SLOWENIEN – Herbstlich eingepackt am Jasna-See
Das Leben im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien ist so facettenreich, wie es nur sein kann. Jeweils nur wenige Minuten Autofahrt trennen uns einerseits vom rustikalen Windischen und andererseits vom hitzigen Italienischen. Je nach Laune und Tagesverfassung zieht es uns auch gerne für einen Tagesausflug in die eine oder andere Richtung.
Vor dem Hintergrund eines besonders sommerlichen Herbstes verwundert es auch nicht, dass wir dieser Tage noch mit kurzärmeligen Leiberln (österreichisch für das deutsche „Hemd“ bzw. für das englische „T-Shirt“) unterwegs sind – zumindest, wenn die Sonne scheint und damit nicht nur unsere Gemüter erwärmt werden. Bloß im Schatten spürt man die herannahende kühle Jahreszeit. Perfekte Umstände, um mein selbst gehäkeltes Probe-Dreieckstuch auszuführen. Ich hatte mich dabei an der Häkelanleitung „In’finito 3.0“ von „p.pekee“ orientiert und ein 8fach ungezwirntes Farbverlaufsgarn hinsichtlich seiner Handhabung und seines Griffs getestet. Ein weiteres Schultertuch ist gerade in Arbeit und werde ich euch dann in seiner Entstehung genauer vorstellen.
Obwohl Kranjska Gora nur einen Steinwurf von unserer Heimatstadt entfernt ist, war es tatsächlich das erste Mal, dass wir den Ort zu Fuß erkundeten. Geprägt vom Widerspruch zwischen lieblosen Hotelanlagen aus Beton unmittelbar an den Skipisten und belebten kleinen Caféhäusern in der Dorfmitte lässt einen das Ortsbild nicht wirklich zur Ruhe kommen. Möglicherweise ist Kranjska Gora ein Kandidat für die Liebe auf den zweiten Blick?
Interessant fanden wir tatsächlich den vor wenigen Jahren neu errichteten „Park des Friedens“, der auf zahlreichen Infotafeln den Bau der Straße auf den Vršič-Pass im Ersten Weltkrieg präsentiert. Überwiegend russische Gefangene wurden für diesen Straßenbau eingesetzt. Tausende Kriegsgefangene, die beim Bau der Militärstraße von österreichischen Soldaten beaufsichtigt worden waren, kamen wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Krankheiten ums Leben. Zahlreiche Russen wurden zusätzlich durch einen Lawinenabgang im Jahr 1916 verschüttet, woran die Russische Kapelle an der Passstraße noch heute erinnert. Sie soll ein Symbol für die Freundschaft zwischen Slowenien und Russland ein. Auch heute noch? Wie paradox ist es, an einem Ort zu stehen, der mahnen und erinnern soll, während die Mächtigen Europas für die Vernichtung Russlands plädieren.
Wir zerstreuten unsere Gedanken an die jüngere Geschichte und an das aktuelle Zeitgeschehen und zogen zum Jasna See weiter, einem künstlich angelegten Kleinod, das gleichermaßen Einheimische und Touristen anlockt.
Für unsere Kinder (und auch uns Eltern) war das daneben liegende Bachbett in Wahrheit aber anziehender als die angelegten Spazierwege. Während mein Mann mit unserer Tochter (12) gemütlich herumflanierte und über Dies und Das quatschte, übertrafen sich die Jungs (8 und 3) gegenseitig mit der Größe der ins Wasser geworfenen Steine respektive Felsbrocken.
Dort ließ es sich gut und lange aushalten. Erst als die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen verschwanden, zog es uns wieder Richtung Heimat, eine friedliche Heimat. Auf dass sie das immer bleiben möge!