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Reisen & Urlaub, Veranstaltungen & Kultur

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    LONDON – „Konnichiwa“ und „Mata ne“ in London

    Dass ich zur Zeit überhaupt mit meinen drei großen Kindern in London bin, ist ja eigentlich der Tatsache geschuldet, dass Laurins (17) Lieblingsdestination Japan schlicht außerhalb des für uns Leistbaren liegt, dies in Kombination mit der Tatsache, dass sich die Entfernung eines Reiseziels bei uns immer direkt proportional zur Aufenthaltsdauer verhält und unser Beruf kaum Reisen von mehr als zwei oder drei Wochen am Stück möglich macht. Sie mussten sich für einen Ort innerhalb Europas entscheiden und schafften es tatsächlich, sich eines der gefühlt teuersten Pflaster auszusuchen. Um meinen ältesten Sohn zumindest ein bisschen japanische Luft schnuppern zu lassen, plante ich einen Tag im Zeichen des „Landes der aufgehenden Sonne“…

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    LONDON – Teatime

    Stellt euch ein prunkvolles viktorianisches Herrenhaus aus roten Backsteinen, weiß gestrichenen Erkerfenstern und Schieferdächern vor, einen steifen Butler in schwarzer, förmlicher Uniform und weißen Handschuhen und einen Kreis schnatternder Frauen in eng geschnürten Korsetts und ausladenden Kleidern, wie sie dampfenden Earl Grey mit etwas Milch und Zucker zu sich nahmen und währenddessen den neuesten Klatsch aus der oberen Mittelschicht austauschten. Ist das nicht auch für euch britische Tradition in Reinkultur? Was mir lange nicht klar war, ist, dass die Gepflogenheit des „afternoon tea“ respektive des „five-o-clock-tea“ in Wahrheit vergleichsweise jung ist. Anna Russel, der siebenten Herzogin von Bedford und Hofdame der Königin Victoria, ist die britischste der britischen Traditionen zuzuschreiben.…

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    LONDON – Charles Dickens oder „Vom Tellerwäscher zum Millionär“

    Wer von euch kennt nicht „Die Weihnachtsgeschichte“, in der sich der geizige und herzlose Ebenezer Scrooge durch die Erscheinung mehrerer Geister dem Guten zuwendet? Und ist euch nicht auch der Waisenjunge „Oliver Twist“ bekannt, der durch seine Lebensumstände unter Leichenbestattern und Taschendieben verkehrt und viel durchleiden muss, bis ihn das Leben endlich belohnt? Die Gegenüberstellung von Arm und Reich, von Recht und Unrecht, von Glück und Elend prägt zahlreiche Werke eines englischen Schriftstellers, der wohl zu den bekanntesten des 19. Jahrhunderts zählt: Charles Dickens. Er selbst war Sohn eines überschuldeten Mannes, der aufgrund seiner hohen Außenstände im Gefängnis und er selbst daraufhin im Alter von zwölf Jahren als ausgebeuteter Industriearbeiter…

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    LONDON – Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!

    Maja (14) hätte es nach unserem Spaziergang auf Shakespeares Pfaden in London wohl Richard III. gleich getan und ihre größten Schätze für einen fahrbaren (oder reitbaren) Untersatz geboten. Immerhin sind wir beinahe 14 Kilometer durch die Stadt gewandert. Davon legte sie – ungelogen sehr schick in ihren Schnürstiefeletten mit Absatz – sicher zehn zurück ohne zu jammern. Irgendwann aber schlug ihre Stimmung schlagartig um. Von diesem Moment an wurde der Rest der Welt – allen voran meine Wenigkeit, da ich die Route ja zusammengestellt hatte – für ihr Dilemma verantwortlich gemacht und entsprechend angefaucht. In meiner Jugend sagte man ja nur: „Wer schön sein will, muss leiden.“ Es ist mir…

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    LONDON – Es ist höchste Eisenbahn!

    Mein Mann erklärte mich für verrückt. „Du willst mit dem Zug nach London fahren? Das willst du dir wirklich antun?“ Ich setzte bildlich gesprochen meine rosarote Brille aus den 70er Jahren auf und antwortete naiv: „Klar. Warum nicht? Ich liebe Zugfahren! Und außerdem möchte ich irgendwann gerne mit dir gemeinsam zum allerersten Mal in ein Flugzeug steigen.“ Bereits im April buchte ich die Fahrkarten. Die Österreichischen Bundesbahnen (OEBB) sollten uns mit dem Nightjet im Schlafwagen zum Sparschiene-Tarif nach Stuttgart bringen. Von dort aus war die Weiterreise mit der Deutschen Bahn (DB) nach Paris und am Ende mit dem Eurostar nach London geplant. Schon im Juni folgte die erste Ernüchterung. Es…

