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Reisen & Urlaub, Veranstaltungen & Kultur

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    KÄRNTEN – Osterfeuer der Villacher Oberdörfer

    Wenn trockenes Reisig von der lodernden Flamme einer Fackel geküsst wird und melodisch zu knistern und knacken beginnt, leise wie Regentropfen auf einem Schindeldach, starren seit Menschengedenken die Augen von Kindern und Alten gleichermaßen fasziniert in die Geburtsstätte eines neuen Feuers. Für heidnische Frühlingsfeste gibt es zwar keine handfesten historischen Belege, allein aber die Tatsache, dass heute – in weniger spirituellen Zeiten – dem weichenden Winter noch immer an vielen Orten der Welt, in unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Tag- und Nachtgleiche mit einem Fest begegnet wird, macht derlei rituelle Feierlichkeiten in vorchristlicher Zeit einleuchtend. Welchen Stellenwert unsere regionalen Osterfeuer für den Otto Normalbürger heutzutage noch haben, ist wohl fraglich.…

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    Eins, zwei, Blei …

    Ob als Lot, Rammbock-Verkleidung oder Schleuderblei, als Urne, Kessel oder Rohr, als Anker, zur Münzfälschung oder zur Reparatur von Keramiken – Blei zählt zu den sieben klassischen Metallen der Antike und prägte als solches auch noch im Mittelalter den Alltag der Menschen. Die Vorkommen im „Pleyberg“ bei Villach finden in einer Verpfändungsurkunde des Jahres 1311 erstmals Erwähnung. Doch gilt es als gesichert, dass in Kärnten schon Jahrhunderte zuvor Blei abgebaut und verwertet worden war, wie der beeindruckende Fund zahlreicher kleiner Bleifiguren im hallstattzeitlichen Gräberfeld von Frög zeigt. Nachdem ganz Mitteleuropa im Zeitraum 1338 bis 1341 von riesigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht und damit die Ernten großer Regionen vernichtet worden waren, verursachte ein…

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    KÄRNTEN – Sammelsurium der Völker

    Unser Bundesland hat eine bewegte Geschichte und war Siedlungsgebiet der unterschiedlichsten Völker. Mein persönliches Interesse gilt vor allem dem mächtigen keltischen Staat Noricum (ca. 300 v. Chr. bis ca. 15 v. Chr.) und auch der zeitlich darauf folgenden gleichnamigen römischen Provinz, welche aus den freundschaftlichen Beziehungen der Römer mit den Norikern hervorgegangen war. Während ich vom slawischen Karantanien mehr oder weniger nichts weiß, habe ich über die historischen Hintergründe ab der Zeit des Herzogtums Kärnten wenigstens rudimentäre Kenntnis, genug jedenfalls, um in den Augen meines 11jährigen Sohnes als „allwissend“ durchzugehen 😉 An dem Tag, an welchem wir den „Herzogstuhl“ in Maria Saal in natura ansehen wollten, war es bitterkalt. Minus…

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    Dem Himmel sei Dank!

    Als ich am Sonntag aufwachte, dachte ich an die Eltern des am 15. Februar in Villach ermordeten 14jährigen Jungen. Ich fühlte mich an den 9. Juli 2017 zurückversetzt, jenen Tag, als unser Sohn tags zuvor gestorben war. Die Leere, die Erschöpfung, die Zweifel über die Echtheit des Erlebten, das Gefühl der Unvollständigkeit, all das ploppte einen Sekundenbruchteil lang als schmerzhafte Erinnerung auf. Ich empfand Mitleid mit der Familie, dessen Kind so grausam aus dem Leben gerissen worden war, und hatte gleichzeitig den Anhauch schlechten Gewissens, weil es gottlob nicht eines unserer Kinder gewesen war und ich deshalb gleichzeitig tiefe Dankbarkeit in mir spürte. In unserem gesamten Umfeld brodelte es. Trauer…

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    Schokolade macht glücklich

    Es gibt Familien, die ihren Kindern freien und uneingeschränkten Zugang zu Süßem gewähren. Es gibt Familien, die jeglichen Zucker komplett aus ihrem Alltag verbannen. Und dann gibt es uns. Gleich vorneweg: Es gibt zahlreiche Ausnahmen zu unserer Hausregel, denn Süßes im Rahmen von Festen oder eines anderweitigen geselligen Beisammenseins verwehren wir natürlich auch unseren Kindern (und uns selbst) nicht. Ein wenig Genuss darf das Leben schon bieten, wie ich finde, und in Gesellschaft naschen ist doppelt so schön. Auch macht der fahrende Eiswagen in den Sommermonaten gutes Geschäft mit unseren Kindern, wenn er sich wieder durch sein weithin hörbares Bimmeln ankündigt und die Straßen unseres Stadtviertels abfährt. Von all diesen…

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    Kennst du deine Heimat?

