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STEIERMARK – Druck, Satz, Sieg
Den Geruch von Büchern und frisch gebrühtem Kaffee assoziiere ich mit gemütlichen Regentagen, erholsamen Reisen und dem immer wieder einmal ganz bewusst zelebrierten Sonntag im Bett. Je nachdem, welche Art von Duftnote das buchstabenschwangere Papier beim Umblättern geradewegs in meine Nase entsendet, ist dieses Odeur in der Lage, Erinnerungen an Vergangenes hervorzuholen oder meine Vorstellungen über noch Unbekanntes anzuregen. Rinde, Gräser, Zitronensäure, Vanille, Erde oder Russ, jedes Bucharoma hat seinen besonderen Reiz und passt zu einer speziellen Stimmung. Möglicherweise gehöre ich auch aus diesem Grund zu den Büchersammlern, die nichts mehr lieben, als aus einer großen Auswahl schöner Bände just jenes herauszuziehen, das mit dem jeweiligen Moment harmoniert. Meine Leidenschaft…
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STEIERMARK – Die Kraft des Wassers
Die mediale Diskussion darüber, welche Stromgewinnungsvariante aus dem Pool der „erneuerbaren Energien“ einer anderen für den „unausweichlich erforderlichen Ausbau“ vorzuziehen ist, ist in meinen Augen müßig. Vielmehr könnte man die Zeit dafür verwenden, Überlegungen anzustellen, wie der Stromverbrauch wieder reduziert werden kann, genauso wie es meines Erachtens insgesamt lohnenswert ist, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Seit dem Jahr 1990 ist der Pro-Kopf-Stromverbrauch im Haushalt um über 60 % gestiegen. Den größten Anteil daran haben einerseits Heizungssysteme sowie andererseits Kühl- und Gefrierschränke, gefolgt von Beleuchtung und Warmwasseraufbereitung. Die Kärntner Wasserkraftwerke produzierten 2023 rund 5 TWh Strom und somit mehr als fünf Mal so viel, wie die Kärntner Haushalte verbrauchen (250.000 Haushalte…
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Langhalshühner
Ich erinnere mich an eine kurze Anekdote, so geschehen im Foyer eines städtischen Kindergartens vor über zehn Jahren: Es war Mittag. Reges Treiben herrschte gerade. Viele Kinder wurden von ihren Müttern, Vätern, Omas oder Freunden abgeholt, während andere noch keinerlei Anstalten machten, sich für den Heimweg fertig zu machen. Ein kleines Mädchen, das offenbar länger blieb, brachte der Gruppenleiterin ein ausgemaltes Bild in die Garderobe, steckte es ihr fröhlich unter die Nase und rief: „Fertig!“. „Du hast aber leider die Wiese falsch angemalt. Das Gras darf nicht blau, sondern muss grün sein“, meinte die Kindergärtnerin ernsten Blickes und gab ihr das Bild zurück. Ich habe die Szene damals nicht weiterverfolgt,…
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STEIERMARK – Flaschenhals
Exkursionen und Bildungsreisen für Kinder und Erwachsene zu planen und zu organisieren, bereitet mir unglaublich viel Spaß. Nur in den seltensten Fällen kommt es vor, dass die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllt werden. Über die Ursachen kann man spekulieren. Mangelhafte Kommunikation im Vorfeld oder fehlende schriftliche Fixierung der mündlich vereinbarten Eckpunkte mögen aber ihren Anteil daran haben. Insofern darf ich mich durchaus selbst an der Nase fassen, wenn es mal nicht ganz so ideal läuft. Der Besuch des Glasmuseums in Bärnbach mit Kärntner Kindern im häuslichen Unterricht war vor allem deshalb geplant, um die für die meisten doch recht weite Anreise in die Steiermark lohnenswerter zu machen. Kernthema unserer…
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KÄRNTEN – Hoch über dem Drautal
In diesem Jahr macht der April seinem Namen alle Ehre. Gab es am Ostersonntag noch Sonnenschein und warme Frühlingstemperaturen, hätte man dem Ostermontag durchaus auch einen grau-bewölkten Herbsttag abgekauft. Nichtsdestotrotz waren meine zweite Hälfte und ich hoch motiviert, in einem unerklärlichen Anflug von Frühlingsgefühlen (und gewahr der Tatsache, dass mit Fortschreiten der Jahreszeit und damit einhergehender Reduktion der Bekleidungsmengen jegliche Ernährungssünden des Winters mehr als augenscheinlich werden) gleich ein paar Höhenmeter zu machen und uns für den Sommer wieder in Form zu bringen. Wir fuhren mit unseren beiden jüngeren Söhnen gemütlich über Tscheuritsch und Fresach ins kleine Bergdorf Amberg hoch über dem Drautal. Ausgehend vom „Koflerhof“ auf etwa 1.300 m…
