KROATIEN – Vrbnik/Krk
Einer der vielen Vorteile an unserer Heimat Kärnten ist die Nähe zu anderen Ländern, Kulturen und natürlich dem Mittelmeer. In nur wenigen Fahrminuten erreichen wir sowohl die italienische als auch die slowenische Grenze, in etwas mehr als anderthalb Autostunden sind wir am Meer.
Nach Kroatien dauert es einen Tick länger. Die Anreise nach Istrien nimmt in etwa gleich viel Zeit in Anspruch wie jene in unsere Bundeshauptstadt Wien. So mag es nicht verwundern, dass ein verlängertes Wochenende durchaus auch zum Kurzurlaub in Kroatien einlädt, vor allem seit dem Beitritt des Landes zum Schengenraum im Jänner diesen Jahres.
Uns verschlug es über das verlängerte Wochenende auf die Insel Krk, genauer in die „kleine Stadt der guten Leute“ Dobrinj. Das 120-Seelen-Dorf auf 200 m Seehöhe hat eine bewegte Geschichte. Sieben Mal soll es von Piraten überfallen worden sein. Gesichert ist, dass es sich bereits im 12. Jahrhundert um ein Zentrum der Alphabetisierung gehandelt hatte. An jeder noch so unscheinbaren Ecke lassen sich Inschriften in glagolitischer Schrift, dem ältesten bekannten slawischen Alphabet, finden. Folgt man den Spuren des Glagolitischen, so gelangt man unweigerlich auch in das wenige Kilometer entfernte Vrbnik.
Krks Verkehrsnetz ist größtenteils weniger stark ausgebaut, als ich befürchtet hatte. Zwar gibt es durchaus breite Straßen in die Touristenhochburgen, die Peripherie jedoch ist sympathisch ländlich gehalten und die Wege auf charmante Weise schmal und kurvig. Zudem halten sich – in der Vorsaison zur Vorsaison – die Touristenströme noch absolut in Grenzen.
Ansonsten hätten wir kaum einen Parkplatz im kleinen Städtchen Vrbnik bekommen. Wir marschierten vom öffentlichen Stadtstrand „Zgribnica“ ausgehend zuallererst zur Blaž-Baromić-Statue, einem Denkmal, das an den glagolitischen Priester des 15. Jahrhunderts erinnern soll, der das Druckerhandwerk in Venedig erlernt und auf die Insel Krk gebracht hatte.
Vrbnik selbst ist auf einem 49 m hohen Felsen erbaut, der direkt am Meer liegt. Besonders idyllisch wird das Städtchen, da jede Gasse und jedes Haus dem Felsen angepasst worden war.
Besonders aufregend fanden die Kinder „Klancic“, die „engste Gasse der Welt“ mit 40 cm Breite. Wie es hier wohl im Hochsommer zugehen mag?
Die verwinkelten Gässchen luden vor allem unseren Jüngsten (3) ein, im Erkundungsdrang wie wild herumzurennen, ganz zum Leidwesen meines Mannes, der ihm folgte, damit er uns nicht verloren ging. An dieser Stelle sei ihm übrigens ein Dank dafür ausgesprochen, dass er die Aufgabe des „Schafhirten“ seit vielen Jahren so sportlich nimmt.
Das ethnologische Museum in Vrbnik war leider gerade geschlossen, ist aber sicher auch einen Besuch wert.
Den Abschluss unseres kleinen Stadtrundganges machte die Kirche am höchsten Punkt Vrbniks, die nur so strotzte vor glagolitischen Relikten, wobei ich nicht alle als solche deutete. Das berühmte Vrbnik-Rad, das vor der Kirche in den gepflasterten Boden eingearbeitet war, entkam meiner Aufmerksamkeit, wird aber bestimmt Anlass eines weiteren Besuchs der Insel für uns sein.
Möglicherweise kommen wir ja zur Zeit der Feigenernte wieder?