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    ITALIEN – Laghi di Fusine (Weißenfelser Seen)

    Mit seinen Wetterkapriolen macht der April heuer seinem Namen alle Ehre. Regen, Schnee und Sonnenschein reichen sich oft innerhalb von Stunden die Hand. Für unseren geplanten Ausflug knapp über die italienische Grenze hatten wir uns einen zwar bedeckten, ansonsten aber stabilen Frühlingstag ausgesucht. Das kleine Städtchen Tarvis im Kanaltal des nördlichen Friaul ist von unserem Zuhause aus in einer knappen halben Stunde Autofahrt erreichbar. In der Nähe liegt die kleine Ortschaft Fusine di Valromana. Am Fuße der Nordseite des imposanten 2.679 m hohen Mangart liegen die idyllischen Weißenfelser Seen, gespeist vom Wasser, das durch die Gesteinsschichten des Berges hindurchfließt. Die schneebedeckten Hänge des vierthöchsten Berges der Julischen Alpen spiegelten sich…

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    Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.

    Bedenkt man, dass die im Pazifik schwimmende Plastikinsel mittlerweile dreimal so groß sein soll wie Frankreich, muss man beschämt seine Augen senken. Welche Welt hinterlassen wir da bloß unseren Kindern? Wir bemühen uns seit mittlerweile drei Jahrzehnten, es zumindest ein klein wenig besser zu machen, ein Vorbild zu sein, ohne in eine moralische Hybris zu verfallen. In der Hoffnung, dass wenigstens unsere eigenen Kinder erkennen, dass uns ihr Heimatplanet zu keiner Zeit egal war, thematisieren wir immer wieder, warum wir Möbeln aus Massivholz, Kleidung aus Naturfasern, unverpackten Lebensmitteln und Getränken in Glasflaschen den Vorzug geben. Trotzdem gibt es noch immer viele Bereiche, in denen wir uns verbessern könnten, kämen uns…

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    Morgenröte

    Die weißen Strähnen meines Hauptes und die zunehmenden Fältchen in meinem Gesicht deuten eigentlich darauf hin, dass die zweite Hälfte meines Lebens längst begonnen hat. Gefühlt durchlebe ich seit dem vierten Geburtstag unseres jüngsten Kindes und die dadurch begründete wiedergewonnene Freiheit jedoch einen weiteren jugendlichen Frühling. Zugegeben: Hie und da wird dieser Lenz von heftigen Stürmen unserer hormongeschwängerten Jugendlichen durchgebeutelt. Meine Ziele und Träume für die nächsten Jahrzehnte sind vielfältig. Fest steht, dass es mich wieder in die Berge zieht. Leider ging meine ursprünglich ganz passable Kondition irgendwo am Weg bis heute verloren und wartet darauf, wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Und da in Kärnten der Grundsatz „von…

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    Die Prinzessin auf der Erbse

    Immer wieder kramen unsere Sprösslinge meine verstaubten Grimm- und Andersen-Märchenbücher aus Kindertagen hervor und lassen sich daraus vorlesen. Manchmal wird aus den Lesestunden auch mehr. Je nach Alter und Verständnis der Kinder diskutieren wir dann über geschichtliche Hintergründe oder auch einfach nur über die Merkmale der Textgattung. Ich selbst fand „Sprachbetrachtung“ in der Schule wahnsinnig langweilig und bemühe mich daher umso mehr, die Begeisterung unserer Kinder dafür zu wecken. Linus (10) findet zum Beispiel dieses Legematerial von „HexeLotta“ total ansprechend, das gleich nach dem ersten Ausprobieren einen dauerhaften Platz auf unserem Kühlschrank bekam: Einen Lieblingsmärchen-Podestplatz belegt „Die Prinzessin auf der Erbse“. Kein Wunder also, dass Linus sofort Feuer und Flamme…

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    Oleum Lini – Ein natürlicher Fußbodenbelag als Druckträger

    Die Erfindung des Linoleums Ende des 19. Jahrhunderts war einem Zufall geschuldet. Dass die Leinölmasse auf Jutegewebe in weiterer Folge nicht nur als Bodenbelag reißenden Absatz finden, sondern auch im Kunstsektor Einzug halten sollte, war für den englischen Chemiker Sir Frederick Walton nicht erwartbar. Die konservativen Hochdruckkünstler hielten vorerst am traditionellen Material „Holz“ fest, lobten die Möglichkeiten, dessen Maserung in das Kunstwerk miteinbeziehen zu können und öffneten sich nur zögerlich und mit viel Kritik dem neuen Werkstoff. Vor allem an Schulen aber erfreute sich Linoleum als leicht zu bearbeitender Bilddruckträger im Kunstunterricht wachsender Beliebtheit. Schon als sich unser ältester Sohn Laurin vor einigen Jahren zum ersten Mal dem Linolschnitt widmete,…