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Meister Adebar
Als wir am Ostersonntag die Weißstörche am Bleistätter Moor beobachten durften, erinnerte ich mich an ein flottes Kunstprojekt vom letzten Frühjahr, von dem ich euch noch gar nicht berichtet hatte. Vielleicht haben eure Kinder ja Lust, auch so ein Bild zu gestalten? Linus – damals zehn Jahre jung – begann damit, sein Zeichenblatt vollständig mit blauer Wachsmalkreide zu bemalen, … … und schnippelte daraufhin „Ziegelsteine“ aus dunkelrotem Tonpapier. Damit „mauerte“ er ein weiteres Blatt Papier versetzt zu, … … und schnitt einen Schornstein aus, der auf sein blau bemaltes Hintergrundblatt geklebt wurde. Das Storchennest gestaltete er mit Naturbast und sollte die Kinderstube zweier hungriger Jungstörche werden. Mithilfe eines Glases zeichnete…
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Auf uns’rer Wiese gehet was …
Die Flutung der Tiebelmündung im Bleistätter Moor östlich des Ossiacher Sees im Zeitraum 2016 – 2018 ist in meinen Augen eines der wertvollsten Projekte zur Wahrung und Verbesserung der Biodiversität in Kärnten seit der Jahrtausendwende. Das Moorgebiet war seinerzeit mit einer Ausdehnung von 600 ha das größte Kärntens. Kurz vor dem 2. Weltkrieg hatte man damit begonnen, das Gebiet zu entwässern und intensiv landwirtschaftlich zu nutzen, was in einer Verschlechterung der Wasserqualität im See und zu einem Rückgang der Artenvielfalt von Fauna und Flora resultierte. Das heutige Europaschutzgebiet mit seinen Flachwasserbereichen und Feuchtflächen ist rund 75 ha groß und wurde erfreulicherweise auch für den sanften Tourismus erschlossen, wodurch die allgemeine…
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Hühner-Konvoi
Irgendwie stand Ostern heuer bei uns ganz im Zeichen der Hühner. Ich nehme an, dass das mit dem Ausbrüten unserer „eigenen“ Küken zu tun hat. Vergessen waren Osterhase und Osterlamm. Das Federvieh hatte eindeutig die Nase den Schnabel vorn und war auch zweifelloser Favorit in Bastel- und Malangelegenheiten unserer beiden Jüngsten. Inspiriert von Arbeiten der „La maestra valentina“ – einer bloggenden Kindergärtnerin aus Genua – hatte Linus (11) sich entschieden, einen Hühner-Konvoi zu basteln. Das Material kramte er sich aus unserem Fundus zusammen. Dabei stolperte er unter anderem über Reste sonnengelber Wellpappe, die er gleich zwischen anderen Papieren hervorzog. „Das werden die Küken, Mama!“, meinte er inbrünstig. Um gleichmäßige Formen…
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KÄRNTEN – Osterfeuer der Villacher Oberdörfer
Wenn trockenes Reisig von der lodernden Flamme einer Fackel geküsst wird und melodisch zu knistern und knacken beginnt, leise wie Regentropfen auf einem Schindeldach, starren seit Menschengedenken die Augen von Kindern und Alten gleichermaßen fasziniert in die Geburtsstätte eines neuen Feuers. Für heidnische Frühlingsfeste gibt es zwar keine handfesten historischen Belege, allein aber die Tatsache, dass heute – in weniger spirituellen Zeiten – dem weichenden Winter noch immer an vielen Orten der Welt, in unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Tag- und Nachtgleiche mit einem Fest begegnet wird, macht derlei rituelle Feierlichkeiten in vorchristlicher Zeit einleuchtend. Welchen Stellenwert unsere regionalen Osterfeuer für den Otto Normalbürger heutzutage noch haben, ist wohl fraglich.…
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Eins, zwei, Blei …
Ob als Lot, Rammbock-Verkleidung oder Schleuderblei, als Urne, Kessel oder Rohr, als Anker, zur Münzfälschung oder zur Reparatur von Keramiken – Blei zählt zu den sieben klassischen Metallen der Antike und prägte als solches auch noch im Mittelalter den Alltag der Menschen. Die Vorkommen im „Pleyberg“ bei Villach finden in einer Verpfändungsurkunde des Jahres 1311 erstmals Erwähnung. Doch gilt es als gesichert, dass in Kärnten schon Jahrhunderte zuvor Blei abgebaut und verwertet worden war, wie der beeindruckende Fund zahlreicher kleiner Bleifiguren im hallstattzeitlichen Gräberfeld von Frög zeigt. Nachdem ganz Mitteleuropa im Zeitraum 1338 bis 1341 von riesigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht und damit die Ernten großer Regionen vernichtet worden waren, verursachte ein…