Haarige Angelegenheit
Ich weiß ja nicht, wie andere Männer sind. Mein Haus- und Hofherr bekommt jedenfalls die absolute Nervenkrise, wenn unsere Kinder mit Farben hantieren, die keine Buntstifte sind. Wasserfarbe, Acryl, Ölfarben, Temperafarbe und ihre Verwandten sind ihm allesamt ein Gräuel. Zu groß ist ihm das Risiko einer Wand mit Farbspritzern, eines neu eingefärbten Vorhangs oder eines gesprenkelten Fußbodens als Ergebnis eines kurzen Moments der Unachtsamkeit. Ich bin da gelassener, was im Laufe der Jahre dazu führte, dass künstlerische Betätigung in der Regel unter meiner Aufsicht stattfindet. Oder im Freien.
Linus‘ letztes Malprojekt erfüllte die Voraussetzungen eines Mama-Mobil-Einsatzes gleich dreifach: Permanent-Marker, Wasserfarbe mit viel Wasser und Strohhalme zum Verpusten der Farbe war die Kombination, die meinen Mann in die Flucht trieb.
Die Idee stammt ursprünglich von hier http://krokotak.com/2014/01/im-crazy-in-love-with-you/
Linus (8) hatte meinen entsprechenden Pin auf pinterest entdeckt und wollte das Bild unbedingt nacharbeiten. Und da der Junge oft von Selbstzweifeln geplagt ist und hohe Ansprüche an sich selbst stellt, entschloss er sich erst einmal zum Abzeichnen des Kopfes.
So hundertprozentig abzeichnen wollte er es dann aber doch nicht. „Die Grübchen am Mund lasse ich aber weg. Sonst schaut sie ja aus wie eine Oma“, meinte er. „Und die Nase mache ich auch anders“, fügte er hinzu.
Maja (11) war eigentlich mit dem Malen des Hintergrunds ihres Eulenbildes beschäftigt (lest dazu gerne hier weiter: https://belinda.amplatz.today/freigeist/hedwig/ ). Als jedoch Linus mit Wasserfarben und einem Strohhalm antanzte, lugte sie immer öfter zu ihrem kleinen Bruder. Nachdem sie ihr bemaltes Papier zum Trocknen beiseite gelegt hatte, nahm sie das nächste Zeichenblatt und schloss sich seinem Projekt an. Beim Malen hat sie nicht die geringsten Hemmungen. Voller Selbstbewusstein kreierte sie ihr eigenes Gesicht.
Beim Auftragen der Wasserfarbentropfen und dem Verblasen derselben mit dem Strohhalm hatten beide viel Spaß, kamen allerdings auch ganz schön aus der Puste.
Immer wieder mussten sie Pausen einlegen, in welchen sie herumkicherten und so taten, als müssten sie regelrecht um Luft ringen. Doch schließlich waren sie irgendwann mit ihren Kunstwerken zufrieden. Darf ich vorstellen: Punk und Funk!