STEIERMARK – Airpower 2022
Drei Prozent aller Österreicher waren lt. Zählung des Bundesheeres am vergangenen Wochenende in Zeltweg in der Steiermark – 275.000 Besucher. Unglaublich, oder? In diesem Jahr setzte man besonders auf „Nachhaltigkeit“ im Bereich der An- und Abreise der erwarteten Zuschauer. Das finde ich einerseits natürlich lobenswert, andererseits ist es vor dem Hintergrund einer (genialen) Just-For-Fun-Kerosin-Und-Paraffinöl-Schleuder-Veranstaltung irgendwie paradox, von Umweltschutz zu sprechen. Aber gut. Nur weil etwas umweltbelastend ist, muss man es ja nicht noch umweltbelastender machen, weil „eh schon egal“. Insofern unterstütze ich die Bemühungen, den Individualverkehr nach Zeltweg zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel zu reduzieren.
Wir hatten ja eigentlich gar nicht mehr so richtig an die Airpower in diesem Jahr gedacht. Zugegeben, laut Überzeugung meines Mannes hatte eigentlich nur ich nicht mehr so richtig daran gedacht. Selbstverständlich war der Termin bei ihm immer präsent gewesen. Unseren Entschluss hinzufahren fassten wir also recht kurzfristig erst zwei Tage zuvor, was die Ursache dafür war, dass wir bedauerlicherweise keine Kenntnis von der Nachhaltigkeitsidee des Bundesheeres hatten – und mit dem Auto fuhren.
Um auf alle Fälle noch einen Parkplatz zu bekommen und pünktlich zum Showbeginn um neun Uhr vor Ort zu sein, wurde der Wecker auf fünf Uhr früh gestellt. Um sechs Uhr ging es wie geplant los. Das Glück war uns hold, die Laune gut, die Straßen frei. Bis Fohnsdorf. Für die letzten sieben Kilometer benötigten wir (nach zwei Stunden Fahrt) weitere geschlagene zweieinhalb Stunden. Zweieinhalb Stunden! Frustriert im Stau stehend erfuhren wir über den Verkehrsfunk, dass man für einen der nur 18.000 Parkplätze vorab ein Ticket hätte buchen müssen. Barzahlung gebe es keine, so der Radiosprecher. Wenigstens ließ sich der Kauf des Parktickets online nachholen. Inzwischen war die Flugshow eröffnet worden. Die Wartezeit in der elendslangen Autoschlange versüßten uns zumindest ein paar „Überflieger“ der „Patrouille Suisse“.
Um halb elf erreichten wir endlich das Airpower-Gelände. Personenkontrolle. Na toll! Die (nachhaltige) Wasserflasche aus Glas durfte nicht auf das Areal – nur Plastikflaschen waren erlaubt. „Sie können die Flasche aber hier wegwerfen“, schlug der junge Soldat umweltbewusst kulanterweise vor. Mein Mann schäumte innerlich vor Wut, hielt nur mit Mühe einen Testosteronausbruch zurück, schickte den Großteil der Familienmannschaft voraus und brachte unsere heilige Glasflasche mit dem mittlerweile dreijährigen Minizwerg zum Auto zurück.
Die drei großen Kinder und ich warteten indes am Gelände, frühstückten die mitgebrachten Topfengolatschen, Nussschnecken und Nougatcroissants und betrachteten staunend eine Flugperformance des Österreichischen Bundesheeres: Zwei Eurofighter simulierten das Abfangen einer C-130 „Hercules“.
In der Zwischenzeit waren auch unsere anderen beiden Männer nachgerückt, hatten sich gestärkt und wir marschierten über das Veranstaltungsgelände auf der Suche nach meiner Schwägerin und ihrer Familie, mit der wir hier verabredet waren.
Linus (8) war ganz begeistert, als der belgische Helikopter „Agusta A109“ leuchtende Flares absetzte.
Der Hubschrauber gehörte zur Flotte der „Flying Bulls“.
Die Anstrengungen des bisherigen Tages hatten vor allem bei unserem jüngsten Familienmitglied ihre Spuren hinterlassen. Trotz Düsenjetlärm entschlummerte uns das Kerlchen und machte es sich in den Armen des großen Bruders gemütlich.
Ich nutzte die Zeit, um mit Maja (12) und Linus (8) einen Streifzug durchs Gelände zu unternehmen und die ausgestellten Flugzeuge und Hubschrauber genauer zu betrachten. In den roten Airbus-Rettungshubschrauber durften die Kinder sogar einsteigen und sich innen ein wenig umsehen.
Auch die „Steirische Hagelabwehr“ war vertreten und präsentierte sich selbstbewusst als „Team Wissenschaft“. Ich persönlich bin kein Freund derartiger Humaneingriffe in natürliche Vorgänge. Wer von der Hagelabwehr noch nie gehört hat: Bei Einsätzen wird eine 6%ige Silberjodid-Acetonlösung verbrannt und Silberjodidkristalle freigesetzt, wodurch in hagelträchtigen Gewitterwolken mehr, dafür aber kleinere Hagelkörner entstehen. Die Chemikalie sei lt. eigenen Angaben am Boden nicht mehr nachweisbar und daher auch nicht gesundheitsschädlich. Soso. Unser Teenager (15) wirft mir ja immer vor, „aus dem letzten Jahrtausend“ zu sein (unzweifelhaft richtig) und deshalb kein Verständnis für moderne Techniken aufbringen zu können. Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt. Jedenfalls begehrt meine weibliche Intuition massiv auf, wenn die Menschheit versucht, Gott zu spielen, indem sie das Wetter (oder auch das Immunsystem des Menschen) beeinflussen möchte. Unweigerlich denke ich dann an „Doramad, die radioaktive Zahnpasta für strahlend weiße Zähne“, „Contergan, das beste Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit“ oder „Asbest, den feuerfesten Werkstoff der Zukunft“.
Mit kühlen Getränken für alle kehrten wir zu unserem gemeinschaftlichen Aussichtsplatz zurück – gerade rechtzeitig, um das tolle Display der steirischen L13-Blanik-Segelflugzeuge zu genießen, dessen Eleganz bei mir tatsächlich Gänsehaut verursachte.
„Krila Oluje“ ist eine kroatische Kunstflugstaffel, die unglaublich beeindruckende Manöver flog. Teilweise betrug der Abstand der Flugzeuge untereinander nur zwei Meter bei Fluggeschwindigkeiten bis zu 550 km/h.
Die Zeit schritt voran, aber noch waren die Kinder (und auch wir Erwachsenen) gut gelaunt. Maja (12) wollte unbedingt die „Frecce Tricolori“ sehen, deren Auftritt für 15:40 Uhr anberaumt war. Verständlich. Die Show der begabten italienischen Piloten ist wahrlich etwas ganz Besonderes. Oft bricht die Zehner-Formation in eine Fünfer- und eine Vierergruppe auf, während ein Solist dem Publikum die Wendigkeit des Flugzeuges demonstriert.
Und selbstverständlich kamen wieder die charakteristischen Rauchbahnen in den italienischen Nationalfarben zum Einsatz.
Für uns war das der perfekte Abschluss. „Holm- und Rippenbruch“ an alle Piloten – danke für die Show!