

Aktuell beginnen meine Tage mit einer seit siebzehn Jahren andauernden chronischen Übermüdung, entsprechenden Augenringen in hippem lavendelblau sowie mit den Fingern unseres Jüngsten (4) in meinem Gesicht – meine Augenlider sanft nach oben schiebend – und seiner absolut entzückenden, unschuldigen Frage: „Hast du gut geschlafen?“.

Wenn mich dann doch einmal die Sehnsucht packt, einige ich mich mit meinem Alter Ego auf einen Kompromiss, starte nicht ganz so zeitig wie in meiner gefühlten Jugend und nehme bei Bedarf auch zumindest eines der Kinder mit – Exklusivzeit sozusagen.

Linus (10) begleitete mich zuletzt bei einer morgendlichen Runde um den Silbersee. Zwei Schwäne waren schon eifrig auf der Suche nach frischen Wasserpflanzen und steckten dafür ihre langen Hälse weit in das kühle Nass.

Die warmen Sonnenstrahlen trafen auf das noch kalte Wasser. Der entstandene Seenebel faszinierte uns und ließ uns innehalten.

Wir lauschten gemeinsam dem erwachenden Chor unterschiedlichster Vögel, die Linus (10) zu bestimmen versuchte.

Nicht schwer zu bestimmen waren für den Jungen die Biberspuren, die wir allerdings in einer solchen Intensität noch nie rund um den Silbersee wahrgenommen hatten.

Dass die kugeligen, immergrünen Gewächse auf manchen Bäumen Misteln sind, war Linus aber neu. Ganz fasziniert lauschte er meinen Erklärungen zur Lebensweise, Fortpflanzung und Heilwirkung des Druidenkrauts – nützliches Wissen fürwahr, wenn man bedenkt, dass Obelix ohne diese essentielle Zutat in Mirakulix‘ Zaubertrank möglicherweise nur winzige Hinkelsteinchen tragen könnte.

Nach einer kurzen Sporteinheit meines Sohnemannes genossen wir zum Schluss unserer Runde noch die Blüten und Knospen des Frühlings. Wer weiß? Vielleicht schaffe ich es in diesem Leben ja noch mal zum Sonnenaufgang auf den Dobratsch?

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