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    Osterküken

    Unser jüngster Spross Merlin (4) läuft in vielen Belangen naturgemäß einfach mit. Er wuselt irgendwo zwischen seinen Geschwistern herum, darf hier mithelfen und da zusehen und scheint damit mehr als zufrieden zu sein. Als Maja (13) und Linus (10) kürzlich wieder einmal mit künstlerischen Dingen beschäftigt waren, überraschte er mich tatsächlich. Denn es genügte ihm erstmals nicht, sich einfach nur die Materialien und Werkzeuge der Geschwister zu angeln, um damit irgendetwas zu kreieren. Ganz im Gegenteil! Es stellte sich schnell heraus, dass sein bittendes „Merlin will auch basteln!“ als Aufforderung an mich gemeint war, mit ihm doch etwas Konkretes entstehen zu lassen. Ich machte ihm ein paar Vorschläge, die sich…

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    Morgenstund‘ hat Gold im Mund

    Gehört ihr zur Kategorie „Lerche“ oder „Nachteule“? Für mich sind die frühen Morgenstunden die schönsten des Tages. Wenn die Stille der Nacht nach und nach einer sich langsam steigernden Betriebsamkeit weicht und sich die „Blaue Stunde“ golden und rot verfärbt, bin ich ganz in meiner Mitte. Gerne erinnere ich mich an die Zeiten zurück, in denen ich meinen Dienst um acht Uhr morgens frisch geduscht nach einer Mountainbiketour auf die „Rosstratten“ des Villacher Hausbergs „Dobratsch“ begann: 18 km Bergstrecke und 18 km retour. Aktuell beginnen meine Tage mit einer seit siebzehn Jahren andauernden chronischen Übermüdung, entsprechenden Augenringen in hippem lavendelblau sowie mit den Fingern unseres Jüngsten (4) in meinem Gesicht…

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    TIROL – Schloss Ambras

    „Die schöne Welserin“ war namensgebend für die Straße, in der sich unser Hotel in Innsbruck befand. Philippine Welser, gebildete Tochter einer reichen Augsburger Patrizierfamilie, hatte unstandesgemäß Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, den Lieblingssohn des Kaisers, geheiratet – ein Fauxpas im 16. Jahrhundert ganz allgemein, umso mehr noch, weil es die engste kaiserliche Familie betraf. „Und schon hat er sie erspähetHinter der Gardinen Flor,Zu dem Fenster, wo sie stehet,Fliegt sein heißer Blick empor;Denn, die keinen Rang erkennet,Liebe reißt ihn zu ihr hin,Und der Sohn des Kaisers brennetFür die schöne Welserin.„Auszug aus „Philippine Welserin“ (Karoline Pichler 1769-1843) Vor dem Hintergrund dieser Liebesgeschichte, um die sich zahlreiche Mythen ranken, ließ Erzherzog Ferdinand die…

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    TIROL – Mein schönes Innsbruck am grünen Inn

    Pünktlich um sieben Uhr am Morgen weckten uns die Glocken der Pfarrkirche Amras. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte, dass Innsbruck noch in tiefen Nebel gehüllt war, woraufhin wir allesamt die warmen Decken über unsere Köpfe zogen und das Aufstehen noch hinauszögerten. Um acht Uhr saßen wir dennoch im Frühstücksraum, schlürften Orangensaft und knabberten an unserem Frühstücksgebäck. Wenig später fuhren wir schon mit der Straßenbahnlinie „T“ Richtung Altstadt. Geplant war, das zu tun, was richtige Touristen eben so tun. Wir wollten uns zu den kitschigsten Plätzen der Alpenstadt begeben, ein Paar Fotos machen und an einer Stadtführung teilnehmen. Die Mondsichelmadonna der Annasäule in der Maria-Theresien-Straße war die erste Sehenswürdigkeit, die…

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    TIROL – Süßer die Glocken nie klingen …

    Nach unserer Anreise aus Kärnten und mit gefüllten Bäuchen waren wir pünktlich in der größten Glockengießerei Österreichs, dem Traditionsbetrieb „Grassmayr“, im Innsbrucker Stadtteil „Wilten“ angekommen. Die ersten Glocken des Familienbetriebes wurden in einer Zeit gegossen, in der Handwerksgesellen noch in ihrer typischen Kluft auf die Walz gingen, einer mindestens drei Jahre und einen Tag dauernden Fortbildungsreise, in der die ledigen, kinderlosen und schuldenfreien Gesellen im Umkreis von maximal fünfzig Kilometern zu ihrem Heimatort die Arbeitstechniken und Abläufe ihrer Berufskollegen erlernten. Im Jahr 1599 goss Bartlmä Grassmayr nach achtjähriger „Tippelei“ die erste Glocke für seinen Heimatweiler Habichen und legte damit den Grundstein für das bis heute bestehende Unternehmen. Nach einem kurzen…