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    KÄRNTEN – Alpine Stilikone

    Eigentlich hatten Linus (11) und ich uns ambitioniert vorgenommen, nach den Externistenprüfungen bis in den Herbst hinein zehn Kärntner Gipfel gemeinsam zu erklimmen. Es kam anders. Ein schrecklich verregneter Juli und zusätzliche sowohl vorausgeplante als auch spontane Wochenendausflüge und Treffen mit Freunden und Bekannten ließen recht schnell unser Ziel selbst bei bestem Willen als zu hoch gegriffen erscheinen. Einen einzigen Gipfel schafften wir. „Schwåch ångfångan und stoak nåchglåssn“, würden wir Kärntner sagen. „Oder aztekisch gezählt“, könnte Linus entgegnen, der ja ein Faible für Mexiko und seine Axolotl hat. In der dort mexikanisch-indigenen Sprache „Nahuatl“ gibt es das Wort „cē“, das dem deutschen „zehn“ phonetisch unglaublich ähnlich ist, praktischerweise aber „eins“…

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    Ist der Zug abgefahren?

    Nur noch wenige Wochen und DAS Jahrhundert-Projekt der österreichischen Eisenbahnhistorie geht endlich auf Schiene. Am 14. Dezember 2025 um 04:58 Uhr wird der erste Personenzug der neuen Koralmbahn losrollen. Unser ältester Sohn, der derzeit seinen Zivildienst in Hartberg/Steiermark ableistet, freut sich bereits darauf. Während er momentan in aller Regel mit dem Intercity-Bus zwei Stunden von Graz nach Klagenfurt unterwegs ist, wird sich seine Reisezeit für dieses Teilstück mit dem Railjet-XPress auf eine Dreiviertelstunde verkürzen. Abfahrt in Graz im Stundentakt. Der Bau der neuen Südstrecke liest sich wie eine einzige Erfolgsgeschichte: 30 Jahre Bauzeit, etwas über sechs Milliarden Euro Investitionskosten, bis zu tausend Arbeiter gleichzeitig im Einsatz, 32,9 km Tunnelstrecke, zig…

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    Seerosenteich

    Bald ist die Blütezeit der Seerosen für dieses Jahr endgültig vorüber. Viele Wochen und Monate schmückten sie die Kärntner Seen und Teiche und setzten weiß-rosa Akzente auf den tannengrünen bis türkisblauen Gewässern. „Einmal über den See bis zu den Seerosen!“, rief ich oft unseren Kindern im vergangenen Sommer (wie in den Sommern davor) zu. Mindestens genauso häufig musste ich über ihre gerümpften Nasen lachen, wenn sie beim Schwimmen mit den Beinen ihre langen, glitschigen Stiele berührten. Schon Anfang Mai beschlossen Linus (11) und ich, diesen schönen Anblick (der Seerosen; nicht der „Rumpfnasen“) zu konservieren und kleine Seerosenteiche aus Eierkartons zu basteln. Und selbstverständlich wollte auch der kleine Bruder mitbasteln. Die…

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    DEUTSCHLAND – Kulturgut Spielzeug?

    Zu Kinderspielzeug im allgemeinen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Zwei Herzen schlagen, was das betrifft, in meiner Brust. Der Ästhet und Handwerksliebhaber in mir sitzt auf der einen Schulter und flüstert mir zu: „Hochwertig und nachhaltig produziertes Spielzeug kann gerade bei älteren Kindern ein guter Lehrmeister sein und das technische Verständnis schulen.“ Der Minimalist in mir widerspricht und behauptet: „Kinder machen sich ihr Spielzeug doch selbst. Alles, was dafür erforderlich ist, ist die Natur und eine ordentliche Portion Fantasie.“ Nur beim Thema „Wegwerfspielzeug“ muss ich keine Sekunde überlegen. „Entbehrlich“ ist noch der milde Ausdruck, der sich gedanklich vordrängt, aber immer wieder vom mahnenden Kollegen unterbrochen wird, der „schädlich“ ruft. Lediglich…

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    DEUTSCHLAND – Oooooobacht! Baum fäääääällt!

    Die Familiengeschichte meines Mannes liest sich wie so viele aus der Zeit des zweiten Weltkrieges: Flucht, Propaganda, dem Krieg zum Opfer gefallene Zivilisten und Soldaten, Trauer, Traumatisierung und dennoch Kraft und Hoffnung um weiterzumachen. Mein Schwiegervater, Sohn einer italienischsprachigen Südtirolerin aus Gresta und eines deutschsprachigen Südtirolers aus der Kaltenbrunner Gegend und Bruder vierer Geschwister erblickte kurz vor Ausbruch des Krieges das Licht der Welt. Mussolinis Plan der Italianisierung und Umvolkung der deutsch-ladinischen Bevölkerung führte zur Vertreibung zehntausender Südtiroler, darunter auch jene seiner Familie, die mit Aussicht auf eine Anstellung nach Österreich auswanderte. Nach einem Bombenangriff der Engländer im Gailtal kehrte der Vater meines Schwiegerpapas nicht mehr nach Hause zurück. Die…

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    DEUTSCHLAND – O Sole mio …

    Zwischen dem Chiemsee im Westen, dem Rupertiwinkel im Osten und den Chiemgauer Alpen im Süden liegt das geschichtsträchtige bayerische Städtchen Traunstein, Heimat sowohl der Schul- als auch der Volksharfe unserer Tochter. Im Geburtsjahr meines Mannes hatte Karl Fischer sen. mit dem Harfenbau am Standort des Musikhauses Fackler begonnen, das heute von seinem Enkel Thomas in fünfter Generation geführt wird. Dreitausend heute über die ganze Welt verstreute Fischer-Harfen hatten hier ihre Geburtsstätte. Rund 125 Arbeitsstunden sind erforderlich, um die neunhundert Bauteile einer Harfe von Hand zu einem so himmlischen Saiteninstrument zusammenzusetzen. Die Stadt Traunstein selbst erlebte ihre Blütezeit als Handelsmetropole und Salinenstadt im Mittelalter. Dass das Weiße Gold eine Rolle in…