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Heuschrecken-Lapbook

Heute ist Silvester. Es ist Mittag, die Sonne strahlt, als ob es kein Morgen gäbe und draußen herrschen hastige Betriebsamkeit sowie eine fühlbare Ungeduld. Unser ältester Sohn (15) feiert den Geburtstag eines Freundes in der Spittaler „Drautalperle“. Da er sein Mobiltelefon durch pubertären Leichtsinn und Übermut in die ewigen Jagdgründe geschickt hatte, darf er heute am eigenen Leib erfahren, wie ich selbst meine Jugend verbracht hatte, nämlich ohne andauernde Erreichbarkeit resp. ohne ununterbrochene Verfügbarkeit von Informationen. Ich drückte ihm den gewünschten, mit Cappuccino gefüllten Coffee-To-Go-Becher aus der Bäckerei in der Bahnhofsunterführung in die Hand und setzte ihn am Morgen in den Eurocity Richtung Dortmund. „Schaust halt, dass du dann irgendwie heim kommst, gell?“, waren meine abschließenden Worte an ihn. „Wenn du deinen Freund im Zug nicht triffst, dann erkundigst dich eben, wo das Schwimmbad ist und marschierst einfach zu Fuß hin. Du machst das schon! Bis später und viel Spaß!“

Zu Hause angekommen, erwarteten mich Majas Fluch-Der-Karibik-Harfenklänge, der Duft nach frisch gebackenen Frühstücksweckerln sowie Husten, Niesen und triefende Nasen meiner zwei jüngeren Söhne und meines Mannes. Auf der Wiese vor dem Haus herrschte – ganz anders als in der Stadt und am Bahnhof – andächtige Stille. Die Erinnerung an das sommerliche Zirpen der Feldgrillen in unserem Naturgarten ist in weite Ferne gerückt.

Genau der richtige Zeitpunkt, um euch – längst überfällig – Linus‘ Lapbook zum Thema „Heuschrecken“ zu zeigen. Das Titelbild präsentierte ich euch ja schon hier https://belinda.amplatz.today/freigeist/heuschreckenliebe/

Sein Faible für diese vielfältigen kleinen und großen Insekten entdeckte unser 8jähriger Junge schon vor vielen Monaten. So lag es nahe, dass er sich eingehender mit dem Thema beschäftigen wollte.

Zuallererst fanden wir gemeinsam heraus, dass zwischen Langfühler- und Kurzfühlerschrecken unterschieden wird. Linus wählte drei Vertreter aus und fertigte aus den angebotenen Materialien Steckbriefe an.

Besonders seltene und gefährdete Heuschrecken erregten im Anschluss daran sein Interesse.

Natürlich ist unser Naturgarten (resp. unsere „Wilde Wiese“) perfekter Lebensraum für diese großartigen Springweltmeister. Gras und Blumen stehen immer irgendwo hoch genug. Zudem bevorzugen Heuschrecken Trockenheit, weshalb sie bei länger andauernder Rasenbewässerung in der Nachbarschaft bei uns Zuflucht finden.

An anderen Orten dieser Welt finden sich natürlich ganz spezielle Heuschrecken, die auf Linus besondere Faszination ausübten.

Alle Heuschrecken haben gemein, dass sie zu den „Halbumwandlern“ zählen. Das bedeutet, dass sich die Larven mehrmals häuten, bis sie zum fertigen Insekt werden.

Die geschlechtsreifen Heuschrecken beglücken uns dann im Sommer mit ihrem Gesang, der uns selbst am Rand einer 60.000-Einwohner-Stadt das Gefühl eines Almlebens vermittelt. Wusstet ihr, dass das Zirpen von Feldgrillen bis zu 100 dB laut sein kann?

Diese Geräusche, die sich nachweislich positiv auf die menschliche Gehirnaktivität auswirken, entstehen durch das Reiben einer sogenannten „Schrillkante“ an den Flügelkanten. Die Weibchen hören das Zirpen dann durch ihre Höröffnungen an den Vorderbeinen. Faszinierend, nicht wahr?

Damit die begehrte Heuschreckenpartnerin auch wirklich nur dann angelockt wird, wenn keine Gefahr im Verzug und der Heuschreckenritter in Paarungslaune ist, gibt es unterschiedliche Gesänge:

Für mich war der Ausflug in die Welt der Heuschrecken, den Linus initiierte, jedenfalls mehr als nur lohnenswert.

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