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    Benebelt

    Für mich sind die frühen Morgenstunden Träger einer ganz besonderen Kraft. Frisch erholt aufzuwachen und rundherum zu spüren und zu sehen, wie die Stunden der Regeneration durch die frischen Knospen des neuen Tages durchbrochen werden, beseelt mich. In dieser Stimmung in der Natur und zudem noch von mehreren wunderbaren Frauen begleitet zu sein, ist schon etwas ganz Besonderes. Elisabeth hatte die Nacht vor unserer Sonnenaufgangswanderung auf den Tschiernock gleich direkt bei uns verbracht, Michaela fuhr kurz vor halb vier morgens am Parkplatz vor und gemeinsam sammelten wir die Letzte im Bunde – Sarah – am Vassacher See auf. Wir machten uns gut gelaunt auf den Weg nach Seeboden am Millstätter…

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    KÄRNTEN – Acoustic Lakeside Festival

    Ganze zwanzig Jahre sind seit unserem letzten Festival ins Land gezogen. Damals hatte ich noch kein einziges graues Haar am Haupt, dafür das eine oder andere Kilogramm weniger auf den Rippen und war noch nicht Mutter von vier so großartigen Kindern. Unverändert blieben der Mann an meiner Seite und unser gemeinsames Leben als Unternehmer. Die Geburtstagstorte unseres jüngsten Sprösslings war kaum weggemampft, als wir gleich nach der Arbeit unser Zelt, die Schlafsäcke, eine große Portion unbändiger Vorfreude und die drei jüngeren Kinder ins Auto packten. Unser Wiedereinstieg in das Festivalleben war naturgemäß familienfreundlicher und nicht ganz so exzentrisch. Geplant war der Besuch des „Acoustic Lakeside Festivals“ am Sonnegger See in…

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    KROATIEN – Backbord ist links

    Mein Mann bekam während unseres Aufenthalts auf Dugi Otok richtig Lust auf eine Bootsfahrt. Mangels eines eigenen Segelscheins geschweige denn eines Küstenpatents erkundigte er sich nach kleineren, privateren Ausflugsschiffen, die uns möglichst Richtung Kornaten schippern konnten. Eine Agentur in Sali, dem größten Ort der Insel, vermittelte uns eine passende Tour. Der Schiffsführer hätte einem alten Seemannsroman entsprungen sein können. Ein brummiger, dicker, alter Kapitän mit einer endlos qualmenden Zigarette im Mund, einer abgetragenen Kapitänskappe am Kopf und einem Hund, der stundenlang seinem eigenen Schwanz nachjagen konnte, nahm am Steuerrad Platz. Er drückte zuerst einige Knöpfe am Kartenplotter und dann am Radio, sodass wir neben dem monotonen Geräusch des Schiffsmotors kroatische…

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    KROATIEN – Ein bisschen Frieden

    Sieht man sich die weltweite politische Entwicklung dieser Tage an, kommt man beinahe an den Rand der Verzweiflung und Resignation. Irgendwie beschleicht mich das dumpfe Gefühl, als sei die Menschheit doch noch nicht so weit entwickelt, wie sie es sich selbst vorgaukelt. Die Gier nach Geld und Macht weniger skrupelloser Über-Leichen-Gänger und eine angstgepeinigte Masse an kleinen Hamstern in ihrem jeweiligen Rad sind eine Jahrtausende alte Konstellation, die ganz offensichtlich nach wie vor bestens funktioniert. Bereits der altehrwürdige Yoda erkannte: „Furcht führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“ Nur eine winzige Voraussetzung ist vonnöten, um jenen Kreislauf aufrecht zu erhalten. Es braucht einen Kurier, der…

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    KROATIEN – Mordsschrecken und andere Kinderüberraschungen

    Meterhohe Wellen, knarrende Schiffsplanken, ohrenbetäubendes Donnergrollen, ein violett-schwarzer Himmel durchzuckt von grellen Blitzen, das warnende Läuten der Schiffsglocke sowie der gehaltvolle Bass eines Nebelhorns … Wie erlebten wohl die großen Seefahrer der frühen Neuzeit mit ihren jeweiligen Besatzungen Stürme und Unwetter auf hoher See, wenn „Huracán“ – der einbeinige Sturmgott der Maya – seinem Unmut Ausdruck verlieh, indem er die zerstörerische Gewalt der Fluten auf die Menschen losließ. Im Vergleich zu den großen Orkanen der letzten tausend Jahre war das herannahende Gewitter, das wir auf Dugi Otok erlebten, wohl nur eine leichte Brise mit Wetterleuchten. Die Skulptur, die am Hafen des Fischerdorfes Sali auf Dugi Otok steht, soll wohl eher…