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NIEDERÖSTERREICH – Koboldstein und Teufelsbett

Nachdem wir als „Alpensprösslinge“ im Laufe der letzten Wochen bereits zwei andere Großlandschaften – das „Vorland im Südosten“ https://belinda.amplatz.today/freigepaeck/steiermark-auf-den-spuren-der-steirischen-vulkane/ und das „Wiener Becken“ https://belinda.amplatz.today/freigeist/niederoesterreich-geolehrpfad-bad-voeslau/ – in natura erkundet hatten, bildete die Exkursion in das „Granit- und Gneishochland“ den Abschluss unserer geologischen Erkundung Österreichs. Vorrangig bemühten wir uns, die Kinder dahingehend zu sensibilisieren, unterschiedliche naturräumliche Merkmale ihrer Heimat wahrzunehmen. Sollten diese Ausflüge auch noch geeignet gewesen sein, den Theorieanteil der Vorbereitungsarbeiten zur Externistenprüfung aus Geografie für Maja (13) zu verringern, so betrachten wir das als angenehmen Nebeneffekt. Und zweifellos waren all die Studienfahrten auch für uns Erwachsene informativ und lehrreich. Immerhin sagte schon Platon: „Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“

Das „Granit- und Gneishochland“ ist Teil der „Böhmischen Masse“ und somit die geologisch älteste, aber gleichzeitig auch kleinste Großlandschaft Österreichs. Das Plateau erstreckt sich über das Mühlviertel in Oberösterreich (vorwiegend Granit) sowie über das Waldviertel in Niederösterreich (östlich der Linie Ysper-Zwettl-Kautzen vorwiegend Gneis). In beinahe jedem österreichischen approbierten Geografiebuch der Mittelschule findet der Gmündner „Naturpark Blockheide“ mit seinen Wackelsteinen Erwähnung. Genau dahin sollte es uns verschlagen.

Erklärung der sogenannten „Wollsackverwitterung“

In der von Eichen und Birken geprägten Heidelandschaft finden sich entlang verschiedener Themenwege des Naturparks zahlreiche Restlinge und Blockburgen aus Jahrmillionen altem Granit. Gleich zu Beginn unserer Wanderung gelangten wir zu den sagenumwobenen „Koboldsteinen“ und dem „Picknickplatz für Riesen und Zwerge“. Schon hier stellten wir fest, dass wir für die 3,5 km der MythologieTOUR vermutlich den ganzen Tag brauchen würden. Und wir sollten Recht behalten, denn quasi jeder Stein wollte von unterschiedlichen Seiten erklommen und beklettert werden.

„Pickinickplatz für Riesen“ vor einigen „Koboldsteinen“

(W)Restling-Weitsprung für die Silberrücken-Klasse
Blockheide-See

Abwechslungsreich stellte sich die Blockheide als kleinbäuerliche Waldviertler Kulturlandschaft dar. Kleinteilige Äcker, Wiesen und Mischwälder wechselten sich ab, und auf diese Art und Weise gab es für die Kinder immer wieder Neues zu entdecken.

Im geologischen Freilichtmuseum des Nationalparks konnte man so manchen mächtigen Steinbrocken aus der Region erfühlen und über die installierten Infotafeln Näheres über ihn erfahren. Wer von euch kennt noch den bergmännischen Merksatz „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess‘ ich nimmer“? Bis zu unserem Ausflug in die Blockheide war ich davon überzeugt, dass dieser Spruch auf Granit zutrifft. Stimmt auch. Stimmt aber nicht vollständig, denn auch Gneise verfügen über dieselbe Zusammensetzung.

Quarzglimmer-Diorit aus Gebharts
Granit aus Aalfang

Dass die Stadt Gmünd exakt am 15. Meridian östlich von Greenwich liegt, war wohl keinem von uns vor unserem Besuch der Blockheide bewusst. Wenn also irgendwo in Österreich die Uhrzeit mit dem Sonnenstand exakt übereinstimmt, dann hier. Linus (9) kontrollierte das auch gleich fachmännisch anhand des „Sonnenuhr-Steins“ des Naturparks. Man muss ja nicht alles glauben, was die Alten so verzapfen 😉 Wusstet ihr eigentlich, dass es in Bregenz 21 Minuten vor zwölf Uhr ist, wenn die Glocken österreichweit mittags läuten? Nur in Gmünd und im steirischen Trofaiach stimmt’s ganz genau.

Vom Nord- zum Südpol: Welche Städte und Länder liegen am 15. Meridian östlich von Greenwich?

Immer wieder passierten wir riesige Granitbrocken, die wie wahllos zwischen die nicht weniger mächtigen Eichen gestreut wirkten.

„Des Teufels Brot“ (links hinten) und „Des Teufels Bettstatt“ (rechts vorne)
„Christoph-Stein“

„Pilzstein“

Bedenkt man, dass die Verwitterung, die zu solchen Formationen führt, ausschließlich unterirdisch stattfindet und Millionen von Jahren benötigt, steht man mehr als ehrfurchtsvoll vor den gewaltigen Felsen. Zum Wackeln konnten wir zwar keinen der Kolosse bringen, doch war es sicher nicht das letzte Mal, dass uns das „Granit- und Gneishochland“ sah. Und wer weiß? Vielleicht schaffen wir es beim nächsten Mal?

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