    Schon in den letzten anderthalb Jahren beschäftigte sich Linus (11) ausgiebig mit dem Thema „Burgen“. In diesem Zusammenhang hatten wir die bekannteste Gipfelburg Kärntens, die „Hochosterwitz“, sowie die größte Wasserburg Österreichs, Burg „Heidenreichstein“ in Niederösterreich, besucht. Dabei thematisierten wir auch wiederholt den Unterschied zwischen Burgen und Schlössern. Dass es aber in und unmittelbar um unsere Heimatstadt Villach mehr gibt als nur die Burgruine Landskron, hatte unser Junge noch gar nicht wahrgenommen. „Wollen wir eine kleine Rundfahrt unternehmen und uns einmal auf die Suche nach den Burgen und Schlössern der Region begeben?“, fragte ich Linus an einem nebelig-trüben Freitag. Von kindlicher Neugierde getrieben ließ er zu Hause alles liegen und stehen,…

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    LONDON – Hidden Jazz Club

    Zerrissen zwischen menschenverachtender Peinigung auf der einen und zunehmendem Widerstand gegen die jahrzehntelange Ausbeutung auf der anderen Seite erklang im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Straßen Amerikas immer öfter eine Mischung aus den rhythmischen Worksongs der Sklaven und europäischer Musik, welche zuerst in den Marching Bands, später in der Ragtime-Ära gipfelte. Bis sich daraus das vollständig neue und gerade bei jungen Menschen populäre Musikgenre des Jazz entwickelte, dauerte es noch einige Jahre. Unaufhaltsam war aber schlussendlich das Überschwappen der Klangwelle nach Großbritannien in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Gereift zu einem Stil, in dem die Improvisation über das reine „Spielen vom Notenblatt“ siegte, zogen Piano, Saxophon, Trompete und Kontrabass…

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    LONDON – Streetart

    Kennt ihr kreative Menschen? Oder habt ihr selbst diesen ganz besonderen, schöpferischen Blick auf die Welt, der allen Künstlern dieses Erdballs gemein ist? In unserem Haus füllt unsere Tochter Maja (14) jedes ihr zur Verfügung stehende weiße Blatt mit fantasievollen Kreationen. Jüngst wurde die Aquarellmalerei von Bleistiftzeichnungen im Mangastil abgelöst. In ihrem Zimmer lagern die unterschiedlichsten Pigmentträger, Pinsel und Skizzenpapier im Übermaß. Der Raum selbst ist eine einzige jahreszeitenangepasste Wechselausstellung. Es würde uns nicht wundern, wenn sich ihre lauter werdenden Schreie nach Unabhängigkeit und Freiheit, die schon die Jugendlichen aller früheren Generationen auf dieselbe Art und Weise in die Welt posaunten, auf die Orte ihres künstlerischen Ausdrucks ausweiten würden. Streetart…

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    LONDON – Acht Millionen Exponate, …

    … 92.000 m² Ausstellungsfläche, ältestes beständig existierendes Museum, fast sechs Millionen Besucher jährlich, größter überdachter Innenhof Europas. Als mich die Dame vom Sicherheitsdienst am Südeingang des „British Museum“ freundlich darüber informierte, dass ich ohne Vorreservierung des eigentlich kostenfreien Tickets zum Nordeingang am „Montague Place“ laufen müsse, hegte ich keinerlei Zweifel daran, dass die zehn Minuten Fußmarsch, von denen sie sprach, realistisch seien. Ich befürchtete schon, dass die Reihe dort noch viel länger ausfallen könnte, stellte aber wohlwollend fest, dass sich am „Tor der Spontanen“ gefühlt sogar weniger (jedoch immer noch genug) Menschen anstellten. Meine beiden älteren Kinder waren schon seit zwei Stunden im Museum, während ich zuvor noch Linus (10)…

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    LONDON – Sky Garden im Nebel

    „Mama, kann ich nicht doch hier unten im Café warten?“, jammerte Maja (14). Ich zog eine Augenbraue hoch, nahm einen Schluck Cappuccino, doch bevor ich mit Worten reagieren konnte, fuhr Laurin (17) dazwischen und antwortete an meiner statt: „Neeeeeein, du kommst schön mit!“ Meine Tochter leidet – wie ich – unter leichtem Unwohlsein bei der Nutzung von Liften, Seilbahnen oder anderem technischen Gerät, das geeignet ist, einen in hohe Höhen zu befördern. Seit ich Kinder habe, mache ich aber eine Art selbst auferlegter Konfrontationstherapie, denn natürlich will ich mir nichts anmerken lassen. Mein Kopf weiß ja, dass die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks bei nahezu Null liegt. An den potentiell betrunkenen Ferialpraktikanten,…